Chronik Nr.159 vom 17.11.2008 Ort der Handlungen : Auf dem Planeten ch'Athann / Kyrene und auf der ChR Drolae ChR Drolae Bordzeit: 24.12.2375 , 10:40 Uhr bis 11:00 Uhr >>> Ein unbezwingbarer Hügel <<< ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52982,0 - 24.12.2375 , 10:40 Uhr --- ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf der ChR Drolae ]--- >> Krankenstation / Deck 2 << Die Existenz von intelligentem Leben ist bestätigt worden und - was noch viel wichtiger ist - einige Lebenszeichen sind den unseren sehr ähnlich, obwohl ich nicht weiß, was das bedeutet. Eas ist mit Melvis auf Erkundungstour, bisher nicht wieder aufgetaucht. Sovek und Nutala folgen ihren eigenen Vergnügen. Wie schätzt Du unsere Situation ein? Was sollten wir tun, was vermeiden? Wie würdest Du vorgehen?" Bei den Worten, die Yaros zu Sovek und Nutala fand, bekam Aidoann gleich wieder eine Gänsehaut. Alleine schon die Vorstellung, dass sie eine lange Zeit mit diesen Irren in einem Raumschiff eingeschlossen sein würde ließ Unbehagen in ihr aufkommen. Sie glaubte langsam, sie würde in einem Alptraum gefangen sein. Die zärtliche Geste von Yaros bei Rhuissa entging ihr nicht. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz. Ob sie wohl auch mal jemanden fand, der sie so bedingungslos lieben würde? Sie seufzte... Dann nahm sie eine Teetasse und trank einen Schluck von der heißen Flüssigkeit. Es ging ihr gleich ein wenig besser, wozu vielleicht auch die Sachlichkeit von Yaros beitrug. "Wenn es wirklich so ist, dass welche von uns hier auf dem Planeten leben, gibt es vielleicht auch Hilfe für Rhuissa. Ansonsten mache ich mir um Eas große Sorgen..."sagte sie. "Um Melvis natürlich auch", fügte sie schnell hinzu. "Meinst Du, sie werden uns hier wiederfinden?" Sie sah ihn mit flehenden Augen an und hoffte auf eine positive Antwort auf diese, für sie so wichtige, Frage. "Nun, sie sollten alle mit einem Scanner umgehen können und wenn sie auch nur ein wenig Verstand beisammen haben, haben sie einen mitgenommen.", gab Yaros zunächst Antwort auf Aidoanns letzte Frage. "Ich mache mir wenig Sorgen um Eas. Er... er mag zwar verquer wirken, aber mit seinem Überlebenswillen scheint alles in bester Ordnung zu sein. Aber Melvis... sie ist eine vom Tal Shiar. Diese Leute finden ohne Plan und ausdrücklichen Befehl doch nicht einmal ihr Bett. Ich hoffe, sie ist so schlau, in seiner Nähe geblieben zu sein." Die nervliche Anspannung Aidoanns entging ihm nicht. Natürlich konnte es mit ihrem ersten Einsatz zusammenhängen, doch er glaubte nicht daran. War Eas ein Typ, an dem eine junge Frau wie Aidoann so schnell Gefallen finden konnte? An einer defensiven, undurchdringlichen Aura, die eine dunkle Vergangenheit zumindest erahnen ließen? Teenager-Schwärmerei! Nachdenklich musterte er sie während eines weiteren Schluck Tees. So unsicher und nervös, wie sie dort stand, wirkte sie viel zu unschuldig für jemanden wie den Havranen. Und doch, sie war alt genug, um ihre eigenen Erfahrungen machen zu müssen.... Und befand sie sich nicht an einem perfekten Ort, um viel zu schnell erwachsen zu werden? "Weiß nicht, ob wir hier Hilfe finden.", sagte er hastig nach einer Pause, die ihm plötzlich viel zu lang erschien, "Es waren nur wenige ähnliche Lebenszeichen; gerade ähnlich und intensiv genug, daß ich sie erfassen konnte. Sie werden nicht auf unsere Anatomie eingerichtet sein; weder das medizinische Personal, noch die Instrumente. Ansonsten hat diese Welt offenbar noch keine interstellare Raumfahrt begonnen, eine deutliche Waffenabwehr gegen uns war auch nicht erkennbar. Ich denke nicht, daß ihr technischer Stand sehr hoch ist. Wahrscheinlich nicht höher als... nun, das hier." Mit einer Geste schloß er die gesamte Krankenstation ein. "Hmmm, meinst Du wirklich, Melvis ist noch immer beim Tal Shiar? Mir kam es eher so vor, als wäre sie dort rausgeflogen. Aber ich kenne sie nicht, kann mich also irren. Sie scheint sich allerdings nicht allzu gut mit Eas zu verstehen..." Sie versuchte ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. "Mit Glück könnte die Bevölkerung doch aber auch viel weiter sein, was die Medizin angeht. Medizin und Raumfahrt sind zwei verschiedene Dinge und ich wette mein Kaleh darauf, dass diese technischen Störungen, die die Drolae zum Schluss hatte, nicht nur von ihr selber ausgegangen sind. Es war... merkwürdig..." Aidoann stellte ihre leere Tasse auf den Tisch und stand auf, um an Rhuissas Bett zu gehen. "Ob sie nun beim Tal'Shiar war oder ist... Mein bisheriger Eindruck ist der, daß einem der Geheimdienst zuallererst mal den Kopf aufklappt, um den Inhalt einmal gründlich durchzurühren und ein paar Zutaten zu ersetzen. Selbständiges Denken gegen blinden Gehorsam, beispielsweise. Ich weiß, daß ich solche Dinge nicht sagen sollte und vielleicht ist es besser, wenn Du vergißt, daß ich sie je erwähnt habe, aber ich kann den Verein weder akzeptieren, noch respektieren." Yaros sah Aidoann zu, als sie die Distanz zu Rhuissa überwand. Aus irgendeinem Grund, den er nicht fassen konnte, fühlte es sich seltsam an, sie dort zusammen zu sehen. Was war es nur? Beide Frauen hatten bisher nichts miteinander zu tun gehabt, kannten sich nicht einmal. Yaros dachte zurück... an Rhuissa, die schon einmal dort gelegen hatte, hilflos, bewußtlos. Damals war Sevenah die Ursache gewesen... eine junge, attraktive Frau, vielleicht in demselben Alter, in dem Aidoann jetzt war. Und dennoch, sie hatte nichts weiter mit Sevenah gemein. In ihrer Gegenwart fehlte ihm das mulmige Unwohlsein, fehlte das zwiespältige Gefühl von Faszination und Abscheu. Er schüttelte die müßigen Gedanken ab. "Ich hätte nichts dagegen, wenn mir die Medizin dieses Planeten helfen könnte. Und was die Wette angeht, würde ich bedenkenlos dagegen halten, jedoch fehlt mir ein gleichwertiger Wetteinsatz." Noch immer lief Yaros ohne Kaleh herum, nachdem Jaeih es mitgenommen hatte. Er hatte es bisher nicht über sein Herz gebracht, sich ein neues zu besorgen und es anstelle des alten zu tragen, weil es für ihn ohnehin weniger eine Waffe als vielmehr ein Gegenstand sentimentaler Erinnerunge aus vergangenen Zeiten gewesen war. Über die Klinge hatte sich ein Kratzer gezogen, der von einem Wettbewerb im Zielwerfen stammte, den er mit einigen Freunden seiner Jugendzeit veranstaltet hatte... den Griff zierte ein schmales, grünes Bändchen, das einst Lhaias Zopf gehalten hatte... Blut war das einzige, das die kleine Waffe nie berührt hatte. "Bleibt noch immer die Frage, wie uns diese Welt empfangen wird. Sind sie uns feindlich gesonnen - darauf könnten externe technische Störungen hinweisen - kann ihre Medizin noch so fortschrittlich sein, aber uns wird sie in dem Fall wenig helfen. Deshalb wäre ich dankbar, wenn mal irgendjemand da draußen Meldung machen könnte, damit wir wissen, worauf wir uns vorbereiten müssen." In diesem Augenblick wandte er seinen Blick von Rhuissa ab und sah Aidoann direkt an. "Weißt Du Dich im Notfall zu verteidigen?", fragte er sie eindringlich. Natürlich lernten die meisten Rihannsu im Laufe ihres Lebens verschiedene Arten der Verteidigung kennen - doch es war eine ganz andere Frage, ob sie sie praktisch beherrschten, wenn es sein mußte. Und was wußte wohl eine Kheinsa von solchen Dingen, die überhastet auf ein Schiff wie die Drolae geschickt worden war? ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Shuttle << Bäume nichts als Bäume sah man aus dem Fenster. Sovek dachte schon er wäre auf einen Planeten der nur Bäume beherbergte. Bis. Bis endlich mal Wiese auftauchte und nicht mehr weit ragte ein Dübel... äh ... Hügel vor ihnen auf. "Da isser," stieß Sovek aufgeregt aus. "Der Bügel... äh der Hügel. So wie es in der Karte eingezeichnet ist. Ein runder Hügel mit einen Steinwall drumherum. Es ist alles so aufregend. Schau mal ein Hase (oder etwas tierähnliches) hüpft vor dem Erdhügel." Nutalas konzentrierter Blick war sofort bei dem Hasen. "sieht lecker aus..." "Wir haben doch bestimmt etwas Zeit für die kleinen freunden des Lebens. Bestimmt finden wir etwas Zeit uns um den kleinen Freund zu kümmern." Nutala bekam ein breites grinsen. "Einen bestimmten Wunsch wo wir landen sollen? Einen Landeparkplatz sehe ich jedenfalls nicht." Sovek überlegte. Dabei kam nie etwas gutes heraus. Er drückte auf eine Taste und kurz darauf war ein Landeplatz gefunden. *wusch* Ein paar gezielte Phaserschüsse beseitigte ein paar Bäume und der Hase war nur noch ein Hasenbraten. "Bitte schön, ein Landeparkplatz," zeigte Sovek auf die freigewordene Fläche. "Wegen meine guten Ideen, bin ich ja auch schließlich Kommandant und kein Arzt." Nutala war entsetzt über Soveks verhalten und murmelte ein verhaltendes "Tierquäler" mehr wagte sie nicht. Schließlich war er der Riov und ER hatte die Karte. Und die Kontrolle über die Waffen. Also landete sie das Shuttle wie befohlen und sicherte es. "Bitte und nun? Wer trägt die Schaufel?" Während sie auf eine Reaktion wartete, stand sie auf und öffnete die Tür. Tief zog sie die Luft ein und bedauerte, dass sie ihren schweren Panzer trug. So konnte sie nicht die kühle Luft auf ihren Pelz spüren. Doch zurück zur Arbeit. Sie ergriff ihr Gewehr und sah hinaus um die Gegend zu sichern. Kleiner Mann, große Sachen. Sovek kam mit einen großen Phaser-Gewehr zur Tür. "Wer braucht schon eine Schaufel," beantwortete er die Frage von Nutala. "Wenn man ein Phaser hat, das große Löcher in Wände sprengt. Außerdem habe ich noch ein paar handliche Handgranaten gefunden." >> Vor dem Erdhügel << Sovek stieg aus dem Shuttle und ging zum Erdhügel. Bis ihm ein Energiekraftfeld den weiteren Weg versperrte. "Ich bin kein Arichiorologedings. Oder wie nennt man die Leute, die jahrelang am gleichen Ort mit Pinselchen und kleine Schaufelchen im Dreck wühlen und nichts wertvolles finden? Irgendwie müssen wir es schaffen das Kraftfeld zu deaktivieren." Es gäbe jetzt Leute, die nach einer logischen Weg suchten. Nicht bei der Drolae-Crew. Sie kamen meist auf Lösungen, auf die kein Normalsterblicher kam. "Wir graben ein Tunnel." War Soveks Idee. "Verstanden mein Riov." Und Nutala nahm Haltung an und sagte dann nach einer kleinen Pause. "Während du gräbst, werde ich Wache schieben." damit fing Nutala an das Gelände zu inspizieren. 'Ich graben?' Fragte sich Sovek in Gedanken. "Warum soll ich graben? Ich bin der Riov und du darfst deine schönen Händchen nicht schmutzig machen. Aber, wer gräbt jetzt?" Er sah sich um. "Wir hätten Yaros mit nehmen sollen." Sovek nahm ein Disruptorgewehr und schoß wahrlos ein paar Löcher in den Boden. Beim letzten Schuß sprüten Funken aus den Boden. Es sah so aus, als hätte er ein Energiekabel getroffen. "Nutala!!!!!!" Schrie er laut stark. "Mist, was hab ich getan? Wo kommen die vielen Funken her?" Sovek führte schon Sekunden nach seinen ersten Schuss ein Selbstgespräch. Nutala hatte sich sofort in Deckung begeben. So hörte sie seine verzweifelten Schreie nur undeutlich, aber Sovek war bekanntlich nicht zu überhören. Vorsichtige späte sie über den Erdhügel zu Sovek und erkannte seine Umrisse gut vor den Funken und Elektrischen Endladungen. Fast schon zu einfach. Sie legte ihr Gewehr an. Im Geiste lügte sich Nutala schon mal was zusammen; "Ein Unfall, Sovek hatte sich an einem Erdkabel getötet." Sovek war einfach nicht zu verfehlen und brauchen tat sie ihn jetzt auch nicht mehr. Sie waren ja am Hügel. Sein Tod war also nur noch eine Formsache. Aber, wenn er sie angelogen hatte? Töten konnte man ihn ja noch immer. "Lauf Sovek, Lauf." rief sie ihm zu und winkte ihm, damit er zu ihr ihn Deckung kam. Sovek nahm die Beine in die Hand und lief was seine kurzen Beine hergab. In Deckung, sagte Sovek: "Ich wollte nichts kaputt machen. Irgendein Idiot hat da kurz unter der Grasnabe eine Energieleitung gelegt. Fusch am Bau sag ich da nur. Das ist ja Lebensgefährlich. Da hätte sonst was passieren können." Er sah zum Hügel. "Gehst du vor?" "Selbstverständlich nicht, du bist hier der Chef und das Vorbild und hast damit auch den Vortritt." Und in Gedanken hängte sie an. Außerdem kann ich dir so besser in den Rücke schießen, wenn es soweit ist. Nebenbei studierte sie den Tricorder, nach einigen Sekunden drehte sie ihn um 180° und studierte ihn noch mal. "Du machst mich noch ganz nervös mit deinem Rumgezappel." Fuhr sie Sovek an, um ihren Fehler zu verbergen. "Wenn ich die Daten hier richtig verstehe, hast du WIEDER MAL, etwas kaputt gemacht. Aber diesmal zum Guten. Es sieht so aus, als ob du nun gefahrlos die Barriere passieren kannst." Und damit sah sie Sovek herausfordert an, den Vortritt zu übernehmen. Sehr erfreut über die positive Nachricht von Nutala, lächelte Sovek über beide Backen und ebenso flatterten seine Ohren vor Freude. "Ich bin genial," sagte Sovek, stand auf und ging mutig zum Erdhügel. Die Barriere war verschwunden. Nun gab es eine neue Barriere. "Wo ist der Eingang? Nutala. Was sagt der Tricoder? Wo ist die dünnste Stelle? Dort müßte dann der Eingang sein." Und Nutala lauschte der Stimme des Tricoders, doch er sprach nicht. "Seltsam, aber es gibt hier ein Störfeld. Ich befürchte, wir müssen ohne den kleinen Helfer auskommen." Sovek überlegte kurz. "Irgendwo muß doch der Eingang sein. Die Erbauer des Erdhügels müssen doch irgendwie die Schätze hinein gebracht haben?" Er sah zum Shuttle. Er überlegte weiter und die Idee die er hatte war nicht wirklich brillant. "Einen gezielten Schuß müßte doch die Kuppel des Erdhügels wegsprengen." Der kleine Kommandant hatte eine Phase, wo er alles in die Luft jagen wollte, was ihm sich in den Weg stellte. "Moment, ich denke das währe nicht gut für die Schatzkammer. Sie könnte einstürzen und alles verschütten. Die Kunstgegenstände können beschädigt werden." Nutala war dabei garnicht wohl Sovek an den Waffenkontrollen zu sehen. Sie lebte doch so gerne. "Las uns doch erst mal die Gegend erkunden. Vielleicht finden wir was." Damit machte sich Nutala auf die Gegend abzusuchen und zog Sovek hinter sich her. Mit einen 'Aber' auf den Lippen, folgte Sovek Nutala ohne Widerworte, weil er sonst keine andere Idee hatte. Auf der Karte die Sovek besaß, sah er auch keine Angaben, wo genau sich der Zugang befand. "Hier steht etwas auf der Karte," bemerkte Sovek zum ersten Mal ein Text auf der Karte. Vorher hatte er sich nur um die Lage des Erdhügels beschäftigt "Hier steht: 'Glückliche Verlierer finden einen Weg an die 1000 und einen vorbei zu kommen.' Wie soll ich das den verstehen? Was ist ein 'Glücklicher Verlierer' und was ist mit 1000 und einen gemeint? Hier ist auch ein Hinweis auf den Zugang. 'Ein Zugang, der keiner ist', steht hier. Oh man, ich bekomme Kopfschmerzen. Ich mag keine Rätsel. Ich wäre für die einfache Variante: Sprengen." Nutala versuchte sich zu konzentrieren, um etwas auffälliges zu finden. Aber Sovek konnte einfach nicht still sein. "Man, dann mach doch dein Loch. Aber beschwer dich nicht, wenn dabei der Schatz mit explodiert." Doch da erregten kleine graue Kügelchen auf dem Boden ihre Aufmerksamkeit und sie bückte sich, um sie näher anzusehen. Die Konsequenzen, ihrer Worte zu Sovek, waren ihr dadurch nicht bewusst geworden. ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Wohnhaus von Keras << > "Wiedersehen sollten wir uns schon in nächster Zeit. Zumindest denke > ich, dass wir uns bei der Tanzdarbietung von Livna sehen werden, oder > irre ich mich?" Sehnsüchtig sah er Livna hinterher, die auf Yetan > zuging... Zunächst wollte Rabhan irritiert fragen, von was für einer Tanzdarbietung er sprach, bis ihm Livnas Vertretungseinsatz wieder einfiel. "Ah, natürlich, die Vorstellung. Ich bin mir sicher, sie wird ihre Sache gut machen. Ich bin auf jeden Fall da - irgendwer muß sie ja hin- und wieder zurückbringen. Wird auf jeden Fall besser als diese Veranstaltung hier... Trotzdem, war schön, Dich wieder mal gesehen zu haben. Immerhin etwas positives." Er seufzte bei seiner letzten Bemerkung. "Also dann, bis dahin. Laß es Dir gut gehen." Der Riov stand während der Veranstaltung fast die ganze Zeit am Fenster und sah nachdenklich hinaus. Am Horizont hatte er eine Lichterscheinung gesehen. Er konnte die Erscheinung erst nicht zu ordnen. Möglich war es wieder eine dieser Leuchtkörper, die während einer Party in die Luft gefeuert wurde. "Wir sollten wieder aktiv werden," war Keras erster Satz nach vielen Stunden des Schweigens. "Wer begleitet mich zur ChR Mhi'Fhortain?" Faolchu wollte gerade noch einmal seinen Abschiedsgruß an Rabhan wiederholen, als er die Stimme von Keras hörte. Er war versucht, einfach so zu tun, als hätte er nichts gehört, aber das war nicht sein Stil. Mochte Keras sich auch sehr verändert haben - er war sein Freund. Also nickte er Rabhan nur kurz zu und ging dann zu Keras herüber. "Ok, ich bin dabei. Dann lass uns gehen." Rabhan überlegte nur kurz, ob er sich angesprochen fühlen sollte. Er war lange Jahre nicht mehr beim Wrack gewesen - zu schmerzhaft waren die Erinnerungen an seine alte Heimat, wenn er dort gewesen war. Und doch... jetzt, wo Keras mit diesem Wunsch angekommen war, erblühte erneut ein gewisses Sehen in ihm; wie eine alte, eigentlich verheilte Wunde, die dennoch bei schlechtem Wetter immer noch zu spüren war. Das alte Schiff... Was hatte Keras veranlaßt, ausgerechnet jetzt und heute wieder dorthin zu gehen? Melancholie? Neue Hoffnung? Verzweiflung? Rabhan wußte nicht mehr allzu viel über das Innenleben des Mannes zu sagen, der einst sein Riov gewesen war. Nun... Livna wollte ohnehin allein gehen, die anderen hatten sich zum Großteil verabschiedet und eigentlich gab es nichts wichtiges für ihn zu tun heute. "Gut, ich komme ebenfalls mit. Paßt irgendwie zu diesem Tag, uns den alten Kahn noch einmal anzusehen, oder?" Er versuchte es mit einem Lächeln, das ihm nicht so recht überzeugend gelingen sollte. Bevor Keras mit den anderen aufbrach, holte er einen grauen Rucksack aus der Abstellkammer. Der Rucksack war nicht leer. Er beinhaltete das handschriftliche Logbuch der ChR Mhi'Fhortain, das der Riov noch neben das Computer-Logbuch führte. Das handschriftliche Logbuch wollte Keras vor seinem Schiff begraben. Ein Zeichen dafür, das der Riov keine Hoffnung mehr sah vom Planeten fortzukommen und auch keine Hoffnung mehr hatte, um das handschriftliche Logbuch auf einem anderen Schiff fortzuführen. "Gehen wir unsere Hoffnung begraben," sagte Keras bedrückt und ging zur Tür. > Abschluss- > prüfung lernen. Aber in drei Wochen habe ich meinen ersten wichtigen > Auftritt mit der Tanzschule. Bis das vorbei ist, werd ich mich noch > irgendwie durchmogeln... danach mach ich Ernst..." Yetan lächelte ein wenig traurig, aber nicht überrascht. "Ja, das ist dieser Planet. Du musst dir keinen Vorwurf machen, es wird dir hier auch nicht anders gezeigt. Man überlebt hier nicht indem man seine Umwelt erforscht, man wird reich indem man sie unterhält. Hätte ich nicht das Yolan-Tru könnte ich auch nicht meinen Interessen nachgehen und forschen. Also lerne gut zu tanzen, aber vergiss nicht, dich auch für etwas anderes zu interessieren. Ich werde dir jetzt zeigen was ich mache, vielleicht ist das ja interessanter als der theoretische Unterricht in der Schule... Der hat mich wenn ich ehrlich bin auch nie begeistert." Ihr Lächeln gewann etwas spitzbübisches... "Wir müssen nur ein kurzes Stück in die Stadt um den Gleiter* zu holen, denn zu Fuss ist es für heute fast ein wenig zu weit bis zu meinem Labor." Das alles gefiel Livna außerordentlich gut. Es gefiel ihr, dass Yetan ihr keine Vorhaltungen machte und auch nicht behauptete, dass Tanzen unwichtig wäre und die Sitten verderben würde. Es gefiel ihr, dass Yetan sie ermutigte, gut tanzen zu lernen. Es gefiel ihr, dass Yetan ihr etwas Interessanteres zeigen wollte als den furchtbaren Unterricht bei ihrem alten Physik- und Chemielehrer mit der feuchten Aussprache und den immer gleichen, jahrzehntelang kopierten Arbeitsblättern. Am allermeisten gefiel ihr aber die Aussicht, mit einem dieser legendären Gleiter zu fliegen. Von ihrem Vater hatte sie davon gehört, dass es auf ch'Rihan und ch'Havran so etwas gab und dass dort auch ganz normale Leute sich so ein Ding leisten konnten. Nur eines hatte er ihr nie erzählt... "Ich hab gar nicht gewusst, dass die Mhi-Fhorthain einen Gleiter an Bord hatte!" sagte sie strahlend. "Ach nein... Tut mir leid. Das ist das Alter. Ich kann mich einfach nicht an den Begriff hier gewöhnen... Unabhängig mobile Brennstoffeinheit? Umbe? Irgendwie so, oder? Ich kann mir das nicht merken... Gleiter ist so schön einfach." Sie lächelte alles entschuldigend. "Komm, machen wir uns auf den Weg." "Ach so..." Livna lächelte tapfer und verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein. Die Situation war ihr unangenehm. Es wäre sehr unhöflich, ihre Enttäuschung offen zu zeigen, aber bei Yetan hatte Livna neuerdings das Gefühl, dass die alte Dame sowieso wusste, was Sache war. Es wäre cool, so eine Oma zu haben, dachte sie plötzlich. Jemand, der weiß, was los ist, und der einen trotzdem machen lässt. Die Vorstellung tröstete Livna über den entgangenen Gleiterflug hinweg. Sie freute sich jetzt auf diese Unternehmung, egal was am Ende dabei herauskommen würde. "Umbe tut's ja auch", meinte sie grinsend, "dann nichts wie los!" Aber eine Sache wollte sie jetzt doch gerne wissen. "Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich Sie das frage. Aber haben Sie eigentlich auch Kinder? Oder Enkel?" "Ich habe zwei Söhne, aber sie sind längst erwachsen... Als ich ch'Rihan verlassen habe hatten sie noch keine Kinder, aber wenn sie nicht zeugungsunfähig sind haben sie das hoffentlich mittlerweile nachgeholt." Etwas in ihren Augen funkelte belustigt... "In diesem Fall wären meine Enkel wohl in deinem Alter... oder jünger..." ...und erst bei den letzten Worte mischte sich Wehmut in den Blick. Doch sie verstand es diese schnell mit einem Lächeln zu vermischen. "Vielleicht werde ich sie noch irgendwann kennenlernen." Keras wollte ungern das Gespräch über ein mobiles Landfahrzeug zwischen Livna Yetan unterbrechen. Da sie alle fast den selben Weg hatten, bot Keras ihnen an: "Yetan, ich nehmen Sie bis zum Bergpaß mit. Anschließend können Sie mit meinen Landfahrzeug weiter zum Labor fahren. Wenn Sie dort fertig sind, holen Sie uns wieder ab." Keras ging hinaus und weiter bis zur einer Garage. "Das Angebot nehmen wir doch gerne an." Yetan lächelte und schien sich kaum darüber zu wundern wie freundlich Keras plötzlich geworden war. Erst als er bereits den Raum verlassen hatte meinte sie im Hinausgehen zu Livna: "Der Alte überrascht mich immer wieder. Wie schnell er von seinem mürrischen Programm wegschalten kann ist unglaublich..." dann wandte sie sich Faolchu zu: "Du fährst auch mit?" >> Keras Garage << Keras öffnete nach fast einen Jahren wieder das Garagentor. Als das Tor geöffnet war, stand man vor einen 'heiße Karre'. Ein rotes schnittiges Fahrzeug, für Leute die auf hohe Geschwindigkeit standen. Vor ein paar Jahren hatte Keras das Fahrzeug gewonnen, weil er der Zehnmillionste Besucher eines Kasinos war. Er hätte es nie gewonnen, wenn Faolchu ihn nicht zu einen Kasinobesuch überredet hätte. "Sicher... aber das sagte ich ja bereits", antwortete er Yetan auf dem Weg zur Garage. Als er vor dem offenen Tor stand und das Fahrzeug sah, musste er grinsen. Natürlich erinnerte auch er sich an das Theater, was es damals gab, als er (leider) hinter Keras das Kasino betrat. So kam sein Riov in den Genuss dieses Flitzers. Innerlich zuckte er mit den Schultern 'man kann eben nicht immer gewinnen'. "Na, da schau her - Du hast die Karre noch immer? Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Du den Flitzer möglichst schnell verkaufst..." Yetan lächelte nur, dann als sie den Wagen sah noch ein wenig breiter. "Ach du hast damals die Kiste bekommen... Mir wurde gesagt, es sei einer von uns gewesen, aber auf dich wär ich nie gekommen... Bist du schon jemals damit gefahren?" "Das letzte Mal vor gut einem Jahr," antwortete Keras und öffnete die Türen des Wagens. "Bitte, es haben alle einen Sitzplatz." Er setzte sich hinterm Lenkrad und startete den Motor, der sich giftig laut anhörte. So laut wie sich ein schnelles Fahrzeug nun mal anhören mußte. "820 ZT (ZT Zugtiere = Pferdestärke PS) hat das Fahrzeug und bei freier Strecke legt man in einer Stunde 420 Kilometer zurück. Für ein Landfahrzeug auf vier Gummiräder nicht schlecht, würde ich mal behaupten." Rabhan hatte bisher nur von Keras' Geschoß gehört, es aber nie selbst gesehen. Jetzt musterte er es genau, bevor er entschied, auf welcher Seite er einsteigen wollte. "Sieht man der Kutsche gar nicht an. Aber nichts geht nun einmal gegen einen gut gepflegten Gleiter mit einer ebenso gut gepflegten Maschine. Dagegen ist das hier nun einmal bloß für Vergnügungsfahrten geeignet." Sein Lächeln in Keras' Richtung sollte entschuldigend wirken, bevor er sich im hinteren Bereich an der rechten Tür vorbei in das Innere des Fahrzeugs zwängte. Livna war den anderen stirnrunzelnd und wenig begeistert in die Garage gefolgt. Die Aussicht, bei Keras mitfahren zu müssen, behagte ihr wenig. Sie mochte den Kerl nicht, und dass er so schnell von seinem mürrischen Programm wegschalten konnte, wie Yetan es formulierte, machte es auch nicht wirklich besser. Diese Bemerkung hatte Livna mit einem Achselzucken quittiert. Als das Garagentor dann aber aufging, staunte sie nicht schlecht. Donnerwetter! So einen rassigen Schlitten hätte sie dem alten Miese- peter überhaupt nicht zugetraut. Es schien eine Geschichte hinter dem Flitzer zu geben, alle anderen ergingen sich in Anspielungen, die Livna nicht verstand. Aber das Teil gefiel ihr wirklich - es war fast so gut wie ein Gleiter! Ehrfürchtig ging Livna näher heran und konnte nicht widerstehen, mit einer Hand beinahe zärtlich über die stromlinien- förmigen Flanken des Fahrzeugs zu streichen. Eine dünne Staubschicht blieb an ihren Fingern haften, aber jetzt sah man erst, wie neu und glänzend die Karre darunter wirklich war. Es sah Keras ähnlich, dass er so einen Ofen hatte und dann nur einmal im Jahr damit fuhr. Am Ende brachte der Riov es noch fertig, mit diesem Renner die Kriechspur zu blockieren. Livna war jedenfalls gespannt, was für einen Fahrstil der alte Sonntagsfahrer wohl haben würde. Rabhan stieg hinten ein, und Livna überlegte kurz, wo sie sich wohl hinsetzen sollte. Auf der Rückbank zwischen Faolchu und ihrem Vater eingeklemmt zu sein - das ging überhaupt nicht! Es gab nur einen einzigen wirklich guten Platz in diesem Wagen, und um den zu bekommen, musste sie wohl oder übel ihre Abneigung gegen Keras überwinden. Also öffnete sie die Beifahrertür. "Sie mögen mich ja nicht, und ich mag Sie auch nicht besonders", sagte sie zu Keras, "aber Sie haben ein richtig feines Auto. Kann ich vorne mitfahren?" Yetan könnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken. Sie hatte neben Rabhan Platz genommen. "Deine Tochter ist wirklich gut. Eine fähige junge Frau hast du aus ihr gemacht, sie weiß was se will!" Grinsend beobachtete sie was nun weiter geschah. >> Im Landfahrzeug, unterwegs in die Berge << Keras machte eine Handbewegung in die Richtung des Beifahrersitzes. "Ich sehe, das Sie den Tod mutig in die Augen sehen," sagte Keras trocken. "Sie sollten sich anschnallen, wenn sie nicht bei einer Vollbremsung als Erste durch die Frontschreibe fliegen wollen." Bei diesen Worten des Riov musste Livna unweigerlich grinsen. Sie stieg ein und schnallte sich auch tatsächlich an. "Kein Problem", gab sie zurück, "heute ist ein guter Tag zum Sterben." Den Spruch hatte sie von der Holofigur aufgeschnappt, an der ihr Vater gerade programmierte. Ein komisches, dunkel- häutiges Männchen mit tief gefalteter Stirn und einer scharf aussehenden, gebogenen Waffe. Irgendwie schien er jetzt gerade zu passen. >> Rabhan war ganz und gar nicht Yetans Meinung. "Sie mögen mich >> nicht, ich mag Sie nicht."... Was war das denn für eine furchtbare >> Aussage? Für einen Moment saß Rabhan mit offenem Mund da und >> starrte wortlos seine Tochter an. Wie konnte sie nur...? Und das, >> nachdem sie Keras das erste Mal über den Weg gelaufen war. Yetans >> Antwort jedoch riß ihn aus der Starre und nachdem sogar Keras es >> schaffte, locker auf Livnas Bemerkung zu reagieren, fragte er sich >> ernsthaft, ob er das alles nicht ein wenig zu streng sah. Immerhin >> waren die anderen entweder amüsiert oder sahen über die Worte >> hinweg - und er schien der einzige zu sein, der sich darüber >> mokierte. >> Und so beschloß er, es diesmal ebenso locker angehen zu lassen, >> lehnte sich bequemer in die Sitzpolster zurück und setzte ein >> schiefes Grinsen auf. >> "Nun, sie ist alt genug, um selbst zu wissen, wo es in ihrem Leben >> hingehen soll. Und das sieht man auf einem Vorderplatz halt am >> besten." ----- Yetan lächelte nur und war froh, den immer so beherrschten strengen und besorgt wirkenden Rabhan entspannt zu sehen. ----- > [Livna] > Bei diesen Worten des Riov musste Livna unweigerlich grinsen. > Sie stieg ein und schnallte sich auch tatsächlich an. > "Kein Problem", gab sie zurück, "heute ist ein guter Tag zum > Sterben." Den Spruch hatte sie von der Holofigur aufgeschnappt, > an der ihr Vater gerade programmierte. Ein komisches, dunkel- > häutiges Männchen mit tief gefalteter Stirn und einer scharf > aussehenden, gebogenen Waffe. Irgendwie schien er jetzt gerade > zu passen. ----- "Hat sie das von dir?" Yetan sprach nur halblaut, aber die Belustigung war ihr deutlich anzumerken. >> Irgendwo in den Bergen << > Melvis blieb zurück, einen Moment wie versteinert. > Dann richtete sie sich wieder auf um weiter grob Easgéans Spuren zu > folgen... zumindest eine Weile lang. > Doch sie würde nie dort ankommen wohin er ging. Wie lange er schon den Wald spaziert war, als er auf die Strasse stieß, wusste Easgéan später nicht mehr genau. Es mussten mehrere Stunden gewesen sein... Zunächst wich er zurück und beobachtete die ebene betonierte Fahrbahn... Auf ch'Rihan war den Strassen ein metallischer Glanz eigen, der irgendetwas mit den Feldern zu tun hatte auf denen sich die Gleiter bewegten, genauer konnte er es nicht erklären. Hier schien irgendwem nur daran gelegen gewesen zu sein ein Stück Landschaft flach zu machen... Als er sich sicher war, dass er nicht beobachtet wurde entschied er sich für eine Richtung und folgte der Strasse. Es dauerte weitere Stunden, ehe er - nachdem er eine Hügelkette und einen Fluss passiert hatte - in der Ferne etwas wie eine Stadt sah. Die Neugier siegte über die Vernunft, und er beschleunigte seinen Schritt. >> Eejathnin << Easgéan war sich nicht ganz sicher ob er verwundert sein sollte, als er die Stadt erreichte und Rihannsu sah... zumindest überwiegend. Einige andre unterschieden sich von ihnen, aber keiner nahm Notiz von ihm. Ihm war klar, daß es einige Planeten gab, die von Vulkanoiden bewohnt wurden, aber daß sie nun zufällig auf einem abgestürzt sein sollten war doch mehr als nur bemerkenswert. Dennoch ließ er sich davon kaum verunsichern. Als gehörte er in die Gegend schlenderte er durch die Strassen, vorbei an Kneipen und Bars, an Spielsalons und Etablissements mit eindeutigem Zweck... Es waren fast nur Bars und Kneipen und Spielsalons... unterbrochen von dem einen oder anderen Wettbüro... allerdings zu viel für eine Strasse... Und das Bild änderte sich auch kaum je mehr Abzweigungen er nahm. Die ganze Stadt schien nur der Unterhaltung zu dienen. Für einen Moment ließ sich Easgéan auf einer Bank am Strassenrand nieder, ließ den Blick aber weiterwandern. Etwas hier war sehr merkwürdig, aber zu nachdenken, so entschied er würde er sich eine der kneipen von innen ansehen müssen. Auf's geratewohl entschied er sich für eine davon - die Beschriftung konnte er bei den meisten nicht lesen. >> Eine Kneipe << Die Kneipe unterschied sich in einem wichtigen Punkt stark von allen die Easgéan von Zuhause kannte: Sie war auch am späten Nachmittag oder frühen Abend schon voll mit Leuten die sich fröhlich und lautstark unterhielten. Davon abgesehen glich sie jenen die Easgéan aus Tallhinho kannte auf verblüffende Weise - der Tresen, die Einrichtung, die Lampen, ein Terminal zur Musikwahl, Stellwände, die es einem ermöglichten sich vor unliebsamen Blicken zu verbergen... Alles bis ins Detail nachempfunden... bis hin zu den Rihannsu und Havrannsu die sich hier aufhielten. Einige unterhielten sich sogar auf Rihansa... manche mit starkem Akzent, einige wenige ganz ohne... Irritiert suchte er sich einen der wenigen freien Tisch an der Wand auf, in einer dunklen Ecke, wie er es auch Zuhause getan hätte, dort setzte er sich und versuchte einfach nur zuzuhören. Es war schwer zwischen den vielen Stimmen zu differenzieren, zumal er müde war. >> Praxis << > "Oh." Giellun nahm das Fläschchen und die Spritzen entgegen und > hielt sie ziemlich betreten in der Hand. "Es ist gut vierzig Jahre > her, > seit ich den medizinischen Basiskurs auf der Galae-Akademie > gemacht habe... Meinst du, das reicht, um das hier" - er bewegte > leicht die Hand - "nicht zu verpfuschen?" "Das reicht sicher. Du musst die Spritzen ja nur ins Fettgewebe setzen... etwas so..." zur Demonstration zog er mit der linken Hand an einer unverletzten Stelle am Oberschenkel an der Seite eine Falte und zeigte mit einer Spritze dass man diese einfach nur reinrammen und auszulösen brauchte - natürlich ohne es tatsächlich zu tun. "Die Länge der Nadel ist so bemessen, daß bis zum Anschlag eingeführt werden kann... dann ziehst du die Nadel raus und lässt dann los. Und nicht in Blutergüsse spritzen, sonst funktioniert das mit dem Depot nicht. Du kannst das gleiche auch bei der Bauchdecke machen... das funktioniert genauso, das muss ich dir nicht zeigen. Jede der Spritzen enthält bereits eine Dosis, du musst nichts aufziehen, nur auspacken und rein damit. Das ist nicht schwer." So wie Caileac es vormachte, sah es wirklich nicht besonders schwierig aus. Giellun schaute genau zu - erstens gehörte das zu seiner Rolle, und zweitens sollte er es möglichst können, wenn er die Spritzen eines Tages wirklich brauchte. Er erinnerte sich vage, dass ihnen diese Hand- griffe auch damals auf der Akademie gezeigt worden waren, aber es war lange her, dass er den schäbigen Dummy malträtiert hatte, der dort für Übungszwecke das Bein hinhalten musste. Caileac nahm die Spritze von seinem weg und ließ die Hautfalte wieder los. Ein heller Glanz blitzte auf und erlosch sogleich wieder, als der Arzt die Hand weiterbewegte und das Licht in einem anderen Winkel auf den Ring fiel, den er am Finger trug. Giellun blinzelte. Er konnte sich nicht erinnern, diesen Ring jemals zuvor gesehen zu haben - aber er schaute Caileac schließlich auch nicht von früh bis spät auf die Finger. Was war das eigentlich für ein Ring? Giellun ließ es zu, dass Skepsis sich auf seinem Gesicht ausbreitete - es war zu spät, um das jetzt noch zu verbergen, aber nicht zu spät, um dem eine andere Wendung zu geben. Er stellte das Fläschchen auf den Tisch, legte die Spritzen vorsichtig daneben, zog sein Hemd aus dem Hosenbund und schob es hoch. "Sei so gut", bat er, "für heute muss das reichen, und dann bestelle ich vielleicht besser die Tabletten." Ceileac lächelte. Er hatte die Skepsis bemerkt, sie aber auf die spritze bezogen. also setzte er Giellun die erste selbst und suchte dann noch die Tabletten. "Ich geb dir erst einmal beides mit, dann kannst du selbst ausprobieren womit du besser zurechtkommst. Was du nicht brauchen kannst bringst du mir einfach wieder zurück." Er drückte ihm eine Packung in die Hand. "Auf dem Beipackzettel steht alles wichtige..." Dann setzte er sich wieder in seinen Bürostuhl, denn langsam liessen die Schmerzmittel nach, er verflucht sich kurz, sie nicht höher dosiert zu haben, doch es gelang ihm trotzdem ein ungezwungenes Lächeln aufzusetzen. "Und wie läuft dein Geschäft so? Du hast doch noch immer diesen Wettladen, oder?" Caileacs Bewegungen wirkten ungezwungen und natürlich. Falls er Gielluns kleines Manöver durchschaut hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Es hatte jedenfalls den gewünschten Effekt: der Arzt setzte ihm die Spritze direkt vor seinen Augen in den Bauch. Giellun schaute ihm wieder genau zu, aber diesmal achtete er weniger auf die Technik als vielmehr auf den Ring. Das merk- würdige Unbehagen, das er gespürt hatte, seit Yetan ihm heute morgen auf dem Treffen von dem ermordeten Zuhälter erzählt hatte, verdichtete sich zu einem massiven Klumpen in seinem Magen. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, dass er weniger denn je verstand, was hier eigentlich los war. Eine unbestimmte Ahnung, dass Caileac etwas mit der Sache zu tun haben könnte, hatte ihn hergetrieben - aber nie, niemals, hätte er gedacht, dass sein alter Schiffskamerad und Beinahe-Freund auf der Seite des Mordopfers stehen könnte... Er selbst hatte noch nie einen solchen Ring zu Gesicht bekommen, aber sein Beruf brachte es mit sich, dass er ein paar andere Buchmacher in Eejathnin kannte. Einige von ihnen waren Männern mit solchen Ringen begegnet. Ihr Leben ging danach weiter wie bisher und war doch nie wieder dasselbe wie zuvor. Dann fragte Caileac ihn nach seinem Wettbüro. Hätte Giellun nicht gesehen, was er gerade eben gesehen hatte - es wäre eine ganz normale Frage gewesen, und er hätte sie beantwortet, ohne zu zögern. Jetzt aber spürte er, wie ein kühler Hauch über seinen Rücken kroch und seine Muskeln sich unwill- kürlich spannten. Fragte Caileac ihn das aus rein persönlichem Interesse, oder wollten seine neuen Leute das wissen? "Ja, den Laden gibt's noch", sagte er langsam und seine Augen suchten Caileacs Blick. Etwas in ihren Gespräch hatte sich schlagartig abgekühlt, das bemerkte Caileac selbst durch die abklingenden Schmerzmittel hindurch. Es musste zwischen der Injektion und seiner Frage geschehen sein... aber was war es? Eine Reaktion auf die Injektion? Oder hatte er Spuren hinterlassen... Doch er war sich sicher, daß er sauber gearbeitet hatte. Wenn nicht er, wer dann? Doch jetzt konnte er sich nicht unauffällig umsehen. Der Ring. Zu spät fiel ihm ein, daß Giellun ähnliches wohl kennen musste. Wer in dieser Gegend ein Wettbüro unterhielt sah das eine oder andere, und auf den Kopf gefallen war Giellun auch nicht. Jetzt war es zu spät ihn zu verbergen, trotzdem drehte er irgendwie verlegen daran als versuche er ihn doch abzustreifen. Doch für Verlegenheit war das der falsche Moment... Caileac erwiderte Gielluns Blick - Bedauern lag darin, Schmerz, vielleicht auch Scham. Ein wenig hoffte er, daß Giellun verstand, daß es anders war und komplizierter als auf den ersten Blick zu sehen. Caileac sagte nichts dazu, und er erwiderte Gielluns Blick nicht sofort. Einen Moment lang saß der Arzt reglos hinter seinem Schreibtisch und bot ein Bild äußerster Konzentration. Giellun sah ihn weiter unverwandt an und wappnete sich im Geiste gegen den Angriff, der jetzt sicher gleich erfolgen würde. Caileac sah aus, als sammle er seine Truppen. Aber der Angriff kam nicht. Caileac spielte mit seinem Ring, und als er kurz darauf den Blick hob, lag ein Ausdruck auf seinem Gesicht, mit dem Giellun überhaupt nicht gerechnet hatte. Deshalb brauchte er einen Moment, um ihn zu erkennen. Es war Schmerz und eine wortlose Bitte, und das bei einem Mann wie Caileac zu sehen, bestürzte Giellun so, dass er es schließlich war, der den Blick als erster abwenden musste. Giellun sah zu Boden, während sein bereits halb formulierter Gegenangriff in sich zusammenfiel. Nichts von dem, was er ursprünglich sagen wollte, passte. Es kostete ihn Überwindung, Caileac wieder anzusehen, aber er musste. Tausend Fragen gingen ihm durch den Kopf, aber die, die er schließlich stellte, war: "Geht es dir gut?" Warum war er so verständnisvoll? Hatte er vielleicht gar nicht mitbekommen was letzte Nacht geschehen war? Hatte er ihn einfach überschätzt? ...oder steckte er vielmehr selbst mit drin? Caileac hatte das Gefühl, man habe ihn vor einem Stroboskop festgebunden, er war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, doch gerade jetzt war es umso wichtiger bei Verstand zu sein um nichts falsches zu sagen. Gerade jetzt hätte er einen Freund gebraucht zu dem er offen sein konnte - dem er von dem nächtlichen Auftrag erzählen konnte, vor dem er sich selbst einen Vollidioten schimpfen konnte, dem er den Ring erklären konnte, vor dem er sich rechtfertigen konnte und der ihm den Maßstab wieder geraderückte - und auch wenn er nicht genau wusste, ob Giellun zuvor so jemand gewesen war, zumindest jetzt war dieser Weg verbaut. Er atmete tief durch, erinnerte sich selbst daran, daß er ein Profi war... nicht nur als Arzt. "Ja, soweit geht es mir gut." Das war nichts-sagend und sagte immer noch genug. Er lächelte und hatte sofort die Fassung wieder und die Beherrschung die man von ihm erwartete, aber das Gefühl, daß auch sein Ruf ein blaues Auge abbekommen hatte, blieb. "Hast du Lust irgendwo etwas trinken zu gehen?" "Nein", sagte Giellun ärgerlich, "ganz sicher nicht. Caileac, was soll dieser Quatsch? Ich hab dich noch selten so von der Rolle erlebt wie heute nachmittag. Dass es dir NICHT gutgeht, würde sogar ein Grenzdebiler merken. Du willst nicht darüber reden? Na gut, dann eben nicht. Aber auf die Es-ist-alles-in-Ordnung-Show in der Kneipe kann ich verzichten." Einen kurzen Moment mustere Caileac Giellun aufmerksam mit einer Mischung aus Verblüffung, beginnender Wut, jedoch auch Dankbarkeit... Ja, vermutlich war Giellun das was einem Freund im Moment am nächsten kam. Wollte er ihn wütend genug machen damit er erzählte was geschehen war? Wollte er Rechtfertigungen hören? Wie gern hätte Caileac genau das getan, sich rechtfertigen... Aber das hätte Giellun nur unnötig in Gefahr gebracht. Als er schließlich antwortete war er ruhig und beherrscht. "Hör zu. Wenn ich dir sage daß es mir gut geht, dann ist das auch so. Ich brauche keine Freunde, die glaube das besser beurteilen zu können als ich selbst. Manche Dinge bleiben unausgesprochen weil das besser ist für alle, wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann haben wir uns wohl nicht mehr viel zu sagen." Ja, es war besser den Freund verärgert weggehen zu sehen als ihn irgendwann tot aufzufinden... In diese Fall war das Leben wichtiger als die Freundschaft. Und Caileac wünschte sich auch gestern Abend schon über solche Konsequenzen nachgedacht zu haben. Aber mit der Situation, in die er sich hier gebracht hatte, musste er nun auch alleine fertig werden. Je weniger Leute er involvierte umso besser für alle. ............ Ende der Chronik ............ ------------------------------------------------------------------------