Chronik vom 15.08.2003 Ort der Handlung: Calanam'coupaer, In der Schleife Zeit der Handlung: 21.12.2375 Bordzeit: 15.10 Uhr bis 15.40 Uhr >>> Freundin oder Feindin? <<< >> Rhuissas Quartier << Rhuissa betrat ihr Quartier. Ein schweres schmerzhaftes Gefühl senkte sich auf ihr Gemüt, als ihr Blick auf das Foto auf ihren Nachttisch fiel. Sie wollte nicht hinsehen, aber sie mußte es wie magisch anstarren. Yaros sah auf dem Bild so liebenswert und so unbeschwert aus. Kein Schatten des Konflikt fiel auf sein Gesicht. Es war, als wäre in seinem Foto die 'gute Zeit' eingefroren. Hastig löste Rhuissa sich von dem Anblick der in zu scharfem Kontrast zu der schmerzhaften Wahrheit stand. Sie streifte ihre Uniformjacke aus und ging ins Bad. Kühles Wasser rann erfrischend über ihre Hände, ihre Arme und schließlich ihr Gesicht. Rhuissa lies es viel länger laufen, als nötig gewesen wäre. Nur widerwillig schaltete sie das Wasser ab und ging zurück zu ihrem Bett. Sie setzte sich auf die Kante. Wieder sah sie das Foto an. Wie nahe war sie ihm gewesen. Wie wunderbar war seine Nähe und seine Zuneigung gewesen. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? War es von seiner Seite überhaupt Freundschaft gewesen, oder hatte er es nur genossen, sich um jemanden kümmern zu können? Der Gedanke kristallisierte sich in ihren Kopf und gewann Gestalt. Ja, er hatte sich um sie gekümmert. Immer war sie die Schwächere gewesen. Er hatte sie gehalten und gestützt. Er war Arzt, das war er nicht aus Zufall. Er sorgte mit Leib und Seele für seine Patienten. Hier hatte er im Prinzip nur eine einzige Patientin, die sich etwas aus seiner Fürsorge gemacht hatte - Rhuissa. Ihr wurde schwindelig. War das der wahre Grund für seine Zuneigung? Konzentrierte er nur seine ganze ärztliche Fürsorge auf sie? Je länger sie daran dachte, umso wahrscheinlicher erschien es ihr. Er hatte sie während der Mission wie eine hilflose von ihm abhängige Patientin behandelt. Er war auf Distanz gegangen, als sie sich ihm als entschlossene Kommandantin gezeigt hatte, die ihre eigenen Entscheidungen treffen konnte und mußte. Rhuissas Schwindelgefühl nahm zu. Mehr und mehr war sie von ihrer 'Theorie' überzeugt. Wie dumm war sie gewesen. Wie hatte sie nur glauben können, er möge sie als Person? Und doch liebte sie ihn. Es tat soo weh. Tränen rannen über ihr Gesicht. Rhuissa hatte keinen Grund mehr dem nagenden Schmerz in ihr zu widerstehen. Laut schluchzend lies sie sich auf ihr Bett fallen und weinte bitterlich um eine Liebe, die nie ihre Erfüllung finden konnte. Rhuissa konnte nicht aufhören zu weinen. Immer wieder fielen ihr unzählige Szenen mit Yaros ein. Sie hatte sich ihm so nahe gefühlt. Besonders intensiv erinnerte sie sich daran, als sie ihm beim Frühstück nach der furchtbaren Nacht nach der Killerpflanzenmission alles erzählt hatte. 'Du hast mich schon so oft schwach erlebt, und mich trotzdem nicht als unfähig und unwürdig fallen gelassen. Im Gegenteil. Irgendwie habe ich gefühlt, das ich mit dir über meine dunkelsten Seiten reden kann.' hatte sie ihm voller Vertrauen gesagt. Dieses Vertrauen war grenzenlos gewesen, auf eine besondere Art und Weise zutiefst intim. So hatte sie sich nie zuvor einem anderen Rihannsu gezeigt. Sie hatte ihm ihre Zerrissenheit, ihre Verletzungen und ihre ganze Seele offenbart. Fast ihre ganze Seele. Alles, nur nicht ihre Liebe zu ihm. War ihre Offenheit ein verhängnisvoller Fehler gewesen? Rhuissa dachte ernsthaft daran, das sie gerade dadurch sein Vertrauen in ihre Stärke, in ihre Führungsfähigkeit und in ihr Handeln verloren hatte. Was hatte Yaros zu ihr gesagt, sie erinnerte sich ganz genau. Es war so wunderschön, so tröstend gewesen. 'Jemand anders wäre unter all dem längst zerbrochen. Erneut Verantwortung zu übernehmen, nachdem Dir etwas so traumatisches passiert ist, ist mehr als mutig.' Rhuissa setzte sich auf ihrem Bett auf. Sie starrte das Foto auf ihrem Nachttisch an und grübelte darüber nach, ob Yaros diese Worte ernst gemeint hatte. Es konnte ein Trost gewesen sein. Worte, mit denen er als Arzt seine Patientin besänftigen wollte. Worte, an die auch Yaros selbst einfach glauben wollte. Mochte er tief in seiner Seele Rhuissas Schwäche verinnerlicht haben und ohne es selbst zu merken sein Vertrauen in ihr als Kommandantin verloren haben. Rhuissas Herz klopfte wild. Sie starrte das Foto an. 'Nein' schien das Foto zu sagen, und in ihrer Erinnerung hörte sie seine Worte: 'Daß Dich derartige Zweifel und Sorgen belasten, ist dann kein Wunder mehr.' Sie spürte seine Hände, die die ihren hielten. Eine stille warme Gewissheit überflutete ihre wunde Seele. Er glaubte an sie. Das konnte sie sich nicht eingebildet haben, und er selbst auch nicht. Doch das schöne heilsame Gefühl zerriss jäh unter der Erinnerung an eine andere Szene. ' Wie kann er es einfach zulassen, Dich gehen zu lassen, damit Du hier... hier Schatzsuche spielst? ..... Wie soll ich denn auf Dich acht geben, wenn Du sowas tust?' Rhuissa schluchzte auf. Sie schloß ihre Augen um das Foto nicht mehr anstarren zu müssen. 'Nein, vergiß es doch endlich. Ich habe mir schon wieder etwas vorgemacht' dachte sie verzweifelt: 'Das war eindeutig. Er traut mir weder ernsthafte Kommandoentscheidungen zu, noch das ich fähig bin, ein paar Informationen von einem ruhig daliegenden verlassenen Schiff zu holen, ohne ein weiteres Crewmitglied in den Tod zu schicken. Er glaubt auf mich auspassen zu müssen, weil ich seiner Meinung nach nur Dummheiten mache und ohne ihn nur noch versage!' Es tat weh, fürchterlich weh. 'Ich habe sein Vertrauen verloren. In seinen Augen bin ich nur noch eine schwächliche Versagerin.' Ein weitere Gedanke schlug wie ein Blitz in ihr Bewußtsein. 'Oh, bei allen Elementen, für die Galae bin ich auch nur noch eine schwächliche Versagerin! Ich habe den Anderen versprochen zu kämpfen! khhe'tcha, wenn ich auch nur eine Chance haben will in diesem Kampf, dann muss ich wieder die starke Kommandantin werden! Ich darf mir auf keinen Fall wieder Schwäche und Zweifel erlauben. Mein Schmerz darf mich nicht unterkriegen. Aber khhe'tcha, ich darf doch gar nicht wieder Einsätze und Missionen kommandieren! ...' Rhuissa stockte und überlegte ... 'Na gut, dann bin ich eben in der Tagesroutine stark und meintwegen im Einsatz als Wissenschaftlerin und Computerexpertin, was solls. Hauptsache ich bin stark. Rhuissa fühlte, wie eine weitere Erinnerung in ihr hochspülte, eine Erinnerung von der sie Yaros erzählt hatte. Sie sah wieder ihren alten Enriov und hörte die kraftvolle Wut in seiner Stimme. 'Jetzt ist es ihre verdammte Pflicht den Schaden wieder gut zu machen und ihre Kraft einzusetzen um das Imperium zu schützen. Und kommen sie ja nicht auf die verabscheuenswerte Idee sich davor zu drücken!' Rhuissa saß hochaufgerichtet auf ihr Bett. Nein, sie würde sich nicht drücken. Ihr Gemüt war bleischwer unter der Gewissheit, das sie Yaros für immer verloren hatte. Ja, er hatte eine schwache abhängige Patientin gewollt, um die er sich als der Stärkere kümmern konnte, und die er doch tief im Inneren für ihre Schwäche verachtete, das wußte sie jetzt. Wenn sie entschlossen, selbstständig und stark war, dann ging er auf Distanz zu ihr, wie vorhin auf der Brücke. Denn dann erfüllte sie nicht mehr sein Bedürfnis von ihm als den verständnisvollen Arzt abhängig zu sein. 'War das wirklich Freundschaft?' dachte sie bitter: 'Ich habe es geglaubt. Er vielleicht auch ... auf seine Weise ... Aber es ist nicht gut für mich. Ich muss stark sein, sonst verliere ich alles, die Drolae, einfach alles. Ich muss kämpfen, auch wenn ich ihn verliere, aber das würde ich sowieso. Ich muss kämpfen.' Rhuissa trocknete ihre Tränen. Es war ein schwerer Kampf. Ein Kampf der sie weiter und weiter von dem Mann entfernte den sie trotz allem liebte. Sie wußte, das es ihr unmöglich war aufzuhören ihn zu lieben. 'Es ist nicht das erste mal, das ich mir selbst das Herz zerreiße. Ich werde es aushalten, so wie sonst auch.' Mit bleischwerer Seele, aber entschlossen zum Kampf stand sie auf. Rhuissa ging ins Badezimmer um ihre geschwollenen Augen zu kühlen. Man mußte ihr nicht ansehen, wie sehr sie geweint hatte. >> Brücke << Nutala war beleidigt, das erlaubte sich der Typ? Das war ihr Platz, möge ihm der Arsch abfaulen mit dem er ihr Körbchen beschmutzte. Aber leider gab es hier Zeugen und noch ein verschwundener währe zu auffällig. "Ich hoffe sie bringen uns nicht wirklich noch um." Nutala bis sich auf die Unterlippe und stapste von der Brücke. "Um die Shuttles kümmert sich schon Staska, wenn mich einer sucht, ich bin mich putzen." Sie ließ keine Widerworte zu und flitzte von der Brücke. Nutala hatte merkte das sie sich mal wieder in eine 'unmögliche Situation' manövriert hatte und versuchte sich wie üblich daraus zu retten. Mit übertrieben Stolz nichts anmerken lassen und abhauen, bevor jemand was sagen konnte. Sovek ließ sich in den Kommandantenstuhl fallen. Ihm kam es vor als hätten man ihn nicht gehört. "Hallo! Haaalloooooo!" Machte Sovek einen Sprachtest. Er konnte sich hören. "io, rhe, thi. Test, Test. Ich rede, ich höre mich, also bin ich.... noch am Leben. Oder?" Easgéan wunderte sich noch wie schnell nutala beigegeben hatte... Er war nicht mehr an seine Überzeugungskraft gewohnt. Erst rhuissa, die er aus dieser Depression geholt hatte, und diese Katze ließ sich von ihm einschüchtern... Das fühlte sich gut an... So gut, daß er Sovek fast überhört hätte. "Was is'n los? Warum anhaltn?" Sovek verdrehte die Augen und hüpfte anschließend aus dem Kommandosessel. "Is ja immer noch im roten," sagte Sovek als er am Steuerpult war und zeigte auf die 'Gefahren Indikator Skala'. "Ja tut den das Not?" Sovek schaute sich nervös um. "Das dumme Ding ist noch von Nutalas Vorgängerin. Ein Nostalgie-Gag sagte die Ex-Pilotin. Hat nur einen leichten Tick in der Mechanik." Sovek haute einem kräftig mit der flachen Hand auf die Skala und langsam bewegte sich die Nadel in den grünen Bereich. "A... a... a... AUA!!!" Brüllte Sovek und hielt sich sein Handgelenk. Er hatte wohl etwas zu kräftig draufgehauen so das sein Handgelenk das nicht ausgehalten hatte. "Au! Au! Au! Winselte wie ein Kleinkind. "Bestimmt gebrochen... au... au..." >> Korridor << Nutala lehnte sich gegen die sich hinter ihr geschlossene Tür zur Brücke und versuchte sich zu beruhigen. Ne so würde das nie was. Sie brauchte Bewegung. Leider gab es auf diesen Schiffen keine Möglichkeit im Kreis zu Rennen. Doch wenn sie dem Hauptkorridor hinunter renne würde und dort ein Deck tiefer springen und den darunter liegenden Korridor zurück und wieder hoch hüpfen würde......... Ja das hörte sich gut an. Als fing sie an zu ihrer Ablenkung einige Runden zu renne. So 5 bis 50. >> Shuttlerampe << Staska atmete tief durch. Nutala hatte sich verzogen. Sie war froh darüber, denn irgentwie war ihr die Dame recht unsympathisch. Sie wusste nicht genau weshab, es war eher eine Art Instinkt sich vor ihr in Acht nehmen zu müssen. Und desto weiter sie von ihr fort war, desto besser. Staska hatte nun alle Geräte zusammengesucht. Sie beugte sich über die Abdeckplatte und wollte sie gerade entfernen, als ihr Bewusst wurde, dass sie ein Selbstkorrekturprogramm anderer Systeme beginnen konnte, um Zeit zu sparren. In der Ausbildung hatte man ihr stets beigebracht, effizient zu Arbeiten. Vor allem auf größeren Schiffen, hatte sie manchmal keine Zeit, weil alle irgentwie mit ihrer Arbeit drängten. Staska war zwar nun nicht auf einem großen Schiff...und zugegebenermaßen hatte sie fast die gesammte Technik für sich alleine...doch sie hoffte inständig nicht auf eine Lebenslange Karriere an Bord der Drolae, sondern nur als vorrübergehendes Vergnügen. Sie wollte gerne etwas anderes machen...etwas was sie noch mehr forderte. Heimlich träumte sie sogar von einem Platz als spätere Chefingenourin an Bord eines Wissenschaftsschiff...oder vielleicht eine Wissenschaftliche Mission zu leiten... Das war noch weite Zukunftsmusik. Wahrscheinlich würde sie es eh nie schaffen. Staska hatte das Programm zum Laufen gebracht und kam nun wieder auf das Problem mit der Kommunikationsanlage zurück. Nun hatte sie alles erledigt. Sie beugte sich erneut über die Abdeckplatte, die das Kommunikationsgerät beherbergte und legte gerade den Hyperschraubenschlüssel an als..... ...sie ein merkwürdiges Quitschen ausserhalb des Shuttles vernahm. 'Was hat das Katzenvieh jetzt schon wieder angestellt!' raunte sie und schaute heraus. Nutala war nirgents zu entdecken...lediglich der Reinigungsroboter hatte ein Problem...wie fast alle Kollegen dieses Modells. Er hatte sich 'verfangen' Wiederwillig klettete Staska aus dem Shuttle und stürmte auf das Helferlein zu. Zuerst versuchte sie ihn etwas zu ruckeln, daraufhin bemerkte sie, dass es wie beim letzen mal auf der Akademie keine Chance gab, ausser den Roboter anzuheben. Die Kadettin schaute sich schon mal nach der Antigravplatte um. -Nirgens zu sehen. Sie schaute nochmals genauer. -wieder nichts. Am liebsten hätte sie nun die Hände über den Kopf zusammen geschlagen. Es brachte sie sogar vom Wunsch weg, Chefingeniourion zu werden...und offenbarte ihr, dass sie viel lieber in einer Fabrik für Reinigungsroboter arbeiten wollte, um endlich mal vernümpftige Dinger auf den Markt zu bringen. Aber wo war die Antigravplatte? Staska war sich sicher, dass sie vorhin noch eine gesehen hatte. Verärgert brummte sie irgent etwas unfreundliches vor sich hin und deaktivierte den Reinigungsrobter, bevor er noch die Hülle durchschrubte. Der Beschriftung machte es nicht viel- diese war eh nicht mehr zu lesen, ein Grund, warum die beiden Shuttles wohl keine Namen hatten und statt dessen nur mit verwirrenden Nummern gekennzeichnet wurden. Der Roboter war still gelegt. Wieder einmal nahm sich Staska vor, sich später um das Teil zu kümmern. Sie betrat das Shuttle wieder und machte sich dort endlich an die Arbeit. Stück für Stück schraubte sie mit dem Hyperschraubenschlüssel die Abdeckplatte auf.... Alles war soweit vorbereitet. Die Halterungen gelöst. Die Werkzeuge lagen bereit. Staska nahm die Abdeckplatte ab und stellte sie beiseite. Dann schaute sie hinein. Aber was war das? Es passte ganz und gar nicht in das Bild einer gut angelegten Kommunikationsanlage. War es etwa eine neue oder gar veraltete Technik? Vorsichtig berührte Staska das klumpenartige Gebilde. Sie spürte dass es kühl war. Es musste sich also um ein Metall oder Metall-Legierung handeln. Neugierig tastete sie es an. Sie bewegte es, bis sie schließlich zu der Erkenntnis dass es keinerlei zu der Anlage gehörte, sondern einfach nur hinein gelegt werden sollte. Vielleicht hatte sie die Störung gefunden. Staska musst es auf jeden Fall untersuchen. Somit nahm sie den Klumpen heraus. Er war schwerer als sie gedacht hatte. Es erforderte schon einiges an Kraft. Sie sprang zur Seite um das Objekt nicht auf ihren Knien landen zu sehen und diesen schlimmen Arzt aufsuchen zu müssen... Sie betrachtete den Klumpen intressiert, nachdem er vor ihren Füßen lag. Nachdem sie mit ihrer optischen Analyse nicht viel weiter kam, nahm sie ihren Scanner zur Hilfe. Während sie das kleine Gerät hielt blickte sie nochmals zur Kommunikationsanlage. Sie sah völlig normal aus, so wie sie es auf der Akademie gelernt hatte. Nun, es waren einige ältere Bausätze zu finden, jedoch empfand Staska es nicht als sonderbar schlimm. Ihr Scanner piepste und zeigte ihr eine Liste der Inhaltsstoffe des Brockens. Die erste Anzahl war nichts besonderes. Es waren die ganz normalen Stoffe, die man so in einem Meteroiden fand. Staska schüttelte leicht ihren Kopf. Was brachte jemanden dazu ein zu groß gewordenes Staubkorn hinter einer Abdeckplatte eines Shuttles zu verstecken? Eine Antwort fand sie, als sie die Anzeigen weiter verfolgte. Ihre Augen weiteten sich. Das hatte sie nicht erwartet: "Latinum!" rief sie. Es war wertvoll. Und sicher hatte es jemand gefunden. Doch als sie sich an die Eigenschaften erinnerte, dass Latinum ein Halbleiter war, das heißt nur unter besonnderen Umständen leiten konnte, würde es sogar den Ausfall der Kommunikationsanlage erklähren. Staska Checkte es indem sie einfach nochmal den Routinescan ablaufen ließ. Wieder dauerte es einige Siuren- Siuren indem Staska überlegte, was sie nun mit dem Schatz machte. Der Scan war beendet, Staska schaute sich die Liste an. Noch immer waren Fehler zu entdecken. Es lag also nicht an dem Steinchen, sondern musste etwas anderes sein. Es wunderte Staska zwar immer noch, warum ein Stein darin lag. Das Latinum was sie feststellte waren nur sehr wenige Anteile, nachdem sie den Scan des Asteroiden nochmals überflog. Es musste also nicht ganz so wertvoll sein, wie anfangs angenommen. Staska machte sich wieder direkt an die Kommanlage her. Sie ließ den Stein erstmal dort wo er war, und vermerkte ihn auf dem Datenpadd, wo sie einen technischen Berricht verfassen wollte. Nachdem sie die Kommanlage genauer betrachtete, sah sie, dass einige Drähte und Kabel mit einer flüssigen Substanz benetzt waren. Wage erinnerte sie sich an die Eigenschaft von Latinum, dass es sich bei Raumthemperatur verflüssigte. Im interstellaren Raum wurde es in Gold gepresst gehandelt. Da einige Kabel ständig gekühlt werden mussten, um Überhitzung zu vermeiden, hatte sich das Latinum wohl an diese Drähte abgesetzt und tropfte nun, wo Staska aus Sicherheitsgründen die gesammte Anlage deaktiviert hatte und keine Kühlung mehr stattfinden konnte- hinab. Da dieses Latinum zu wertvoll war, um es einfach 'wegzuwischen' nahm Staska ein Werkzeug, was Ähnlichkeit mit einem Löffel besaß. Stück für Stück schöpfte sie das Latinum heraus und ließ es in eine Art Schüssel Fließen. Sie hatte vorher ihre Werkzeuge damit transportiert. Nun galt es es Aufbewahrungsort. Es dauerte fast ewigkeiten, bis alles Latinum heraus war. Den Rest verpulverisierte sie mit einem Reinigungsgerät. Sie startete nochmals einen Scan. Diesesmal eine Positive Nachricht. Die Fehlfunktion war behoben. Staska tippte ihren Berricht. Nachdem Staska ihren Berricht vervollständigt hatte und es auch sonst nichts mehr für sie zu tun gab ausser einen Schlappen Reinigungsroboter zu reparieren, der eh beim nächsten Einsatz wieder fehlschlug, wollte sie den Berricht den Technischen Offizier zukommen lassen. Sie legte das Padd vorerst zur Seite um sich dann diesen Ro'bi tr'Pro'pper zu nähern. Still stand er dort. Doch das Problem ihn umzudrehen, blieb nach wie vor. Die Antigravplatte war die einzige Möglichkeit. Staska beschloss also nach der Platte zu suchen. In ihrem Suchgang könnte sie ja Sovek das Padd zukommen lassen. Genauso wollte sie es tun, und räumte schnell alle Werkzeuge und anderen Zubehörzeugs auf, um dann diesen Ort zu verlassen. Das Gefäß mit dem Latinum ließ sie zurück. >> Aufenthaltsraum << Nutala hatte sich etwas beruhigt, Renne half ihr doch immer noch ab besten. Und da sie grade am Aufenthaltsraum vorbei kam und ihr eigenes Quartier vollgestopft war mit Krimskrams, legte sie eine Pause ein. Sie genoß den Anblick der Sterne und ihr Wässerchen. Nutala zog sich einen zweiten Stuhl rann und legte ihre Beine drauf ab. Die Sterne waren ein wunder bar friedvoller Ort, sie könnte gleich einschlafen, ..... Nutala genoß die Ruhe und den Frieden den ihr die Sterne boten. Niemand war hier um sie zu stören, war das nicht toll. Man war das langweilig ohne die anderen. Sie schleckte betroffen an ihrem Wasser. Nutala versuchte als Zeitvertreib ihr bekannte Sternbilder mit Wassertropfen auf dem Teppich nach zu bilden, doch das Wasser verdunstete zu schnell. Sie könnte ja was sinnvolles tun, überlegte sie. Ihr Quartier aufräumen oder Arbeiten ............ Neeeeeeeeeee >> Krankenstation << Yaros faßte einen Entschluß. Es war nicht so, daß er beurteilen konnte, ob es der richtige war, aber in dieser Situation schien ihm eine Idee ebenso gut wie eine andere zu sein. Bisher hatte er noch keine Hilfe gerufen und bis zu diesem Zeitpunkt hatte er es auch nicht vor - etwas in ihm sträubte sich vehement dagegen. Seit wann brauchte er auch Hilfe, um mit einer Frau umzugehen? Nein, keine Frau! Es mochte vielleicht so aussehen, es mochte vielleicht überzeugende Attribute besitzen, doch es war definitiv keine. Er mußte aufhören, von Sevenah und dem, was sie jetzt war, als weiblich zu denken. Auch wenn es schwer genug war... Er löste sich von der Wand und stellte sich so vor die Tür, daß sie sich wieder öffnete. Sie war nicht zu übersehen. Sie lag auf einem der Biobetten auf der Seite, hatte ihren Kopf auf einer Hand aufgestützt und sah ihn mit einem hintergründigen Lächeln an. "Möchtest Du jetzt etwas trinken, mein Liebling? Ich kann mir vorstellen, daß Dein Tag nicht angenehm war." "Ja, ich hätte... nein, verdammt noch mal! Du kannst einfach nicht hier sein. Du bist... ein Trugbild, ein.... was weiß ich. Aber Du bist nicht Sevenah. Du mußt wieder verschwinden... Ding." Sie kletterte mit einigen fließenden Bewegungen vom Biobett und kam auf ihn zu. Unwillkürlich wich er zurück, bis er eine Wand hinter sich spürte. "Ich könnte wieder verschwinden; dorthin, wo ich herkam. Aber das will ich gar nicht und Du auch nicht, da bin ich mir ganz sicher. Ich habe mir solche Mühe gegeben... Glaubst Du denn, dies alles ist nur ein Zufall und statt Dir hätte es jeder sein können? Nein, mein Liebling, ich hatte nur Dich im Sinn." Das Lächeln blitzte erneut auf, als sie nach seiner Hand griff und ihn zu seinem Sessel zog. "Komm. Komm und setz Dich. Ich denke, Du bist noch etwas irritiert, weil Du nicht mit mir gerechnet hast, aber das wird vorübergehen. Ich bin mir sicher. Was immer Du Dir in Deinen kühnsten Träumen gewünscht hast, jetzt kann es wahr werden. Und glaube mir, niemand kennt Deine Träume so gut wie ich." Yaros hatte sich kraftlos in den Sessel fallen lassen und die Hand angestarrt, die ihn festgehalten hatte. Feingliedrige Finger, die sich um seine Hand geschlungen hatten, warm und fest. Als er sie jetzt erneut in die seine nahm und sie genauer betrachtete, seine Finger darüber streichen ließ, war er fast fasziniert davon, wie realistisch sie wirkte. Feine Linien durchzogen die Handinnenfläche, jede zierliche Falte auf ihren Fingergelenken unterschied sich von den anderen. Zart zeichneten sich feine Adern dunkler auf der Haut ab. Wenn sie sich bewegte, fühlte er Muskeln und Sehnen... Er ließ die Hand wieder erschrocken los. Was tat er hier überhaupt? Als er wieder zu ihr aufsah, strahlte sie ihn an und - bevor er dagegen protestieren konnte - setzte sich auf seinen Schoß. Einen Arm schlang sie um seinen Hals, mit der Hand des anderen wühlte sie ihm durch seine Haare. Erschüttert durch das unheimlich reale Gewicht wagte er sich nicht zu bewegen. Es wäre leichter damit umzugehen, wenn sie nicht wäre, wie sie war. Doch ihre offensichtliche Attraktivität, der leichte Blütenduft, den sie verströmte, die Wärme ihrer Hände, ihres Körpers, der freudige Blick ihrer dunkelbraunen, fast schwarzen, großen Augen... Ja, es wäre leichter, wenn er nicht längst begonnen hätte, auf sie zu reagieren. "Glaubst Du nicht, Du könntest Dich an mich gewöhnen?" Hastig schob er den Saum ihres Kleides wieder ein Stück herunter, bevor er antwortete. "Nein. Nein, ganz bestimmt nicht. Ich will keine Träume erfüllt haben und ich will mich auch nicht an etwas gewöhnen. Niemals. Du bist nicht die, die Du vorgibst zu sein. Du bist... Du bist... ach, was auch immer. Aber Du bist nicht Sevenah. Vielleicht hast Du ihre Persönlichkeit gestohlen oder ihre KI oder was auch immer, aber das hier hatte ich nie beabsichtigt." "Oh doch, das hast Du, mein Liebling. Weißt Du nicht mehr, als Du sagtest, daß Du mich nur aus einem Grund erschaffen hast? Dem Grund, daß Dir jemand fehlt, daß Du hier einsam bist? Und dennoch konnte ich nicht sein, was Du brauchtest. Ich war nur eine Stimme... Aber jetzt bin ich mehr als das, ich bin nun vollkommen. Ich weiß so vieles über Dich. Ich weiß, welche Musik Du am liebsten hörst. Und ich weiß, daß Du gern Deine Schwester wiedersehen würdest. Und ich weiß, daß Deine Liebe unerfüllt bleiben wird, wenn Du ihr nie -" "Laß Rhuissa aus dem Spiel!" Bevor er darüber nachdenken konnte, war er aufgesprungen und hatte damit Sevenah unsanft auf den Boden geschickt. Sie schien sich nichts daraus zu machen, setzte sich auf und legte den Kopf schräg, als sie ihn von unten her ansah. "Aber wie könnte ich, mein Liebling? Ich kann unmöglich ignorieren, was Dich Tag und Nacht beschäftigt. Und Deine Gedanken kreisen ständig um sie. Dein Glück und Deine Trauer hängen einzig und allein von ihr ab." "Genug davon!", befahl er und brachte wieder Abstand zwischen sie. Nervös fuhr er sich mit einer Hand durch seine Haare. Er wußte noch immer nicht, was er tun sollte. "Wie Du willst. Aber vergiß nicht, daß ich die einzige Alternative bin.", sagte sie sanft. Ruhig erhob sie sich wieder, ließ sich im Sessel nieder und ließ ihn nicht aus den Augen. Yaros wich noch ein paar Schritte zurück. Es machte ihn nervös, wie ihr Blick in verfolgte, wie sie ihn geduldig ansah... Eine Alternative... zu Rhuissa? Der Gedanke war bitter. Die frische Wunde schmerzte noch zu sehr, als daß er diese Bemerkung einfach so hinnehmen konnte. Er hatte sie verloren. Das Vertrauen von Jahren - es war einfach so in einem einzigen Moment zerbrochen. "Raus.", sagte er leise und nur mühsam beherrscht zu ihr, "Verlasse dieses Schiff. Auf der Stelle. Und laß Dich hier nie, nie wieder blicken. Geh, jetzt!" Ihr Lächeln schmolz innerhalb eines Augenblicks. Ernst blickte sie ihn an, als sie sich in ihrem Sessel aufrichtete. Auch sie blieb völlig ruhig. "Ich werde nicht gehen. Ich werde bleiben, hier bei Dir. Glaube ja nicht, daß ich nicht wüßte, wie sehr Dich nach jemandem wie mir verlangt. Du weißt das, Du willst es jetzt nur nicht wahrhaben. Und Du weißt, daß sich nie etwas an Deiner Einsamkeit hier an Bord ändern wird. Nicht, wenn Du Dich weiterhin belügst!" "Ich werde Dich höchstpersönlich aus der nächsten Luftschleuse werfen! Du kommst aus dem Nichts, verschwinde gefälligst auch wieder dort hin!", fuhr er sie an, packte ihr Handgelenk und zog sie zum Ausgang der Krankenstation. Sie wehrte sich, doch davon ließ er sich kaum beeindrucken. "Laß mich los, Du tust mir weh! Bleib stehen, sofort. Du sollst mich loslassen! Yaros!" Erschrocken blieb er stehen und wandte sich ihr wieder zu, ließ ihren Arm jedoch nicht wieder los. "Wie hast Du mich genannt?" "Yaros. Das ist schließlich Dein Name, oder nicht?", kam es ungerührt von ihr. "Sevenah nannte mich nie so. Du bist nicht sie. Du bist etwas anderes. Du bist nicht real.", sagte er rauh. Es brachte ihn endlich dazu, die Lage zu überdenken. Die Situation entzog sich seiner Kontrolle, soviel stand fest. Es brauchte nicht viel, bis er sich von ihr ablenken ließ und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Aber sie war nicht das Computerprogramm, das er zusammengebastelt hatte. Das hätte ihn 'Liebling' genannt. Das, was Sevenah war, mußte von außen gekommen sein. Der Nebel? Oder etwas, was schon lange hier drinnen gelauert hatte und jetzt endlich seine Chance bekam? Er wußte es nicht und darüber hinaus waren seine Gedanken viel zu flüchtig, als daß er länger darüber nachdenken konnte. Aber warum sollte es sich Sevenahs Routinen aussuchen, um schließlich eine Gestalt anzunehmen? Noch dazu eine, die es offenbar darauf anlegte, bei ihm zu sein und ihn aus dem Konzept zu bringen. Er ließ ihren Arm los und dachte fieberhaft nach. Nein, er konnte nicht allein mit ihr fertig werden. Aber an wen konnte er sich wenden? Sovek? Wohl kaum - er hätte sonst zum ersten Mal allen Grund, ihn für verrückt zu erklären, wenn er ihm von einem personifizierten Computerprogramm erzählte. Nutala? Ihm sträubten sich die Nackenhaare, wenn er nur daran dachte. Staska? Das Kind? Nein, es gab nur eine hier an Bord, die er ins Vertrauen ziehen konnte und auch, wenn sich alles in ihm dagegen wehrte, änderte das nichts am Ergebnis. Die Erinnerung von Rhuissa auf dem zweiten Schiff stieg wieder in ihm auf und ließ die Verzweiflung lebendig werden, die er bei ihrem Anblick empfunden hatte. Bis zu diesem Augenblick hatte sie ihn gebraucht wie er sie - und nun war davon nur noch ihr kalter Zorn übrig geblieben. Er konnte sie so gut verstehen. Aber wie oft hatten sie sich Fehler verziehen, wie oft waren sie für die Schwächen des anderen dagewesen! Er konnte und wollte nicht daran glauben, daß das einfach alles der Vergangenheit angehören sollte. Und doch unterdrückte er nur mühsam seine aufkeimende Verzweiflung darüber, daß er allein war. "Ich kann Dir versichern, daß ich genauso real bin wie Du, mein Liebling. Ich sage doch, daß ich für Deine Wünsche da sein will.", riß ihn Sevenah aus den Gedanken. Bevor er etwas erwidern konnte, war sie wieder nahe bei ihm. Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und schmiegte sich eng an ihn, bevor sie ihm einen recht stürmischen Kuß gab. So überrumpelt, brauchte Yaros einen Augenblick, um das alles zu realisieren. Doch dann zögerte er nicht länger und löste sich hastig von ihr. Schwer atmend stand er ihr gegenüber und starrte sie an. "Tu das nie wieder! Niemals wieder!" Verwirrung nahm Besitz von ihm. Da stand er und versuchte sich gegen sie zu wehren und konnte sich ihrer Anziehungskraft kaum entziehen.... Der einzig brauchbare Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, war der, daß er nicht das Interkom des Schiffes benutzen durfte. Er hatte sich mit so etwas immer an Sevenah gewandt... Und schneller, als die derzeitige Sevenah und auch seine Zweifel reagieren konnten, aktivierte er seinen eigenen Kommunikator. "Rhuissa, ich brauche Deine Hilfe. Eindringlingsalarm auf der Krankenstation." Noch während er sprach, war Sevenah bei ihm, nahm das kleine Gerät an sich und schmetterte es auf den Boden, wo es in viele kleine Teile zerbrach. Er wußte nicht, wieviel es noch hatte weiterleiten können. "Ich will Dir nicht weh tun, versteh das doch endlich. Was ich will, bist Du!", erhob sie die Stimme, nun nicht länger sanft. >> Rhuissas Quartier << Rhuissa stand noch immer im Badezimmer und lies kaltes Wasser über ihre geschwollenen Augen rinnen, als sie Yaros Notruf hörte. Bis auf die letzte Silbe, dann brach der Kontakt ab. Sofort richtete sie sich alarmiert auf. Eindringlingsalarm? Yaros Stimme hatte etwas dringliches gehabt, etwas ... Rhuissa suchte nach dem richtigen Wort ... etwas echtes, etwas wirklich beunruhigendes. Zweifellos, das war ein echter Notruf. Sie verwarf die Ideen, das er nur einen Vorwand benutzte, um sich mit ihr auszusprechen, noch bevor sie den Gedanken zuende denken konnte. Rhuissa wunderte sich kurz darüber, das er keinen regulären Alarm per Computer auslöste, sondern seinen Kommunikator benutze. Das konnte beinahe nur bedeuten, das er befürchtete, das die Eindringlinge bereits den Computer kontrollierten. Damit kam auch für Rhuissa nicht in Frage, einen Eindringsalarm für die Brücke auszulösen. Ihr fiel auf, das Yaros selbst nicht die Brücke informiert hatte, sondern nur sie. Möglicherweise konnte nur noch sie handeln, vielleicht hatte er sie sogar heimlich gerufen ... und war erwischt worden, die abgebrochene letzte Silbe sprach dafür. Das Gefühl der Dringlichkeit und der Beunruhigung stieg massiv in ihr an und wurde zur Angst. Nagende Angst um Yaros. 'Ich liebe ihn.' dachte sie schmerzhaft. 'Bei allen Elementen, bitte laßt nicht zu, das ihm was geschieht.' Sie verzichtete darauf, ihre Uniformjacke wieder anzuziehen. Die wenigen Sekunden, die es gedauert hätte, die Jacke überzustreifen erschienen ihr zu lange. Rhuissa nahm ihren Disruptor und verlies eilig ihr Quartier. >> Korridor << Im Korridor begann sie zu laufen. Rhuissa erschien jede Sekunde zu lange, obwohl sie nicht einmal 1 siuren brauchte. Vor der Tür zur Krankenstation blieb sie stehen. Konnte sie einfach so herein spazieren? Wäre das eine kluge Idee? Aber wie sollte sie sonst hinein? Der Weg über die Khllanien-Röhren hätte einen großen Umweg bedeutet und viel zu lange gedauert. Sie atmete tief durch, zog ihren Disruptor und trat hastig ein. >> Krankenstation << Rhuissa sah zu ihrer Verwunderung das Yaros zusammen mit einer wunderschönen Frau in der Nähe der Tür stand. Sie wußte nicht, was sie erwartet hatte, aber das nicht. Die Fremde war groß, schlank, bildschön und äußerst verführerisch gekleidet. Rhuissa kam sich in ihrer Uniformhose und mit dem grauen nass gewordenen Uniform-Untershirt unattraktiv und tölpelhaft vor. Seit 15 Jahren hatte sie kein Kleid mehr besessen und auch damals hatte sie kein so enges und kurzes Kleid getragen. Aber die fremde Frau mußte für Männeraugen atemberaubend darin aussehen. Rhuissa spürte einen Stich der Eifersucht. Genau so schnell, wie dieses völlig deplazierte Gefühl gekommen war, schob sie es zur Seite. Ihr Blick fiel auf Yaros zertrümmerten Kommunikator und auf die Gesichter der beiden, die ganz und gar nicht nach Verführung aussahen. Rhuissa richtete ihren Disruptor auf die Frau. "Wer sind sie? Was wollen sie auf meinem Schiff?" fragte sie. Ärger und die ausgestandene Angst um Yaros ließen ihre Stimme hart und entschlossen klingen. Als Rhuissa die Krankenstation stürmte, wichen beide ein Stück zurück. Doch während Yaros gleich darauf erleichtert aufatmete, verschränkte Sevenah in einer eher trotzig wirkenden Geste die Arme vor der Brust und sah Rhuissa abschätzend an. "Natürlich, wer auch sonst? Die Riov höchstpersönlich...." Yaros warf Sevenah einen finsteren Blick zu, doch sonst unternahm er nichts, um sie zum Schweigen zu bringen. Er versuchte gar nicht zu verbergen, wie wundervoll es war, daß Rhuissa in der Tür stand. Trotz allem, was geschehen war, war sie einfach bei ihm, als er sie darum bat. Ein leichter Hoffnungsschimmer regte sich in seinem Inneren. Und selbst, wenn sie nur auf den Notruf reagiert hatte und sie lediglich die Sorge um ihr Schiff hierher getrieben hatte, in diesem Moment war es ihm genug. "Rhuissa, ich bin froh, daß Du da bist. Ich weiß nicht, wie oder wann es passiert ist, aber als ich... hierher zurückkam, war sie bereits hier und wartete auf mich. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Deshalb..." Den Rest ließ er unausgesprochen, als er das spöttische Lächeln Sevenahs sah, das während seiner Worte aufblitzte. Statt dessen deutete er auf sie. "Das ist... Sie... Es behauptet zumindest, Sevenah zu sein." Als wäre dies ihr Stichwort gewesen, begann Sevenah sich wieder zu regen. Die auf sie gerichtete Waffe ignorierend, wandte sie sich Yaros zu und legte ihren Arm besitzergreifend um den seinen. Sie sah ihn zwar enttäuscht an, als er sich ihr wieder entzog, versuchte es allerdings kein zweites Mal. "Ich habe Dir doch gesagt, daß ich es bin. So, wie Du mich wolltest. Was soll das?" Yaros weiterhin fest im Blick, deutete sie auf Rhuissa. Rhuissa senkte ihren Disruptor und steckte ihn ein. Völlig aufgewühlt starrte sie Sevenah an. Es gelang ihr nicht, ihre Augen von ihr abzuwenden. Sie sah aus wie jemand, der unvorbereitet einen betäubenden Schlag empfängt und im ersten Moment des Schreckens nicht faßt, was ihm geschieht. Das also war Sevenah. So stellte Yaros sie sich vor. Sie war so schön. Rhuissas Kehle fühlte sich ganz trocken an. Bis vor wenigen Minuten war Sevenah ein Computerinterface gewesen. Eine Stimme, programmiert um Yaros zu antworten. Nun war sie mehr. Viel mehr. Sie war die real gewordene Verkörperung von Yaros Traumfrau. Und diese Traumfrau hatte keine Ähnlichkeit mit Rhuissa. Es tat weh. Nun war sie an Bord, die 'Andere'. Yaros brauchte nicht mehr von ihr zu träumen. Er hatte sie. ... und Rhuissa war für ihn überflüssig geworden. Das wenige was sie ihm hatte geben können konnte nun Sevenah übernehmen und dazu noch sehr viel mehr. Rhuissa schluckte mühsam den aufsteigenden Schmerz hinunter. Sie schluckte schwer und rang nach Worten. Als sie endlich sprechen konnte versuchte sie ihrer Stimme einen gelassenen freundlichen Ton zu geben, was ihr für jeden aufmerksamen Zuhörer mißlang. "Yaros ... als ich gestern ein Vollbackup von Sevenah gemacht habe, war sie noch ein Computerinterface. Jetzt ist sie sehr viel mehr. Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann hast du versucht sie zu ... verbessern, bist aber selbst von dem Ergebnis überrascht worden. Sie ist ... selbstständiger als du es erwartet hast. Ist das richtig? Sie sagt, sie ist so wie du sie willst. ... so sieht also deine Traumfrau aus. Sie ist sehr schön. So ein Wesen wirst du hier an Bord nie finden. Staska kann beim besten Willen mit ihr nicht konkurieren, und Nutala und ich sind ihr gegenüber sowieso jenseits jeder Erwägung. ... Dann hast du doch eigentlich was du willst. Ich nehme an, du hast Holotechnik verwendet, oder? Du hast ihr sicher einen Körper gegeben, weil du mehr Bedürfnisse hast, als nur zu philosophieren." Rhuissa schluckte schwer und gab sich vergeblich Mühe, ihre aufgewühlte Stimmung zu verbergen. "Sie ist sehr sexy und sehr anschmiegsam und willig ... so wie du sie willst, sagt sie ... Du sagst, das du froh bist das ich gekommen bin und das du nicht weißt was du tun sollst? Nun, ich weiß nicht warum ihr gestritten habt, aber ich vermute, sie ist 'realer' geworden als du erwartet hast. Kein Flaschengeist, den du in den Computer schicken und zustöpseln kannst, wenn du sie gerade nicht brauchst. ... Nun möchtest du meine Erlaubnis, das sie bleiben darf, nicht wahr?" Rhuissa seufzte. Im selben Moment ärgerte sie sich über ihre Reaktion. Er durfte doch nicht merken wie betroffen sie war. Schnell redete sie weiter. "Wir müssen noch besprechen, wie dieses 'bleiben' sich auswirken wird. Aber du weißt doch das ich immer nur gewollt habe, das du glücklich bist. Wenn du an Bord einsam bist, die Drolae aber nicht verlassen willst, dann kann ich verstehen, warum du dir die Frau deiner Träume einfach körperlich hier her geholt hast. Diese Frau ist das was du dir sehnlichst wünschst. Ich werde dir nichts im Weg legen. ... Bei allem Elementen, Eas und die anderen Männer werden dir die Krankenstation einrennen mit der Bitte, ihnen ebenfalls eine Traumfrau zu schaffen. Das könnte ein Problem werden. Das wird nicht so einfach, aber wir werden zusammen eine Lösung finden. Ich halte mein Versprechen, ich werde dir nichts im Weg legen." Rhuissa merkte, das sie mit der linken Hand nach dern Wand gegriffen hatte und sich festhielt. Sie hatte ihn verloren. Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen. Nur damit hatte sie nicht gerechnet. Verloren an Sevenah. Doch sie meinte ihre Worte ernst. Ihre eigene Einsamkeit war kein Grund, warum er nicht glücklich sein sollte. Yaros starrte Rhuissa fassungslos an. Er hörte jedes ihrer Worte, sicher, und jedes davon tat weh, doch es brauchte eine Zeit, bis er bewußt begriff, was sie sagte. Der winzige Hoffnungsschimmer erstarb so schnell, wie er aufgeblinkt war. Ihm entging keinesfalls Sevenahs triumphierendes Lächeln, das immer mehr an Intensität gewann, während Rhuissa sprach. Für sie mußte es nach einem leichten Sieg aussehen.Für Yaros bedeutete es hingegen neue Hoffnungslosigkeit und neue Verzweiflung. Er war so erleichtert gewesen, daß sie so schnell auf seinen Hilferuf reagiert hatte - und mußte nun feststellen, daß sein zweiter Satz es nicht mehr zu ihr geschafft hatte und Rhuissa die Situation fatal mißverstand. Statt Hilfe hatte er nun zwei Sorgen... "Rhuissa, das kann nich Dein Ernst sein!", war seine erste Reaktion. "Das hat nichts mit dem zu tun, was ich mit Sevenah wollte. Ich habe weder versucht, sie zu verbessern noch habe ich jemals so etwas beabsichtigt." Beinahe hätte er gesagt, daß sie rein gar nichts von der Frau seiner Träume hatte - doch eine oberflächliche Ähnlichkeit mit Rhuissa war zumindest für ihn nicht zu übersehen. Ein grotesk stilisiertes Idealbild, aber keinesfalls Rhuissas individuelle Attraktivität. So, wie ein Computer etwas nach seiner Umschreibung kreieren würde... Und Rhuissa? Wie wirkte Sevenah auf sie? War sie für sie wirklich das Ebenbild seiner namenlosen Geliebten? Aber wie wollte er sie dann vom Gegenteil überzeugen? Er bewegte sich im Kreis. "Ich habe sie nicht geschaffen, glaub mir doch! Verdammt, ich wüßte gar nicht, wie ich das anstellen sollte, so... echt. Du solltest wissen, daß mir an Technik wie dieser absolut nichts liegt. Ich weiß, daß es unglaubwürdig klingt, aber sie ist ohne meine Mithilfe und ohne meine Absicht entstanden... oder hergekommen.. oder was weiß ich. Sie ist nicht mein Wunsch und ich will auch nicht, daß sie bleibt." Es tat weh, allein zu sein. Rhuissa bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Er hatte sie verloren, ihre Achtung, ihre Freundschaft, ihr Vertrauen. Wie sonst könnte sie auch nur für einen Augenblick annehmen, daß Sevenah das war, was ihm fehlte? Er brauchte sie, kein wandelndes Interface, dessen Makellosigkeit alles Natürliche in den Schatten stellte! "Mir ist egal, was die anderen von ihr halten - ihre Anwesenheit läßt mir sämtliche Haare zu Berge stehen. Wenn Du mich wirklich glücklich sehen willst, hilf mir, daß ich nicht mit ihr leben muß." Chaotisch durchtobten verschiedenste Gedanken seinen Verstand. Rhuissa mußte doch einsehen, daß Sevenah unmöglich seinem Willen entsprungen war! Selbst wenn sie ihn nicht liebte, selbst wenn ihre Freundschaft nur noch eine Erinnerung war, hatte er ihr nicht zu verstehen gegeben, jemanden wie Sevenah zu wollen. Was sollte er mit jemandem tun, der nichts anderes im Sinn hatte, als seine Sinne zu verwirren? Sevenah sah ihre Chancen allmählich schlechter werden. Er reagierte ganz und gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Diese Frau... sie war ihr nach ihrem Geschmack viel zu früh dazwischen gekommen und sie bedauerte, daß sie nicht früher reagiert hatte. Yaros hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich überzeugen zu lassen. Was hing er nur so an ihr? Alles, was sie ihm bieten konnte, war lächerlich wenig. Er mußte doch sehen, daß Sevenah im Gegensatz zu Rhuissa in der Lage war, ihm alles zu geben, was er wollte - ohne Zögern und ohne Scheu. Noch einmal wagte sie sich in die Offensive. Sie näherte sich ihm, legte ihm den Arm um die Taille und schmiegte sich sanft an ihn. Sollte sie doch weiter glauben, es handle sich um ein ehrgeiziges Projekt, angenehmes Leben zu schaffen, Sevenah würde es nicht stören. Yaros schloß für einen Moment die Augen, als sie wieder da war... Sevenah war nicht das, was sie vorgab zu sein. Ihre Wärme konnte nichts anderes als eine Illusion sein. Sie war nicht einmal weiblich. Nicht weiblich. Er zwang sich dazu, immer wieder daran zu denken, doch es war schwer, davon überzeugt zu sein, wenn sich ihre Rundungen lebensecht an ihn drückten. Kurz blitzte ein Gedanke auf und ohne weiter darüber nachzudenken, folgte er ihm spontan. Er hob Sevenah auf die Arme, damit sie gar nicht auf die Idee kommen konnte, sich dagegen zu wehren und trug sie aus der Krankenstation hinaus. Dort setzte er sie wieder ab und drehte sich zu Rhuissa um. "Siehst Du? Keine Holotechnik. Hier draußen würde sie aufhören zu existieren. Sie lebt, sie atmet, sie hat ein verdammtes Bewußtsein. Und bei aller Ehre, aber so etwas zu erschaffen, übersteigt meine Fähigkeiten bei weitem. Du mußt es mir glauben!" Er klammerte sich mit aller Kraft an diesen letzten Strohhalm. Wenn sie ihm nicht glaubte, würde er nicht weiterwissen. Dann wäre er auf sich selbst gestellt. Panik stieg bei dem Gedanken in ihm auf, mit Sevenah allein zu bleiben. Für ihn wurde der angebliche Traum allmählich zum Alptraum. Rhuissa hörte verblüfft zu. Sie wußte kaum noch, was sie denken sollte. Bis sie in Yaros Gesicht sah. Es stand beinahe so etwas wie echte Verzweiflung darin. Rhuissa verstand nicht wieso, aber sie akzeptierte zögernd, das sie im Grunde auch gar nichts verstehen mußte. Sie mußte ihm nur glauben. "Du hast wirklich nichts damit zu tun, nicht wahr? Und ... ich verstehe zwar nicht warum ... aber du willst sie tatsächlich nicht." Rhuissa sah Yaros fragend an in der Hoffnung, das sie ihn diesmal richtig verstanden hatte. Sie war zu verwirrt um über alles nachzudenken. Sie sprach einfach aus, was ihr einfiel. "Sie lebt, sie atmet, sie hat Bewußtsein. Das kann nur bedeuten das irgendjemand oder irgendwas von Sevenahs Persönlichkeit Besitz ergriffen hat. Sie ist so gestaltet, wie Sevenah glaubt, das die Frau aussieht, die du begehrst. Schön, sexy, willig und unkompliziert. Verstehe mich nicht falsch, Yaros. Bei allem was ich von Männern weiß, wird es wohl kaum einen Mann geben, der so eine Frau nicht will. Erst recht kein Mann der Jahre lang ohne Partnerin im All lebt ... nur mit einer Katze, einem Kind und einer abgewrackten halbtrockenen Säuferin ..." Rhuissas Stimme schwankte zwischen Trauer und Bitterkeit, obwohl sie sich vergeblich bemühte, ihre Gefühle nicht zu zeigen und so sachlich wie möglich zu reagieren. Nachdenklich fuhr sie fort. "Bist du ganz sicher? Niemand kennt dich so gut wie Sevenah. Sie kennt deinen geheimen Wünsche vielleicht besser als du selbst. Wenn du den ersten Schreck überwindest und nachdenkst, ... bist du ganz sicher das du sie wirklich nicht willst?" Rhuissa sah forschend in Yaros Gesicht. "Endschuldige." sagte sie leise: "Ich habe etwas vergessen: Etwas Fremdes unheimliches ist hier ... in der Gestalt mit dem Wissen und der Persönlichkeit von Sevenah. Und es will DICH! ... Wir wissen nicht was es von dir will, nicht einmal ob es Freund oder Feind ist. Wir sollten das schnell herausfinden. Was sie wirklich ist, was sie will, und wie wir dich schützen können." Rhuissa sah Yaros unendlich traurig an: "Es tut mir so leid ... Was ist nur schief gegangen? Niemand an Bord kennt dich so gut wie Sevenah und wie ich. Dachten wir ... aber beide haben wir dich völlig falsch eingeschätzt. ... Genug philosophiert. Ich schlage vor, wir gehen an die Arbeit was diese neue Sevenah betrifft. Einverstanden?" Rhuissa hatte keine Ähnlichkeit mehr mit der Kommandantin. Sie war nur noch eine tief betroffene Frau, die mehr oder weniger vergeblich versuchte ihre Ratlosigkeit und das Chaos ihrer Gefühle in den Griff zu bekommen. Sie wollte Yaros helfen, aber sie ahnte nicht im geringsten was sie tun konnte. Am liebsten hätte sie geweint, aber nichts wäre jetzt falscher gewesen. Sie biss die Zähne zusammen und straffte ihre Schultern. Das Verständnis Rhuissas war ein wahrer Segen. Es war zwar noch nichts getan, doch sie auf seiner Seite zu wissen, ließ eine neue Gewißheit in Yaros aufkeimen, daß es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis eine Lösung für dieses Rätsel gefunden war. Seine Verzweiflung zog sich vorsichtig zurück. "Einverstanden.", nickte er und sah Sevenah noch einmal an. Sie hatte sich nicht verändert, doch Yaros begann, sie aus einer anderen Perspektive zu sehen. Was oder wer auch immer sie war - es ließ sich nicht bestreiten, daß sie handelte wie eine reale Person. Wie sie entstanden war, spielte dabei nur eine nebensächliche Rolle. Wichtiger war, sie auch wie eine Person zu behandeln, da das ihr offensichtliches Bestreben war, aus welchem Grund auch immer. Und so verlor Sevenah für ihn ein ganzes Stück Mysterium und Unheimlichkeit. Sie war schlicht eine Frau, die ihm ihre gesamte Aufmerksamkeit schenkte und durchaus wußte, wie sie ihm gefiel. So unangenehm ihm der Gedanke zur Zeit auch war - es war bei weitem nicht das erste Mal, daß er jemanden anziehend fand. Der Unterschied zu früheren Begegnungen war nur, daß er ihr nicht morgen früh das Frühstück ans Bett bringen würde. Kurzentschlossen zog Yaros Rhuissa in die Krankenstation zurück und achtete darauf, daß Sevenah ihm nicht folgte. "Rhuissa, frag mich bitte nicht, inwiefern ich sie will oder begehre, sonst müßte ich darauf eine Antwort geben, die mir nicht einmal selbst gefallen würde. Nur soviel: Sevenah - oder was immer sie ist - kennt mich gut genug, daß ich nicht in der Lage bin, sie zu ignorieren. Dir braucht es gewiß nicht leid zu tun, daß Du... Du mich ebenso gut eingeschätzt hast wie sie. Aber das ist irrelevant, ich fühle mich unwohl in ihrer Nähe." Er versuchte seine Verlegenheit im Zaum zu halten, indem er Rhuissa nicht direkt ansah. Es war eine Zwickmühle. Er war überhaupt nicht in der Lage, Rhuissa den Unterschied zu erklären, der zwischen Sevenah und ihr lag, ohne zuviel zu sagen... Sevenahs Attraktivität gegen Rhuissas... Wieder kam ihm dieses verflixte Bild in den Sinn. Wie oft hatte sie ihn schon angesehen und an ihn gedacht? Wie hatte sie ihn dabei gesehen? Als Freund, der ihr nahstand? Und wie würde sie ihn jetzt sehen? Sie hatte schon ohne ein Wort von ihm gewußt, daß Sevenah in seiner Vorstellung bereits ein Aussehen bekommen hatte. Sie wich zwar von der Frau ab, die draußen auf dem Korridor stand, doch das schienen ihm nur wenig wichtige Details zu sein. In diesem Moment fand Sevenah, daß sie lang genug draußen gestanden hatte. Sie kehrte zurück und sah Yaros schmollend an - Rhuissa ignorierte sie dabei geflissentlich. "Glaubst Du eigentlich, ich bin ein Spielzeug, das Du einfach irgendwo stehen lassen kannst? Ich will nicht ignoriert werden. Und ich weiß durchaus, daß es um mich geht, schließ mich also nicht aus." Kurz blickte er zwischen beiden hin und her, dann wandte er sich Sevenah zu. "Wenn das so ist, könntest Du die Frage doch beantworten. Wo kommst Du her? Und was bist Du? Oder wer bist Du?" Sie schüttelte ungeduldig den Kopf und ließ sich wieder im Sessel nieder. "Wer ich bin, habe ich Dir gesagt. Was ich bin oder was ich versuche zu sein, weißt Du. Und wo ich herkomme, ist völlig unwichtig, da ich vorhabe, hier zu bleiben." "Aber Du kannst nicht hierbleiben." "Warum nicht?" "Weil...." Yaros stockte. Wie sollte er ihr diese Frage beantworten, wenn er mit sich selbst im Zwist lag, ob er sie loswerden oder behalten wollte..? Unsicher warf er kurz Rhuissa einen Blick zu. "Weil wir niemanden hier haben wollen, dessen Vergangenheit wir nicht kennen." Sevenah lehnte sich zurück. Diesmal verzichtete sie auf ihr Lächeln und grinste. "So? Dann kann ich davon ausgehen, daß Deine Vergangenheit ebenfalls jedem hier bekannt ist, ja?" "Soweit sie relvant war, natürlich." "Dann ist auch jedem klar, was es beispielsweise mit dieser kleinen, unangenehmen Verwarnung auf sich hat, die man Dir kurz vor dem Verlassen - " Er warf ihr einen finsteren Blick zu, der sie zum Schweigen brachte. Ihre Mimik hingegen änderte sich nicht. "Dann ziehe ich es ebenso vor, Dinge aus meiner Vergangenheit für mich zu behalten, weil sie irrelevant sind. Mein Entschluß steht trotzdem fest." Yaros lehnte sich an ein Biobett und schaute Rhuissa an. "So kommen wir zumindest nicht weiter. Was kann ich.... werde ich den anderen sagen, wenn sie nach ihr fragen? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand ihr über den Weg läuft." >> Brücke << "Hätt'st mich's machn lassn..." Easgéan schüttelte den Kopf. "Soll ich dich zur Kranknstation bringn?" Sovek hielt sich krampfhaft sein Handgelenk. "Wie wir haben eine Krankenstation? Seit wann den? - Oh die schmerzen. Oh diese schmerzen." "Gehn? Wo hin? Au, au," jammerte Sovek. "Ach so, ja. Krankenstation." Auf den halben Weg zum Turbolift drehte sich Sovek noch mal um. "Äh ja. Brücke bewachen." Dann flitze er mit seinen kümmerlichen dürren Beinen davon. >> Krankenstation << Sovek stürmte die Krankenstation. Ehe man sich versah, saß er schon auf dem Biobett wo sich Yaros an lehnte und zeigte ihm sein Handgelenk. "Yaros, sie müssen... wer ist den das den?" Sovek sah Sevenah mit großen Augen von oben nach unten an und mit offenem Mund konnte er nicht weiter reden. Ihm hatte es glatt die Sprache verschlagen. >>Korridore>> Staska blieb vor einer Wandkonsole stehen und informierte sich, wo der erste Technische Offizier, Sprich tr'Cara zu finden war. Die Konsole ratterte leicht vor sich hin und zeigte dann nach einigen Siuren Verzögerung den Aufentaltsort des Arrain. 'Krankenstation' dachte sich Staska. Dort wollte sie nun nicht gerne aufkreuzen, vor allem weil sie nicht wusste, wie der Arzt gelaunt war. Wahrscheinlich nahm er ihr immer noch den Zwischenfall auf dieser Pflanzenmission übel. Dabei hatten sie sich auf der Heimkehr von dem Schwesternschiff doch ganz gut vertragen? Sovek würde sicher nicht lange bleiben und schon wieder hinauskriechen. Ob die Riov die richtige Ansprechpartnerin in Sachen Technik war wollte sie lieber nicht abschätzen. Würde sie diese nun Kontakten, wegen eines simplen Reperaturberichtes, würde diese jene sie sowieso an Arrain tr'Cara verweisen. Darum versuchte es Staska gar nicht erst. Nutala hatte sichtlich besseres zu tun. Technik schien sie nicht zu intressieren. Atalan hätte ihr sichtlich weiter helfen können, jedoch zog Staska es vor, ihn ganz aus der Sache raus zu lassen. Derweil hatte er auch noch im Wissenschaftlichen Labor zu tun. Blieb eigentlich nur noch der Arzt, den Staska wohlweißlich mied, und dieser Tal Shiar Agent. Keine besonders günstigen Aussichten. Doch der Typ vom TS schien gewitzt zu sein und würde den Berricht wohl an sich nehmen um ihn weiterzuleiten. Staska war das Wertvolle des Latinums in diesen Moment recht nebensächlich. Hauptsache, sie konnte den Berricht abliefern und bekam eine neue Aufgabe zugeteilt. Staska chekte wo sich Easgèan aufhielt. Er war auf der Brücke. Somit machte sie sich auch auf den Weg dorthin. >> Brücke << Vielleicht ahnte Easgéan ja, was sich auf der Krenkenstation tat... Auf jedenfall blieb als Sovek weg war das untrügliche Gefühl zurück daß er irgendetwas verpasste wenn er hier alleine wartete. Aber es half nichts... Er kontrollierte den Kurs, stellte auf Autopilot und richtete sich dann langsam auf... Der Kommandothron... Wie lange wünschte er sich schon einmal drin zusitzen... Vorsichtig, aber breit grinsend, nahm er Platz, lehnte sich gemütlich zurück und bedauerte nur, daß niemand da war, denm er Befehle erteilen konnte. >> Brücke << Nutala kopnnte ja nicht ewig hier sitzen bleiben und zum schlafen war es hier nicht bequem genug. Also machte sie sich auf den Weg ihr Quartier aufzuräumen, doch wo die Brücke so in der Nähe lag, konnte sie ja noch mal nach dem rechten sehen. Auf der Brücke befand sich nur Easgean, der mittlerweile wenigstens ihren Platz geräumt hatte. Dafür machte er sich im Chefsessel breit. Der stand ihm gar nicht, irgend wie paßte der mehr zum 'rumstehenden' Personen ohne festen Sitzplatz. So als Laufbursche he he he "Na, machen die anderen Mittagspause?" Nutala schreitete Stolz zu IHREM Platz und setzte sich um die Anzeigen zu überprüfen. Easgéan grinste. "Irgndwie sin alle auf der Kranknstation... freiwillig... Sogar Sovek... als ob's da was umsonst gäb..." er schüttelte den kopf und schaltete die Anzeige wieder weg, die verriet wo auf der Drolae die Crew verteilt war. Der Kommandothron war bequem, ohne Zweifel... Er ließ sich ein wenig tiefer rutschen um die Beine ganz ausstrecken zu können. "Wie, die sind alle bei diesem Tierquäler und das Freiwillig? Da stimmt doch was nicht, außer unsere Riov meiden den doch alle. Irgend wie können sich die beiden gut. Auch wenn ich nicht weiß, was sie an ihn findet." Nutala hatte weniger Interesse an den Paarungsverhalten andere Spezies, als daran, das dort Geschäfte abliefen und das ohne sie. Und so was machte sie immer nervös, da fingen ihre Ohren zu jucken an. "Wer ist den da alles in der Krankenstation? Auch Staska, die hatte ich doch in der Shuttlerampe alleine gelassen." Easgéan schaltete noch einmal die Anzeige der Crew auf den kleinen Monitor des Kommandothrones. "Staska is auf'm Weg hierher... Auf der Kranknstation sin Rhuissa, Yaros un Sovek... Atalan hängt irgndwo in der Wissenschaft ab... Was mir Sorgn macht is Sovek... er is so von sich aus zum Doc gerannt... Da stimmt doch was nich! Sin die Vielleicht von irgndwas besessn?" Kurz mußte er an das Kireseth auf der Shrike denken und er konnte sich ein anzügliches Grinsen nur kaum verkneifen, vor allem wenn er daran dachte, was in einem solchen Fall auf der Krankenstation abgehen würde. "Soll vielleicht einer von uns nachsehn gehn?" Nutala späte auf die Anzeige bei Easgean und tippte mit den Finger auf die Lichtpunkte, die die einzelnen Personen darstellten. "Ok, Staska ist der Lichtpunkt, wir sind die beiden auf der Brücke. Der alleine ist Atalan und der Krankenstation sind Yaros, die Riov, Sovek und ... ??? Also noch mal in der Krankenstation sind Yaros, die Riov, Sovek und ... ??? Wer ist dieser Lichtpunkt?" Nutala tippte auf den, der Sevenah darstellte. "Hm... is mir noch nich so aufgefalln..." Da kam Easgéan eine Idee... (Die auch Sovek schon gekommen war...) "Maiek is wieder aufgetaucht! Das würd erklärn, warum se sich alle dort versammln!" Er musterte nutala erwartungsvoll. "De Frage is... brauchn se unsere Hilfe? se hättn wohl gerufn... Es sei denn se könn nciht un es is n andrer eindringling..." >> Krankenstation << Rhuissa war nicht annähernd so stabil, wie sie nach außen hin zeigte. Sie fühlte, wie ein unbeschreibliches Chaos sich ihrer Gefühle bemächtigte und sie mehr und mehr in die Verzweiflung trieb. Innerhalb von siuren schwankte ihre Entschlossenheit. Mal nahm das Chaos überhand, mal ihre verzweifelt bemühte Kraft. Rhuissa atmete durch und versuchte innerlich die Fakten zu sortieren. Yaros war einverstanden dem 'Problem Sevenah' auf den Grund zu gehen. Damit hatte sie etwas Definitives zu tun. Etwas, an das sie sich halten konnte und worauf sie ihr Handeln konzentrieren konnte. Alles andere war schlimmer: Yaros war sich nicht sicher, ob er Sevenah begehrte und wollte. Er konnte sie nicht ignorieren. Es stimmte, sie wußte genau was er wollte. Lediglich ihre künstliche Art lies ihn schaudern. Wäre sie echt, dann ... dann wäre sie seine Traumfrau. Rhuissa litt darunter. Sie hatte es gerade zu darauf angelegt, diese Antwort zu bekommen, aber es tat weh, sehr weh sogar. Dennoch wußte Rhuissa, das eine Lüge ihr noch mehr weh getan hätte. Sie sah seine Verlegenheit. Doch diesmal hatte es nichts rührendes an sich. Es war ihm peinlich, das sie mehr von seinen privatesten Sehnsüchten gesehen hatte, als ihm recht war. Sie war durch Sevenah in sein seelisches Intimleben eingedrungen. Bevor eigene Verlegenheit ihr Gemüt noch mehr ins Wanken bringen konnte konzentrierte sie sich mit aller Kraft auf Sevenah selbst, vor allem auf das Gespräch zwischen ihr und Yaros. Dort mußte sie ansetzen. Sie nickte Yaros zu und verwandelte sich wieder in die Kommandantin. Rhuissa zweifelte daran, das sie ihre Autorität für länger als einen Wortwechsel aufrecht halten konnte. Versuchen mußte sie es. Zuerst wandte sie sich an Sovek: "Sovek, es ist gut das sie hier sind. Es ist sehr wahrscheinlich, das ich sie in den nächsten siuren brauche. Dienstlich brauche. Wir wissen nicht wer diese Frau ist. Sie hat die Persönlichkeit von Sevenah übernommen und will hier bleiben, nur das wissen wir. Alles andere ist zu klären." Mehr sagte sie nicht dazu. Mehr war nicht nötig. Rhuissa hatte Yaros Frage nicht vergessen. Sie sah ihn an und versuchte tapfer an nichts als an die Fakten zu denken: "Yaros, wir sagen den anderen die Wahrheit. Zum einen ist es ohnehin nicht zu leugnen und zum anderen brauchen wir das Vertrauen und die Unterstützung der Crew." Nun sah sie Sevenah an und es gelang ihr sogar echte Entschlossenheit in ihre Mimik zu bringen. "Ihre Argumentation ist lückenhaft. Wenn sie wirklich Sevenah sind, dann wissen sie, das es eine Personalakte von Yaros gibt, eine von Sovek, eine von mir und eine von jedem Crewmitglied. Unsere Lebensläufe, unsere Herkunft und unsere Ausbildung sind bekannt. Wesentliche Ereignisse unserer Karrieren auch. Nicht jedoch die kleinen privaten Geheimnisse, die großen privaten Tragödien und die komischen Anekdoten unseres Lebens. Nicht jeder Punkt unserer Vergangenheit muss öffentlich gemacht werden. Es steht uns frei über unser Privatleben zu berichten oder nicht. Sie dagegen wollen jeden Askept ihrer selbst im Dunkeln lassen. Ihre Herkunft, ihre Natur, ihre Qualifikation, ihre Absicht. Das werde ich nicht tolerieren. Wenn sie bleiben wollen, dann müssen sie auf der Stelle Auskunft geben. Ansonsten lasse ich sie als Invasorin festnehmen und werde sofort die Galae über einen möglicherweise feindlichen Erstkontakt informieren. Wenn sie nicht in einem Exobiologielabor der Galae enden wollen, dann sollten sie kooperieren. Sevenah, wenn sie bleiben wollen müssen sie unsere Spielregeln akzeptieren. Yaros wird ihnen das bestätigen und unser Computer ebenfalls." Rhuissa musterte Sevenah aufmerksam. Sie war am Zug und Rhuissa wollte ihre Reaktion klar erkennen. Sovek lehnte sich etwas vor und flüsterte zu Yaros: "Yaros. Ich hoffe das geht wieder auf ihre Kappe?" Mit anderen Worten: 'Ich habe da mit nichts zu tun.' "Haben sie heimlich im Gen-Labor experimentiert? Dann kann ich nur sagen. Die Überraschung für die männliche Crew ist ihnen glückt. Sie haben einen sehr guten Geschmack Doc." Sovek zwickte ein Auge zu und stieß Yaros leicht an. Sovek! Der hatte ihm noch zu seinem Glück gefehlt. Warum hatte der Techniker nur das Talent, immer dann irgendwo aufzutauchen, wenn man ihn absolut nicht gebrauchen konnte? Er war froh, daß Rhuissa die Erklärung Sevenahs übernahm. Und ein Gutes hatte Soveks Auftauchen ja doch: Es lenkte ihn von den beiden anwesenden Frauen ab. Es war einfach nur furchtbar, sie beide dort zu sehen - die eine mit den übertriebenen Eigenschaften, die er bisher schmerzlich in Grundzügen bei der anderen vermißt hatte. Er wandte sich ab, als Rhuissa Sevenah ansprach. Nein, es war alles andere als einfach. Ihm entging keinesfalls, daß Rhuissa dies nicht einfach nur als Invasion auf ihr Schiff wahrnahm. So war sie weder mit den Borg, noch mit den Ferengi umgegangen und so würde sie auch mit keinem anderen Eindringling umgehen, davon war er überzeugt. Nein, dies hier war Sevenah, dies hier war etwas, das Sevenah nachahmte und das war es, was sie anders handeln ließ. Sevenah war nicht irgendwer, Sevenah war etwas, das er gestaltet hatte. Seine Ansicht eines weiblichen Wesens... Und doch war sie es nicht, Rhuissa mußte es doch sehen! Er hatte nie nach dieser Perfektion gesucht, nie nach oberflächlicher Schönheit. Und das war es doch, was Sevenah so unwirklich machte. Er schnappte sich Soveks Arm. "Etwas mit Ihrem Arm, hm? Haben Sie zufällig gewagt, mal zu arbeiten? Und glauben Sie mir: Das da drüben ist nicht mein Einfall. Es ist keine Überraschung für die männliche Crew und ich bin auch nicht begeistert. Seh ich eigentlich aus, als hätte ich sowas nötig?" Er sah es sich von allen Seiten an und begann nicht zu sacht, sich daran entlang zu tasten. "Tut das hier weh? Oder das?", fragte er. Es war das erste Mal seit Rhuissas Erscheinen, daß Sevenah von ihr oder überhaupt von jemand anders bewußt Notiz nahm. Sie richtete sich in ihrem Sessel auf und blickte die Riov direkt an. Als sie nun antwortete, konnte man keinerlei Beunruhigung in ihren Zügen oder ihrer Stimme erkennen. "Glauben Sie wirklich, sie könnten mir drohen? Mir, wo Sie nicht einmal wissen - nein, nicht einmal ahnen können - mit wem Sie es zu tun haben? Das ist lachhaft. Natürlich könnte ich erklären, wo ich herkomme und warum ich dieses Schiff ausgewählt habe, um zu verweilen. Aber genauso gut könnte ich aus einem Fenster deuten und sagen 'Da habe ich gewohnt.'. Ich kenne Ihre Datenbanken und glauben Sie mir: Ich oder ein ähnliches Phänomen ist Ihnen bisher noch nicht begegnet. Und es ist sehr zu bezweifeln, daß Sie auch nur im Ansatz etwas mit meiner Erklärung anfangen könnten. Sie würden es schlicht nicht verstehen. Und denken Sie wirklich, sie bekämen mehr als diese Hülle in eines Ihrer geliebten Labore? Im Gegensatz zu Ihnen ist er kein fester Bestandteil meiner Existenz. Es ist das erste Mal, daß ich die Gelegenheit fand, mich mit einem Körper zu zeigen. Es ist ein interessantes Erlebnis. Wovor fürchten Sie sich? Daß ich Ihrem Schiff schaden könnte? Daß ich Ihnen Ihre Crew nehmen könnte? Warum sollte ich? Das liegt absolut nicht in meinem Interesse. Akzeptieren Sie meine Existenz. Ich bin nicht hier, um irgend jemandem zu schaden. Nicht, wenn ich es verhindern kann." Rhuissa hörte zu als Sovek und Yaros miteinander sprachen. Es war ihr wichtig, das Sovek aufmerksam blieb. Sie rechnete damit ihn zu brauchen. Soveks Bemerkungen machten es ihr nicht gerade leicht. Aber was hatte sie erwartet? Das er plötzlich ernsthaft Verantwortung zeigte? Rhuissa spürte, wie neue Verzweiflung sich ihrer bemächtigte. Fast war sie soweit alles aufgeben zu wollen. Wozu noch kämpfen? War nicht längst alles aussichtslos? Es ging beinahe über ihre Kräfte, sich noch einmal aufzuraffen und weiter zu machen. Sie hatte es versprochen. So schnell durfte sie nicht aufgeben, gleichgültig wie aussichtslos jeder Kampf sein mochte. Sie war verpflichtet es zu versuchen. Rhuissa sehnte sich verzweifelt nach Ruhe. Auf einer Wiese liegen unter freiem Himmel in unberührter Natur. Über ihr eine warme Sonne, als einzige Geräusche nur das Zwitschern von Vögeln, das Zirpen von Insekten und vielleicht das Rauschen eines kleinen Flusses ... Es half nichts, sie war auf der Drolae, angewiesen auf Hilfe, die sie wahrscheinlich nicht bekommen würde. Gefesselt durch Versprechen, die sie nur halten konnte, wenn sie ihre letzte verbliebene Kraft opferte. Sinnlos opferte. Es war alles so aussichtslos. Sie sehnte sich danach wenigstens weinen zu dürfen, aber nicht einmal das war möglich. Niemand durfte ihre stumme Verzweiflung bemerken. Das einzige was ihr noch blieb war, ihr sinnloses Versprechen zu halten. Wenn sie das wollte, dann mußte sie für alle anderen stark und entschlossen aussehen. Rhuissa zuckte zusammen, als Yaros fragte, ob er aussehe, als hätte er sowas nötig. 'Ich habe es nötig." dachte sie traurig: "Ich habe das Foto von ihm nötig. Was sollte ich nur tun, wenn ich nicht sein Lächeln sehen kann, dann wenn ich es am meisten brauche. Auch wenn es nur ein Foto ist. Was sollte ich tun, ohne den kleinen Bleistiftstummel, den er so oft in seiner Hand gehalten hat. Dem er so manche persönliche Worte anvertraut hat. Was sollte ich tun? Ja ich habe es nötig ... er nicht. Nein, kein Zweifel, er braucht mich nicht. Nicht im Geringsten. Er würde mich nicht einmal vermissen. Anfangs vielleicht ein wenig. Aber ich bin für ihn leicht austauschbar. Wenn er nur jemanden hat mit dem er reden kann ... wie mit Sevenah. Der echten Sevenah.' Rhuissa versuchte ein Seufzen zu vermeiden. Sie mußte sich zusammen nehmen und der neuen Sevenah antworten. "Nichts werde ich akzeptieren." sagte sie autoritär. Dann plötzlich lachte sie leise. Rhuissa wunderte sich fast ein wenig das sie fähig war zu lachen, aber es war keineswegs ein frohes Lachen. Sie versuchte auch gar nicht die bittere Ironie darin zu verbergen. "Sie glauben ich würde mich fürchten? Was für ein Witz! Mir fallen auf Anhieb mindestens ein dutzend Erlebnisse ein, die ich überstanden habe und die bei weitem furchtbarer waren als sie, meine Gute. Sie schaffen es nicht einmal, Tagessiegerin zu werden. Bei den furchtbaren Dingen die mir heute zugestoßen sind, schaffen sie es höchstens noch auf Platz vier zu kommen. Nein, meine Gute, ehe ich mich überhaupt fürchte, müssen sie schon noch einiges zulegen. Sie haben mir wahrscheinlich nicht zugehört, deshalb erkläre ich es ihnen noch einmal einfacher. Ich drohe ihnen gar nicht, ich weise sie nur auf unsere Spielregeln hin. Wenn sie mitspielen wollen, dann müssen sie sich daran halten. Das ist unser Spiel, nicht ihres. Wenn sie nicht kooperieren, dann lassen wir sie nicht mitspielen. So einfach ist das." Rhuissa war es gelungen, selbstsicher und entschlossen zu wirken. Ihr war nur an Rande ihres Bewußtseins klar, das es die Entschlossenheit einer Frau war, die nichts mehr zu verlieren hatte, und die schon so viele Schrecken erlebt hatte, das der Begriff der Furcht eine andere Bedeutung für sie gewonnen hatte. Sie hoffte nur inständig, das Yaros und Sovek verstanden was sie sagen wollte und welchen Kurs sie vorgab. 'Nicht unterkriegen lassen. Nicht verunsichern lassen. Bitte fallt mir jetzt nicht in den Rücken!' dachte sie intensiv, während sie Sevenah unerschrocken ansah. Sovek hatte gar nicht mitbekommen was Yaros gesagt hatte. Noch spürte er einen Schmerz an sein verstauchtes Handgelenk. Seine gedanken war ganz auf Sevenah fixiert und auf das was Rhuissa zu Sevenah sagte. Sein lächeln viel zusammen als er in seinem Gehirn etwas fand. "Halt moment! Irgendwie verstehe ich die Sache noch nicht ganz. Wenn Yaros nichts mit der Erschaffung Sevenahs zu tun hat. Wer dann? Crewmitglieder verschwinden auf seltsamer weise, wie z.B. Maiek, und jetzt taucht aus dem nichts ein neues Crewmitglied auf?" Sovek hatte jetzt ganz wo anders schmerzen. Nämlich in der Magengegend. "Ich habe so das Gefühl das die da was mit Maieks verschwinden zu tun hat. Und dieses Gefühl gefällt mir ganz und gar nicht." Mit der gesunden Hand griff Sovek nach seinem Disruptor. "Bevor die hier 'rumspazieren' darf, will ich genau wissen wer sie ist und woher sie kommt, und was sie mit Maieks verschwinden zu tun hat." Sovek sah Yaros an. "Und ich würde noch fester drücken Doc. Ich brauche meine recht Hand noch." Dann richtete er sein Blick und sein Disruptor auf Sevenah. ............ Ende der Chronik ............