Chronik vom 10.07.2003 Ort der Handlung: Calanam'coupaer, Dunkelnebel Zeit der Handlung: 21.12.2375 Bordzeit: 11.50 Uhr bis 12.30 Uhr >>> Ein schmerzhafter Konflikt <<< >> ChR Iel'hoanni, Maschinenraum << Yaros hatte es geschafft, mit dem Tricorder klarzukommen und war schon fast am Maschinenraum angekommen. Er war sich sicher, daß es Rhuissa war, die sich dort befand. Es sah ihr ähnlich, den gefährlichen Teil zu übernehmen und die junge Equatorium am Shuttle warten zu lassen. Er hoffte nur, Nutala würde ebenso tun, wie ihr befohlen war. Ihr Anblick, als er sich noch ein letztes Mal zu ihr umgeschaut hatte, war erbärmlich gewesen. Sie hatte neben dem plötzlich geöffneten Schott gehockt, völlig durchnäßt und mit einer dermaßen angewiderten Mine, die jedes Mitleid herausgefordert hätte. Er schüttelte den Kopf. Nutala mußte mit ihrem Leben leben, wie alle anderen auch. Vielleicht konnte er ihr etwas Gutes tun, wenn sie wieder an Bord der Drolae war. Immerhin hatte er es zu verantworten, daß er sie hierher geschleift hatte. Er ahnte nicht, daß sie zur Zeit dabei war, sich selbst schon reichlich zu entlohnen... Er steckte den Tricorder weg, als der Eingang zum Maschinenraum vor ihm auftauchte. Nun würde er ja sehen, welche der beiden sich dort aufhielt. Nicht für einen Moment kam er auf den Gedanken, daß man ihn mit einem Eindringling verwechseln könnte - so spazierte er ohne Bedenken durch die Tür, etwas außer Atem von seinem Lauf hierher. "Rhuissa? Staska? Jemand hier?", fragte er in den Raum hinein. Rhuissa hörte Schritte. Sie wirbelte herum, ihren Disruptor auf das Ziel am Eingang zum Maschineraum gerichtet. Nur ihr Name, den ein fremder Plünderer nicht kennen konnte lies sie für den Bruchteil einer Sekunde zögern und hinderte sie daran sofort zu schießen. Erschrocken hielt sie inne, als sie Yaros erkannte. "Yaros! Bei allen Elementen was machst du hier! Hat Sovek denn vollkommen den Verstand verloren dich hier her zu schicken!?" rief sie aufbebracht. Sie mochte gar nicht daran denken, das sie Yaros leicht hätte erschießen können. "Dafür sollte ich Sovek den Hals umdrehen. Was denkt er sich dabei! ... Ich hoffe für ihn das er einen wichtigen Grund hat." Nur langsam wich das Entsetzen aus ihren Augen und machte einer verhaltenen Wut Platz. Eines der unangenehmsten Überraschungen, die Yaros einfallen konnten, war die, plötzlich unvorgewarnt in der Zielerfassung eines Disruptors zu stehen... Erschrocken zuckte er zusammen, doch zu mehr war er in der ersten Sekunde nicht fähig. Hätte Rhuissa nicht gezögert, hätte er eine ganz passable Zielscheibe abgegeben. Doch schon im nächsten Moment vergaß er den Schreck und fühlte unendliche Erleichterung. Rhuissa war hier, wie er es sich gedacht hatte - und sie lebte! Daß sie sich so über Sovek ausließ, sagte ihm, daß sie in bester Verfassung war und er kam auf sie zu. Nun war es an ihm, hier einige Dinge klarzustellen... "Sovek! Dem drehe ich liebend gern selbst seinen unnützen Hals um! Wie kann er es einfach zulassen, Dich gehen zu lassen, damit Du hier... hier Schatzsuche spielst? Er hat mich nicht hierher geschickt, oh nein. Der hat sich nicht einmal dafür interessiert!" Ratlos sah er sie an. Sie schien ihren Ausflug als selbstverständlich zu sehen. Etwas ruhiger fuhr er fort: "Verdammt, ich hab mir Sorgen um Dich gemacht. Dir hätte wer weiß was hier passieren können. Wie soll ich denn auf Dich acht geben, wenn Du sowas tust?" Er strich sich in einer schnellen Geste die nassen Haarsträhnen zurück und schauderte, als ihm ein paar kalte Tropfen den Nacken hinunterliefen. ES hätte zufrieden genickt, wenn ES einen Kopf gehabt hätte. Es lief bestens, ES hatte Zeit gewonnen. Zwei der Wesen waren mit dem Schiff beschäftigt, er und ein weiteres im Maschinenraum. ES mußte ihn erreichen, auf welche Weise auch immer. Für einen Moment zog ES sich aus den Computern des Maschinenraums zurück. Schlagartig wurde es finster, sämtliche Beleuchtungen fielen plötzlich aus. Kurz war noch das Geräusch zu hören, daß das Hochfahren der Notbeleuchtung ankündigte, doch dann war es still. ES steuerte auf eines der Shuttle zu, das gerade von einem der Wesen beladen wurde. Vielleicht mußte ES doch nicht dafür sorgen, daß er an Bord blieb? Rhuissa sah Yaros fassungslos an. Sie glaubte ihren eigenen Ohren nicht mehr trauen zu können. In dem Moment wurde es dunkel ... und dann wieder dämmrig hell. Die Notbeleuchtung. Rhuissa war beinahe dankbar für die Ablenkung. Die Computer waren nicht in Mitleidenschaft gezogen und nun auch fertig mit dem Download. Rhuissa nahm mit zitterden Händen die Datenchips an sich. Nun hatte sie alles was sie brauchte. Dennoch machte sie keine anstalten diesen Ort zu verlassen. Die stand da und sah Yaros an, als wäre das alles nur ein bizarer Traum. Zuerst waren ihre Worte kaum mehr als ein Flüstern: "Ich kann nicht fassen was du da sagst. Schatzsuche spielen?! Was glaubst du eigentlich was ich hier mache? Glaubst du ich bin hier zu meinem Vergnügen? So eine Art Holoabenteuer ohne Sicherheitsprotkolle!" Rhuissas Stimme war immer noch tonlos leise. Sie zwang sich dazu. Sie gab sich Mühe nicht allzu sehr zu zeigen wie wütend sie war. Aber ihre Augen funkelten so wild, das es schwer war, ihre Stimmung zu übersehen. "Den Dunkelnebel zu überprüfen ist eine offizielle Mission, und ob du es glaubst oder nicht, wir sind ein Galae-Schiff, kein Ausflugsdampfer. Hier kann nicht jeder tun und lassen was er will. Ich habe in meiner Eigenschaft als Kommandantin eine Außenmission befohlen. Sovek ist erster Offizier. Auch wenn er mich in meiner Abwesenheit vertritt hat er sich an meine Befehle zu halten und jeder andere erst recht. Und du, du handelst einfach über meinen Kopf hinweg und über den von Sovek und platzt in eine laufende Mission hinein. Wir haben geglaubt wir hätten es bereits mit Plünderern zu tun. Ich hätte dich beinahe erschossen! Sekundenbruchteile und du wärst jetzt tot! Ist dir das egal?! Hast du mal darüber nachgedacht, wie ich mich dann gefühlt hätte? Wie ich damit fertig geworden wäre? Du hast dich selbst, Nutala - ich nehme an du hast Nutala mitgebracht - Staska, mich und die Drolae-Crew im Einsatz schwer gefährdet. Khhe'tcha Yaros, das ist Insubordination in schwerem Fall. Ja glaubst du denn ich entscheide aus purer Willkür? Wir mußten mit Schmugglern da draußen rechnen. Ich wollte die Drolae so einsatzfähig wie möglich halten, auch damit sie uns Rückendeckung geben kann, und du läßt sie ohne Befehl mit drei Personen Besatzung zurück und ohne Pilotin! Bei allen Elementen wie konntest du nur?! Wie konntest du mir so in den Rücken fallen? Auf diesem Schiff hier war niemand. Das wußten wir bereits. Staska und ich brauchten nur nachzusehen was passiert ist. Das haben wir, khhe'tcha noch mal. Zwei Personen genügen dazu. Was fällt dir eigentlich ein, meine Entscheidungen so zu unterlaufen? Hälst du mich für absolut unfähig? Dann sag es! Sag es schon! Glaubst du ich sei als Kommandantin unfähig die Situation zu erfassen und eine Entscheidung über eine Außenmission zu fällen? Glaubst du ich sei unfähig sie durchzuführen? Glaubst du ich hätte schon genug Crewmitglieder in der Tod geführt, hattest du Angst ich könnte die Kleine auch noch verlieren? Khhe'tcha, und du hast so getan als wolltest du mir Mut machen. Sieht so die Wahrheit aus, hälst du mich in Wirklichkeit für so unfähig, das du das Schiff im Stich lassen mußt um mir hinterher zu rennen?" Rhuissa war nicht mehr nur wütend, sie war enttäuscht und verletzt. "Dann schreib einen offiziellen Bericht und beweise als Bordarzt das die Riov unfähig ist ihre Kommandopflicht zu erfüllen. Es wird mich mein Kommando kosten, aber wenigstens hast du es dann nicht mehr nötig Befehle zu ignorieren und die Crew im Einsatz zu gefährden." Rhuissa hielt es nicht mehr aus. Abrupt wandte sie sich ab und beeilte sich aus dem Raum heraus zu kommen. Sie mußte an sich halten um nicht zu rennen. Rhuissa bebte vor Enttäuschung. Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Hoffentlich merkte er nichts davon. 'Ich hätte ihn beinahe erschossen. Ich hätte ihn beinahe erschossen.' dröhnte es schaudernd durch ihre Gedanken. 'Und das alles nur weil er mir nicht vertraut, weil er mich für absolut unfähig hält. Khhe'tcha, ich hätte ihn beinahe erschossen. Was hätte ich dann tun sollen? Er vertraut mir nicht, er glaubt nicht an mich. Jetzt weiß ich es. Er hält mich tatsächlich für bescheuert.' Rhuissa wollte raus, nur raus. >> ChR Iel'hoanni, Korridor << Für einen Moment starrte er Rhuissa nur hinterher und blieb im Halbdunkel des Maschinenraums stehen. Er war so erleichtert gewesen, sie heil und gesund wieder zu sehen und nun das... Es gab keinen erklärbaren oder nachvollziehbaren Grund mehr für irgendeine Sorge um sie. Sie hatte recht. Ja, er wußte, daß sie recht hatte mit dem, was sie ihm vorgeworfen hatte. Insubordination - es jagte durch seine Wahrnehmung und hallte in einem nicht zu ignorierenden Echo wider. Eigentlich eine Anschuldigung, für die er sonst nur ein Lächeln übrig gehabt hätte. Aber es erschütterte sein Inneres, wenn es Rhuissa war, die es ihm vorwarf. Er setzte sich in Bewegung. Nein, er wollte sie nicht aufhalten, er folgte ihr lediglich. Doch in ihm tobte ein Kampf zwischen seinem Wunsch, sie zu beschützen und damit ihren Anschuldigungen, er hielte sie für unfähig, recht zu geben und dem Drängen, ihr klarzumachen, wie riskant diese Mission von Anfang an gewesen war und sein Tun damit zu rechtfertigen. Für einen Moment war es ihm wirklich egal, daß er noch lebte - Auslöer für ihre tiefe Enttäuschung und die Wut zu sein, die sich in ihrem Blick widergespiegelt hatten, war mehr, als er ertrug. Er hielt sie nicht für unfähig, nein. Der Gedanke war ihm nicht einmal gekommen und es tat weh zu hören, daß sie so über ihn dachte. Wie sollte er es ihr aber klarmachen? Wie nur ihr erklären, daß es keinesfalls ihre Unfähigkeit, sondern ihr scheinbar grenzenloser Mut war, der ihn hierher getrieben hatte? Seine Hilflosigkeit angesichts ihres beispielhaften Einsatzes? Er mußte sich selbst eingestehen, daß in der letzten Stunde einiges falsch gelaufen war. Ausgerechnet wegen ihm, der Heldentum gern den anderen überließ. Aber verdammt noch einmal, er liebte sie und er konnte nicht zulassen, daß er tatenlos dabei zusah, wenn sie ihr Leben riskierte - und ihr Leben in Soveks unfähige Hände legte. Sie hatte ihn - bewußt oder unbewußt - einfach davon ausgeschlossen und das traf... "Verdammt, Rhuissa, ich halte Dich nicht für unfähig und das weißt Du. Bisher hoffte ich zumindest immer, es wäre Dir klar... Nichts lag mir je ferner, als ausgerechnet Dir das Kommando abzuerkennen. Aber vorhin...Ich hatte es kaum glauben können. Ich wußte, worin die Mission bestand - ein Dunkelnebel, der vermutlich als Schmugglerversteck dient. Und dann komme ich auf die Brücke, auf der Sovek und Nutala ihr gemeinsames Dinner planen, völlig desinteressiert, was sich um sie herum abspielt. Auf meine Fragen hin, wohin Du mit der Kleinen verschwunden bist, bekomme ich nur die ungefähre Antwort daß Du Dich hier irgendwo aufhältst. Auf irgendeinem unbekannten Schiff in irgendeinem unbekannten Nebel. Daraufhin bin ich hierher gekommen und soweit ich mich zurückerinnern kann, hat auch das Sovek herzlich wenig interessiert. Bist Du Dir sicher, daß das alles zusammen paßt? Bist Du Dir sicher, daß er rechtzeitig hätte reagieren können? Ja, das Schiff ist leer, aber dies ist ein offzielles Schmugglerversteck und wer weiß, ob dieses Schiff nicht längst als Operationsbasis genutzt wird? Und was hättest Du getan, wenn welche aufgetaucht wären? Was, wenn ich wirklich ein Plünderer gewesen wäre? Was hätte ich denn dann gefühlt? Und getan? Mir ein Leben lang vorgeworfen, daß ich keinen Anteil daran hatte, die Kommandantin dieses Schiffes zu unterstützen, weil sie zufällig die wichtigste Person an Bord ist? Ja, es war kopflos, Dir zu folgen. Und ja, ich hätte vorher daran denken sollen, wen ich auf der Drolae zurücklasse. Wenn aber Sorge um Dich und Deine Sicherheit angesichts Soveks Desinteresse ein Grund für Dich ist, mich der Insubordination oder Befehlsverweigerung zu beschuldigen, dann nehme ich es auf mich. Wenn ich Dein Vertrauen damit verloren habe, weiß ich ohnehin nicht mehr, was ich hier noch zu suchen habe." Er spürte, daß etwas mit einem unhörbaren Laut zerbrochen war - etwas, das er nicht in Worte fassen konnte, aber es hatte ihren Worten keinen Widerstand entgegen setzen können. Doch es war ihm bewußt, warum er tat, was er getan hatte - es war die erschreckende Erkenntnis, daß sie ihn einfach so übergangen hatte, um stattdessen eine gewagte Außenmission nur in Begleitung des Mädchens durchzuführen. Rhuissa vor Gefahren zu schützen, war die einzige Möglichkeit für ihn, seinen Gefühlen für sie Ausdruck zu geben. Das einzige, was ihm blieb, weil sie nichts von seiner Liebe wußte. Allmählich bekam er eine Ahnung, warum Beziehungen innerhalb einer Crew quer durch die Hierarchie, die über Freundschaften hinaus gingen, so ungern gesehen waren. 'Du bist ein Vollidiot, wenn Du denkst, sie würde ausgerechnet Dich brauchen. Sieh es ein, Junge....', durchzuckte ihn ein Gedanke. Er blieb stehen, zog seinen Disruptor heraus, faßte ihn verkehrt herum und streckte ihn ihn ihre Richtung. "Hier, nimm. Es hat sich heute wohl bewiesen, daß es besser ist, wenn ich so etwas nicht mit mir herumschleppe." >> ChR Iel'hoanni, Andockschleuse << Staska fand wieder halt. Das Flackern hörte auf, auch das Geräusch. Kurzerhand schien alles wieder in Ordnung, bis zu den Punkt als das Licht ausfiel. Finsterniss umhüllte alles. Staska sah nicht mal ihre Hand vor den Augen. "khhe'tcha!" fluchte sie erneut, etwas anderes fiel ihr nicht ein. "Computer, mach die Notbeleuchtung wieder an!" rief sie in die Dunkelheit. "Befehl kann nicht ausgeführt werden." Staska hangelte sich an der Wand entlang. "Computer, Notbeleuchtung einschalten!" -Nichts- Kein Rauschen, kein Bestätigungston...nur weiterhin die Finsterniss. Dann am anderen Ende ein winziger Lichtpunkt. Staska ging darauf zu, doch bald verblasste er. Ein weiterer Lichtpunkt neben ihr- dann unter ihr. Staska verstand nicht, wurde sie jetzt wahnsinnig? Immer wieder flackerten an allen möglichen Ecken und Kanten Lichtpunkte auf, klein und Winzig- wie von einer Leuchdiode. "Was soll das?" fragte sie das Schiff, doch es wollte nicht aufhören. Statt dessen sank die Temperatur. Und sank...und sank... Die Wände fühlten sich Kalt an...sehr Kalt, dann bildete sich eine Eisschicht. Bald wurden sie unberührbar- doch die aufblitzenden Lichtpunkte blieben. "Sofort aufhören!" rief die Equatorium. Sie versuchte an ihr Kaleh zu kommen, wurde aber durch das eiskalte Metall ihrer Waffe aufgehalten. Orientierungslos versuchte Staska forwärts zu kommen. Sie zitterte. Bald schon fraß sich die Kälte auch durch ihre Uniform. Auch durchdrang sie eine Plötzliche Müdigkeit. >> ChR Iel'hoanni, Korridor << Rhuissa wußte nicht was es war. Etwas in Yaros Worten? Etwas in seiner Stimme? Sie war viel zu aufgewühlt um zu merken was wirklich in ihr vorging. Sie hatte sich längst nicht mehr unter Kontrolle. Nur zu deutlich mußten Gefühle auf ihrem Gesicht geschrieben stehen, die er nicht einmal ahnen durfte. Rhuissa kehrte Yaros den Rücken zu und sah ihn nicht an. Heiße, schmerzhafte Tränen rannen wild über ihre Wangen. Am liebsten hätte sie sich weinend in seine Arme geworfen und gerufen 'Du verdammter Idiot, ich hätte dich beinahe erschossen! Wie konntest du das zulassen!' Aber zumindest das tat sie nicht. Statt dessen straffte sie ihre Schultern und sagte immer noch abgewandt: "Wenn du ein Plünderer gewesen wärst, dann wärst du jetzt tot. Staska und ich haben gewußt, wann zwei 'Lebenszeichen' an Bord kamen und wo sie waren. Wir wußten nur nicht, das ihr diese Lebenszeichen wart. ... Khhe'tcha ich hätte dich beinahe erschossen." Dann nahm sie durch den Schleier ihrer Tränen wahr, wie er ihr seine Waffe hinhielt. "Wir müssen und beeilen." sagte sie: "Staska ist genau so bereit sich zu verteidigen. Wenn sie auf Nutala trifft wird sie schießen. Eine von den beiden wird die andere in vermeintlicher Notwehr töten." Rhuissa hielt Yaros wieder seine Waffe hin: "Hier nimm sie wieder. Vielleicht brauchst du sie. Stell sie auf Betäubung." Rhuissa wischte entschlossen ihre Tränen fort. "Komm." Sie nahm ihre eigene Waffe und stellte sie auf Betäubung. Erschrocken bemerkte sie wie sehr ihre Hände zitterten. Yaros mußte inzwischen auch längst gemerkt haben, wie sehr sie geweint hatte. khhe'tcha! Rhuissas Schritte wurden schneller, als sie in Angst um Staska und Nutala den Korridor in Richtung Andockrampe entlang ging. Sie achtete weder auf die Temperatur, noch auf die Luftfeuchtigkeit, noch darauf ob das geisterhafte Gefühl nicht allein zu sein sie wieder begleitete. Jeden Gedanken an Yaros und die damit verbundenen wieder aufsteigenden Tränen versuchte sie zu verdrängen. Es gelang ihr nicht. >> ChR Iel'hoanni, Andockschleuse << Als hätte Staska ein Befehl an irgentjemanden gehört, fuhr die Notbeleuchtung Plötzlich wieder hoch. Die Temperatur stieg und hatte nach einigen Ewa wieder normales Nivou erreicht. Staska öffnete ihre Augen wieder. Die Eisschicht schmolz und hinterließ kleine Pfützen in den Gängen. Von ihren Haaren und ihrer Uniform tropfte es hinab. Doch sie konnte wieder etwas sehen. Wenn auch nicht so gut wie normal, aber sie konnte. Es. Sie fand sich leicht wieder zurecht, sah sich um. Sie musste einen Korridor um die Ecke sein, wenn sie sich recht erinnerte. Ein Plan an der Wand bestätigte ihr dieses. Sie lief das Stück zurück und fand sich bald beim Shuttle wieder ein. Noch imemr war alles zu. Jedenfalls sah es auf den ersten Blick so aus. Staska hoffte, dass die Fehlfunktionen sich nun einschränkten. Es konnte doch bei allen Mächten nicht wahr sein, dass so viel auf einmal geschah? Nun hatte sie eine Aufgabe, welches sie eigentlich hätte von den Gedanken abbringen sollen. Sie gab Codes in das Kontrollfeld vor der Andockschleuse ein- Codes die sie mal in der Ausbildung gelernt hatte und Auswendig konnte. Immer wieder waren sie Falsch. Sie musste die Schleuse wohl von Hand offnen. Es konnte dauern die Sicherheitssperren zu überbrücken, wenn überhaupt möglich. Und was geschah, wenn die Fehlfunktionen sich überschnitten, und Staska sich ernsthafter Gefahr hingab? Sie hatte keine Wahl. Etwas sagte ihr, dass sie den Befehl auszuführen hatte, den ihr die Riov gegeben hatte. Wenn nicht auch bei ihr eine derartige Fehlfunktion auftrat und ihr das Leben geraubt hätte. Staska musste sie rufen und von der Lage berrichten. "t'Krekot an t'Ainama" hielt sich Staska diesmal etwas kürzer und unterließ das Protukoll die Ränge mitzusprechen. "Ich bin wieder beim Shuttle. Es gab Fehlfunktionen, die eine Orientierung für mich unmöglich gemacht haben." Staska holte tief Luft und konzentrierte sich auf wesentliches. "Das Shuttle ist nicht Betretbar. Meine Sicherheitscodes werden nicht akzeptiert, mir ist es fast unmöglich einen manuellen Einstieg zu versuchen. Das kann dauern, ich werd mir mühe geben. t'Krekot ende." Staska machte sich an die Arbeit, stück für stück gab sie Befehle in das Terminal ein und löste Sicherheitssperren per Hand. >> ChR Iel'hoanni, Korridor << Rhuissa dachte nicht lange nach. Sie aktivierte sofort ihren Kommunikator und antwortete. "Staska, hören sie mir bitte gut zu. Es sind keine Plünderer an Bord. Die beiden Lebenszeichen sind Nutala und Yaros! Schießen sie nicht sofort. Ich bin unterwegs und auch gleich am Shuttle. Ende" Rhuissa hätte erleichtert sein sollen, aber sie war es nicht. Ihr Herz fühlte sich bleischwer an. Yaros hatte gesagt, er hielt sie nicht für unfähig. Aber was war es denn sonst? Immerhin hatte er indirekt zugegeben, das er nicht glaubte, das sie die Sicherheitsrisiken für das Außenteam richtig eingeschätzt hatte. Was anderes war das, wenn nicht Versagen in ihren Kommandoentscheidungen? Schmerz und Enttäuschung darüber, das er ihr die Arbeit ihres Postens nicht zutraute, wollten genau so wenig vergehen wie das herzerreißende Entsetzen darüber, das sie ihn fast erschossen hätte. ES beobachtete. Die Chancen, daß die Wesen an diesem Ort verweilten, wurden schlechter. Nun, die meisten von ihnen waren auch nicht weiter von Interesse. Nur eines. Und es schien, als wolle er die anderen vertreiben, damit sie alle verschwinden konnten. Das durfte nicht geschehen. Doch wie sollte ES ihn aufhalten? ES hatte keine körperliche Gestalt wie sie und es konnte nicht mit ihnen kommunizieren. ES konnte wahrnehmen, doch ES besaß weder Augen noch Gehör. ES konnte folgen, doch ES hatte keinen Körper. Und wie lange ließen sich die Wesen noch durch Manipulationen aufhalten? ES wußte es nicht. Versiegelte Schotts waren kein Hindernis. Die Fehlschaltungen der Umweltbedingungen kümmerten sie nicht. Und auch das Licht beeinflußte sie nicht. ES brauchte mehr... ES sammelte Energie. Zog sie dort ab, wo sie gerade nicht gebraucht wurde. Soviel, wie es brauchte, um an verschiedenen Stellen dieses Ortes aktiv zu werden. ES schaffte es nicht gleichmäßig, und schon sprach der Bordcomputer auf den Angriff an. Über das Interkom ertönten die verschiedenen Sicherheitswarnungen, wenn einem der Systeme über das kritische Maß hinaus Energie fehlte oder zuviel zurück geführt wurde - kurz: Es brach ein Chaos aus. "Warnung! Lebenserhaltung ausgefallen!" - "Warnung! Kontrolle der klimatischen Bedingungen überlastet" - "Notabschaltung der Turoblifte erfolgt!" - "Eindringlingsalarm auf Deck vier!" - "Warnung! Lebenserhaltung überlastet!" - "Totaler Ausfall der Replikatoren erwartet!" - "Abfall der Gravitation auf der Brücke!" - "Warnung! Notschotts werden geschlossen!" - "Warnung, Hüllenschaden! Konferenzraum io muß sofort evakuiert werden!" Das Licht fiel ohne eine Warnung überall an Bord aus, dafür schaltete sich mit Verzögerung die Notbeleuchtung ein. Das Schiff wurde in dämmriges Licht getaucht, die nur noch das Nötigste erkennen ließen. Schotts schlossen oder öffneten sich und die Temperatur folgte keiner erkennbaren Ordnung mehr; Schnee traf stellenweise auf tropische Hitze. ES weitete sich weiter aus und näherte sich erneut seinem neuen Ziel - das vollgestopfte Shuttle. Rhuissa fand den raschen Wechsel extremer Temperaturen belastender als die unsinnigen Warnmeldungen. Es hatte keinen Zweck sie zu beachten. Rhuissa und Yaros waren ohnehin auf dem schnellsten Weg zum Shuttle. Rhuissa wußte nicht, ob sie etwas dazu sagen sollte, aber ihr fiel nichts ein. Sie achtete mehr auf ihre Umgebung, lies sich aber nicht aufhalten. 'Was für ein furchtbarer Tag!' dachte sie niedergeschlagen. 'Ich muss etwas tun. Es geht so nicht weiter. ... Nein, so geht es nicht.' Yaros folgte Rhuissa nicht sofort. Er starrte auf die Waffe, die sie ihm zurückgegeben hatte. Vielleicht würde er sie brauchen, waren ihre Worte gewesen. Nichts davon, daß sie ihm weiterhin zutraute, damit umgehen zu können. Nur, falls er sie brauchen würde. Das schwache Licht der Notbeleuchtung schimmerte feucht auf ihren Wangen, er konnte ihre Tränen erkennen. Die ganze Szenerie kam ihm auf einmal vollkommen irreal vor. Diese Mission, er, sie... das war alles nicht richtig, es konnte einfach nicht richtig sein. Er kannte ihre Zweifel, er kannte ihre warme Zuneigung, er kannte ihre Trauer... mit all dem konnte er umgehen. Doch ihre verzweifelte Wut gegen ihn und seinen Fehler konfrontierte ihn damit, daß er für sie war, was er nun einmal war - der Bordarzt, ein Mitglied ihrer Crew. Sicher, sie waren Freunde, sie vertrauten einander, doch irgendwo gab es eine Grenze, die er mißachtet hatte. Sie war in der Lage, diese Grenze zu erkennen, zu unterscheiden zwischen dem Freund und dem Mitglied der Besatzung. Und dennoch weinte sie, während sie die Entscheidungen traf. Weil die Grenzen erkennbar, aber deutlich verschwommen waren? Weil es hart war, ihre Existenz zu bewahren? Und dennoch, sie war da. Und sie würde bleiben. Yaros stellte den Disruptor auf Betäubung um und begann, Rhuissa gleichzeitig zu folgen. Es war nicht so einfach in der dämmrigen Umgebung, während Eis die Wände zu bedecken begann und ihn äußerst unwohl fühlen ließen in den noch immer feuchten Sachen. Das Chaos der Warnmeldungen bildete einen verbalen Brei im Hintergrund. Er beachtete es nicht. Für den Moment war ihm fast alles egal. Dieser Tag wäre besser nie passiert. Einmal mehr wurde ihm klar, wo er sich befand. An Bord eines kleinen Schiffes mit Leuten, in deren Leben einiges gründlich falsch gelaufen war. Ohne Rückticket. Und ohne die Chance, daß es sich jemals bessern würde. Manchmal zählte allein das Überleben. Und manchmal manifestierte sich der Wunsch, einfach im nächsten Morgen aufzuwachen, um festzustellen, daß es alles nur ein böser Traum gewesen war. Doch er war nicht blind. Er wußte, daß es kein Erwachen geben würde. Er war bereits wach. Hier war Rhuissa, die ihn nicht brauchte. Nicht jetzt und nicht hier. ... Die Notbeleuchtung ging an und erhellte den Gang, nur für Nutala blieb es dunkel. Betäubt von dem zusammentreffen mit der Wand, lag sie noch immer auf dem Boden in mitten ihrer Beute und sah lauter bunte Sterne und einige gelbe kleine Vögelchen kreisten um ihren Kopf. ... Rhuissa war an der Stelle angekommen, der der sich der Weg zu den beiden Andockrampen teilte. Sie mußte zu der einen, Yaros zu der anderen. Sie zog ihren Trikorder hervor und scannte das Schiff. Unschlüssig blieb sie stehen und sah auf die Anzeigen. Für wenige Sekunden sah sie so hilflos aus, als stände sie vor einem unlösbaren Problem. Dann straffte sie erneut ihre Schultern. "Staska wartet am Shuttle. Ich müßte eigentlich auf dem schnellsten Weg zu ihr und sie raus bringen. Aber Nutalas Lebenszeichen ist auf einem der Korridore. Sie bewegt sich nicht. khhe'tcha, wir können sie nicht im Stich lassen, vielleicht ist sie verletzt oder sie kommt mit dem raschen Wechsel der Umwelt nicht klar. Wenn doch nur Staska in das Shuttle hinein käme, dann könnte ich sie schon mal nach hause schicken und mit eurem Shuttle mitfliegen." Rhuissa seufzte. Sie dachte kurz nach und fällte eine rasche Entscheidung. "Also gut Yaros. Geh du zu Staska und bring sie so schnell wie du kannst nach hause zur Drolae. Dann habe ich euch beide schon mal in Sicherheit. Ich hole Nutala, schleppe sie notfalls ins Shuttle und fliege mit ihr nach." Yaros nickte nur. Fast wäre es zu spät gewesen, fast hätte er sie gefragt, ob sie sich zutraute, ein ausgewachsenes Katzenexemplar, wie Nutala es war, durch die Gegend zu schleppen. Aber er wußte, jetzt war kein guter Zeitpunkt, Zweifel an ihren Entscheidungen zur Sprache zu bringen. Schon gar nicht von ihm. Er fühlte sich müde. Seine Energie war in den letzten Minuten merklich dahin geschmolzen und alles, was er wollte, war nur noch, zurück zur Drolae zu kommen, um dort so gut wie möglich zu vergessen. Nutala hatte also nicht am Shuttle gewartet... Yaros verwünschte sich innerlich dafür, sie nicht persönlich ins Shuttle gesteckt zu haben, um dann von dort aus zum Maschinenraum zu gehen. Die Mieze hatte nur Unsinn im Kopf! Er glaubte nicht recht daran, daß sie verletzt war. Er hatte sie zwar naß zurückgelassen, aber sonst schien sie ganz gut klargekommen zu sein. Und er war eigentlich davon überzeugt, daß sie sich im Dunkeln zurecht fand... Aber es war keine Zeit für solche Überlegungen. "Ich bin unterwegs. Wir sehen uns auf der Drolae wieder. Und bitte, sag, wenn Du... bei irgend etwas Hilfe brauchst." Es kostete ihn Überwindung, den Satz bis zu seinem Ende zu bringen. Doch trotz allem, er konnte nicht einfach ohne ein Wort gehen. Eine leise beständige Ahnung sagte ihm, daß es jederzeit ein letzter Abschied sein konnte... und er war nicht in der Lage, sie zu ignorieren. Nicht, wenn es um Rhuissa ging. Aber er verschluckte das 'Versprich es mir.', das Sätzen wie diesem oft unweigerlich folgte. ... Nutala raffte sich nach ihrer kurzen Pause auf und torkelte zum Shuttle. Dort stopfte sie ihre Restliche Beute in den Frachtraum des Shuttles und 'schloß' die Tür zu selbigen. Yaros mußt ja nicht gleich sehen, daß sie 'etwas' mitgenommen hatte. Nach einigen Kämpfen, mit ihrem ganzen Körpergewicht, bekam sie auch die Tür zum überfüllten Frachtraum endlich zu Danach schnappte sie erst mal nach Luft und holte sich aus dem Replikator des Shuttles einen großen Sahnemichshake und genoß das Eiskalte Getränk. Jetzt hatte sie wirklich genug, nach jeden Schluck hielt sie den kalten Becher an ihre Beule und linderte so ihre Kopfschmerzen. Diese hatte auch was gutes, nun spürte sie nichts besonderes mehr. Die Kopfschmerzen hatten ihre Sinne betäubt. >> ChR Iel'hoanni, Andockschleuse << Staska war immer noch dabei, die Entsperrung für die Versiegelung der Andockschleuse zu finden. Sie gab jedoch auf. Es nützte nichts. Erschöpft, nicht zuletzt wegen dem raschen Klimawechsels setzte sie sich an die Wand. Bis sie dann Rhuissas Comruf hörte, aber zu verbissen war um rechtzeitig zu antworten. "t'Krekot an t'Ainama." versuchte sie erneut einen Ruf. "Danke...ich werde hier warten. t'Krekot ende." Nutala war also gefolgt? Aber warum? War sie alleine? Die Gefahr von den Fremden angeblichen Plünderern war also gebannt. Staska musste zugeben, dass sie viel zu verbissen in die Technischen Belange war, dass man sie hätte- wären es wirklich Räuber gewesen, jederzeit überwältigen können. Da nützte das Kaleh im Stiefel nicht viel. Irgentetwas drang Staska jedoch, weiter den Code zu entschlüsseln. Noch einmal..nur einmal...vielleicht klappte es ja diesmal? Sie stand also auf und machte sich erneut ans Werk. Die vielen isolenearen Ships die sie auf den Boden verteilt hatte, lagen dort wie ein Puzzle, welches darauf wartete zusammengebaut zu werden. Irgentwann musste es doch ein Bild ergeben? Staska setzte nochmal alles zusammen und löste Kabel, klemmte etwas ab und setzte sie anders zusammen. Bei allen Ideen die sie aus Lehrpadds kannte- es gab nur eine Sache, woran es liegen konnte: Die Energiezuweisung. Schon auf der Brücke waren ihr Energieschwankungen aufgefallen. Und genau dieses lief auch in diesn kleinen Stromkreis ab. War es ein Eigener Stromkreis, konnte sie diesen umgehen, indem sie eine Energiequelle umleitete und somit zuwies. Aber der der Stromkreis mit dem Nächstgrößeren gekoppelt war- und dieser wiederum mit der Schiffsenergie, gab es nur die Möglichkeit den Stromkreis der Schleusentür von dem großen Abzukoppeln, und eigenständig mit Energie zu versorgen...Wenn dann die anderen Systeme wie Gravitation, Luftgemisch und Eindämmung funktionierten. Es war riskannt einen eigenen Stromkreis zu eröffnen...und Staska hatte nicht das Material. Sie könnte es sich besorgen, doch die Riov wollte jeden moment erscheinen. Somit blieb sie an Ort und Stelle und verfasste Gedanklich einen Berricht, das Problem doch noch zu umgehen, wenn die Fehlfunktionen nicht aufhörten. Die ganzen Warnungen hatte Staska langsam satt. Immer wieder ertönte was von 'Lebenserhaltung abgeschaltet' oder 'Hüllenbruch' Ausser das nur noch etwas Notenergie zur verfügung stand, war ja auch nichts...oder? Doch auch der Faktor konnte Staska zum Verhängnis werden wenn sie nachdachte. >> ChR Iel'hoanni, Korridor << "Du weißt welche Art von Hilfe ich am meisten brauche ... Ich werde keinen Millimeter weit von diesem Schiff herunter gehen, solange nicht alle meine Leute in den Shuttles, und damit in Sicherheit sind ... Egal wer aus welchem Grund hier ist. Glaubst du, ich lasse dich, Staska oder Nutala für meine furchtbare Führungsschwäche bezahlen? ... Und nun sollten wir uns beeilen. Je eher wir alle hier weg kommen, umso besser." sagte Rhuissa ernsthaft und so entschlossen wie sie konnte. Sie drehte sich um, damit Yaros die erneut aufsteigenden Tränen nicht sah. Rhuissa hastete den Korridor entlang in die Richtung aus der sie zuletzt Nutalas Lebenszeichen geortet hatte. Das sie in die falsche Richtung lief, weil Nutala inzwischen in ihrem Shuttle war, ahnte sie nicht. Unterwegs beantwortete sie Staskas Komruf: "Staska, unsere Pläne haben sich geändert. Yaros fliegt mit ihnen. Ich nehme Shuttle 2. Warten sie auf Yaros, nicht auf mich. Ende." 'Das ist alles meine Schuld.' dachte Rhuissa: 'Wenn ich nichtsnutzige Hlai mir das Vertrauen der Crew verdient hätte, dann wären Yaros und Nutala nicht hinterher geflogen, um Staska davor zu bewahren das ich sie auch noch in den Tod schicke. Staska und ich hätten keine 'Plünderer' geortet und wären wieder verschwunden nachdem wir alle Informationen hatten ... bevor es kritisch wurde. Nur der Glaube an Plünderer hat uns aufgehalten und jetzt kämpfen wir alle vier um unser Leben. Jeden Augenblick kann die Temperatur auf so tiefe Minuswerte sinken, das wir in Sekundenbruchteilen einfrieren. Oder auf 1000 Grad steigen, und wir verbrennen, oder alle Atemluft entweicht, oder wissen die Elemente was. Wenn wir hier umkommen, dann habe ich es verdient, aber die anderen nicht. Nein, die anderen nicht.' Rhuissa stockte. Wo war Nutala? Sie war dort angekommen, wo Nutala gelegen hatte, aber von der Mieze fehlte jede Spur. Rhuissa lief es eiskalt den Rücken herunter. 'Ich muss sie finden!' Yaros wandte sich nur langsam von dort ab, wo Rhuissa bis eben noch gestanden hatte. Er war ihr auf dieses Schiff gefolgt, weil ihm etwas gesagt hatte, daß sein Platz hier war, hier bei Rhuissa. Nicht einmal hatte er daran gedacht, daß sie ihre Mission nicht schaffen konnte. Nicht einmal daran, daß irgend etwas an ihrer Führung auszusetzen war. Er hatte nur bei ihr sein wollen.... Die Folgen waren so katastrophal wie für ihn unvorhersehbar gewesen. Statt seinen Anteil und seine Sorge anzunehmen, hatte er sie von ihrer vermeintlichen Unfähigkeit überzeugt. Es war nicht fair. Warum sie? Warum er? Warum hier, inmitten des Nichts? Er wußte keine seiner Fragen zu beantworten. >> ChR Iel'hoanni, Andockschleuse << Yaros erreichte Staska inmitten ihres angerichteten Chaos aus Einzelbestandteilen der Schleuse. Ein Lächeln huschte über seine Mine. Was immer sie auch für ein Problem hatte, nichts hielt sie davon ab, ihm mit handfesten Möglichkeiten auf den Leib zu rücken. "Sie kämpfen sich Schraube für Schraube durch die Luftschleuse... Könnte dauern, aber es ist bestimmt effektiv." ES zögerte. Etwas hatte sich verändert... Er lief nicht mehr zu seinem ursprünglichen Ziel. Ja, nun war es offensichtlich. Er hatte seinen Platz mit jemand anders getauscht. Was sollte das? Eine Verwirrungstaktik? Sie konnten ES bemerken, das wußte ES. Aber wußte er auch, daß ES auf ihn abgesehen hatte? Was die Intentionen waren? Nein, er konnte es nicht wissen, etwas anderes mußte geschehen sein. Es hatte mit dem Wesen zu tun, das jetzt an seiner Statt zum zweiten Shuttle lief. Etwas war passiert mit ihnen. Doch ES ließ sich nicht verwirren. Kurzentschlossen änderte ES sein eigenes Ziel. Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden, schon war ES auf dem Weg. ES war nicht bereit, ihn einfach gehen zu lassen. Alles war ganz einfach: Wenn er nicht blieb, würde ES gehen. Das Shuttle war noch da, wartete auf seine Besatzung. ES würde dafür sorgen, daß es nicht allzu lang warten mußte... Doch unerwartet stieß ES auf ein Hindernis. Die Energieleitungen, die die innere mit der äußeren Luftschleuse verbanden, waren unterbrochen! ES erkannte, woran es lag. Das eine Wesen hatte begonnen, ohne jedes System Leitungen zu kappen, andere falsch wieder zusammen zu setzen und somit die direkte Verbindung zwischen Schiff und Shuttle unbewußt lahmgelegt. Keine Gefahr, doch der Weg wurde schwieriger. Auf diese Weise konnte ES sich nicht zwischen den Daten- und Energieströmen treiben lassen, ES mußte aktiv werden. ES fokussierte die gesammelte Energie und stieß mit der konzentrierten Kraft vorwärts. ES spürte, wie es Lücken, Fehlschaltungen und tote Leitungen überwand. Vorwärts, nicht zögern! Die innere, die äußere Schleuse, das Shuttle! Zufrieden traf ES auf schlummernde, aber funktionierende Schaltkreise. Und er mußte ES folgen, es gab keinen alternativen Weg. Er brauchte Atmosphäre, er brauchte das Schiff oder das Shuttle. Er war nicht in der Lage, sich im All einfach treiben zu lassen, bis ein Schiff vorbeikam. Viel zu lange hatte ES im Nebel gewartet, jetzt war ES frei. Wohin er auch immer gehen würde, ES würde ihm folgen. Und einen Weg finden... "Yaros?" fragte Staska. "Yaros? Was bei allen Mächten macht der Bordarzt hier?" Sie wusste nicht ob sie nun die Com aktiv hatte oder nicht. Intensiv bastelte sie weiter- bis sie Schritte hörte. Sie drehte sich blitzschnell um, hatte ihr Kaleh gezogen. Noch eben wusste sie, dass sie auf ihn warten sollte, doch genauso schnell hatte sie es wieder vergessen. Staska steckte ihr Kaleh wieder ein. Sie want sich von ihm ab. "Haben sie eine bessere Idee dann nur zu, Doc. Ich bin für jede kompetente Hilfe dankbar. Ansonsten: Halten sie ihren Mund!" Verbissen klickte sie einige Schaltkreise durch und bezahlte wenige Siuren später. Ein heftiger Stromschlag durchfuhr sie. Hatte sie eine Sicherung nicht ordnungsgemäß eingesetzt bevor sie sich an die Umleitung dieses Stromkreises wagte? Staska rieb sich ihren Arm. Ausser ein sehr starkes Kribbeln war nicht viel geschehen. "khhe'tcha!" fluchte sie erneut. "Wie konnte DAS nur geschehen, ich habe doch alles gesichert!" Nichts war zu sehen. Vielleicht lag es einfach wieder an den Energiefluktuationen. Wütend trat die Kadettin gegen die Platine, an der sie Arbeitete. "Nützt ja alles nichts!" kreischte sie. Völlig fertig drehte sie sich wieder zu Yaros um, als sie ein leichtes knackten hinter sich vernahm. Begleitet von einem Zischen, was sich anhörte wie von einer sich öffnenden Andockschleuse. Staska glaubte sie träumte. Doch statt in Jubel auszubrechen grinste sie nur breit. Die Wut war verschwunden. War es dass, was diese Schleuse benötigte um sich endlich zu öffnen? Rohe Gewalt hervorgerufen von einer wild gewordenen Equatorium die noch nicht mal damit klarkam eine Luftschleuse reperaturfähig zu erhalten? "Na Bitte! Gehen wir an Bord!" sagte sie und war schon auf den Weg. >> Shuttle 2 << Eine Warnung nach der nächsten war zu hören, der Bordcomputer war echt Kreativ. Nutala hätte gelacht, wenn nicht......... Es war kalt. Sie war naß. Sie wurde stinkig, die Situation stank ihr, Yaros stank ihr, das warten Stank ihr, sie wollte abhauen. Ob es jemand merken würde, wenn sie sich jetzt einfach verkrümeln würde. So ein bißchen Verschwinden he he Als immer kälter wurde, zog sie sich ins Shuttle zurück und versuchte sich warm zu halten. Gab es hier nicht irgend wo so was wie eine Decke. Was wenn die anderen mit den zweiten Shuttle schon verschwunden waren? Sie hier zurück gelassen haben, um sie los zu werden? Vielleicht sollte sie auch verschwinden wie die anderen, sie waren schließlich auch ohne ihr Bescheid zu sagen einfach verschwunden. Sie würden schon sehen was sie davon haben würden, sie einfach hier alleine zu lassen. Jawohl. Nutala bereitet den Start des Shuttles vor. Ja wohl, sie würde hier nicht alleine, zurück gelassen von den anderen waren, bis das Schiff auseinanderbrach. >> Shuttle 1 << Yaros versuchte instinktiv, einen Schritt aus Staskas Reichweite zu kommen. Zuerst fuchtelte sie mit ihrem Kaleh vor ihm herum - und er hatte heute schon genug davon, seinem möglichen Ende ins Auge zu sehen - und dann sorgte sie ziemlich final dafür, daß der Eingang zur Luftschleuse nicht mehr zu gebrauchen war. Etwas weniger Impulsivität konnte der Kleinen bestimmt nicht schaden. Vorsichtig folgte er ihr in das kleine Shuttle. "Sagen Sie nie wieder, ich wüßte nicht, wie ich mit meinen Patienten umgehen soll. Wenn das Ihre Art ist, mit Technik umzugehen, hoffe ich, daß das nicht Ihr Fachgebiet ist." Er setzte sich, um Staska nicht im Weg zu stehen. Schließlich mußte sie es irgendwie schaffen, wieder zur Drolae zurück zu steuern. >> ChR Iel'hoanni, Korridor << 'Wo ist Nutala? Ich muss sie finden!' dachte Rhuissa. War sie verletzt, orientierungslos? Irrte sie irgendwo umher? Rhuissa zog mit zitternden Händen ihren Trikorder. 'Bilde ich mir das nur ein oder ist es heißer?' dachte sie. Die Anzeige auf ihrem Trikorder zeigte nur ihr eigenes Lebenszeichen, das von Yaros dicht vor der Andockrampe und ein verschwindenes von Staska. Sie ging gerade an Bord ihres Shuttles. Rhuissa erlaubte sich kurz, darüber erleichtert zu sein. Yaros und Staska waren so gut wie in Sicherheit. Aber von Nutalas Lebenszeichen fehlte jede Spur. Rhuissa war nicht bereit aufzugeben. Sie suchte das nächste Computerterminal in der Hoffnung auf eine Fehlfunktion ihres Trikorders. Doch was sie vom Hauptcomputer der ChR Iel'hoanni erfuhr lies sie schaudern. Nutala war entweder nicht mehr an Bord oder sie war tot. Zum anderen stieg die Temperatur im Computerkern erheblich an. Die Fluktuationen im Umweltsystem konnten von den Schiffssystemen nicht mehr kompensiert werden. Es kam zu einem völligen Versagen fast sämtlicher Regel-Systeme. Die Temperatur stieg dramatisch an und in wenigen siuren mußte es zur Zerstörung des Schiffes kommen. Rhuissa aktivierte ihren Kommunikator: "Yaros, Staska, beeilt euch. Das Schiff ist außer Kontrolle. Es explodiert gleich. Nutala, wo sind sie? Leben sie noch?" Rhuissa wollte Nutala immer noch nicht aufgeben. Vielleicht versagten die Sensoren bereits. Sie verspürte nicht einmal den Impuls zu laufen. Nicht bevor sie wußte in welche Richtung. Irgendwo tief ins Schiff hinein zu Nutala, falls sie irgendwo war und Hilfe brauchte. Zum Shuttle 1, falls Staska und Yaros doch nicht allein an Bord kamen. Oder zu Shutlle 2, falls niemand sie brauchte. >> Shuttle 1 << Das Schiff explodierte gleich? Und Rhuissa suchte noch immer nach Nutala? Das konnte nur bedeuten, daß die Mieze nicht bewußtlos irgendwo herumlag, sondern sich noch durch das Schiff bewegte.... Yaros rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her. Das Schiff explodierte gleich... Und Rhuissa suchte nach Nutala.... und das Schiff explodierte gleich. Er kämpfte mit dem Impuls, aufzuspringen und Rhuissa zu suchen, sie notfalls selbst in ein Shuttle zu stopfen. Aber die Kleine war bei ihm. Er mußte auf sie Acht geben. Und Rhuissa? Sie durfte nicht in den Korridoren herumirren, während das Schiff in die Luft flog! Staska... und Rhuissa. Gehen. Bleiben. Entscheiden. Jetzt und hier. Yaros zählte im Geiste langsam bis fünf und hoffte, daß jemand oder etwas ihm diese Entscheidung abnahm. Eins... Zwei... .......... Ende der Chronik ............