Chronik Nr.151 vom 01.01.2008 Zeit der Handlung: 23.12.2375 und 24.12.2375 Drolae Bordzeit : 24.12.2375 , 08:00 Uhr bis 08:20 Uhr >>> Nach 20 Jahren... <<< ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52980,0 - 23.12.2375 , später Nachmittag ---[ Auf dem Planeten ]--- >> Wohnung von Rabhan und Livna << Rabhan nahm noch einen Schluck Kaffee und nahm das Ding, das vor ihm auf dem Tisch lag, erneut in Augenschein. Eigentlich wirkte es gar nicht defekt... Aber der Besitzer hatte es ihm selbst vorgeführt - wann immer dieser Projektor humanoide Gestalten darstellen sollte, stimmte die Anzahl der Gliedmaßen nicht. Wenn ein Borg schon gruselig war, war es einer mit vier Armen und drei Beinen erst recht. Die Programmierung stimmte; sie sagte eindeutig aus, wie viele Arme und Beine in der Matrix erzeugt werden sollten. Es lag auch nicht am Dimensionswandler und erst recht nicht an der Programmversion - es paßte alles zusammen. Noch einmal ließ er sich eine etwa 90 cm große Figur anzeigen - vor ihm schwang ein sehr kleiner Klingone sein d'ktagh, wechselte es aus der linken Hand an die Stelle, wo die rechte hätte auftauchen müssen. Stattdessen schwebte es eine Handbreit vom Arm entfernt durch die Luft. Immerhin! Das Ding erkannte jetzt immerhin, daß dort eigentlich eine Hand sein müßte, statt das Vorhandensein vollkommen zu ignorieren. Immerhin war der Dolch nicht zu Boden gefallen. Rabhan deaktivierte das Gerät und warf einen Blick auf den Chronometer. Es war später, als er erwartet hatte - wieder mal. Wenn er sich in eine Reparatur vertiefte, bekam er selten mit, wieviel Zeit dabei verging. Livna mußte jeden Augenblick nach Hause kommen, das Essen war noch nicht fertig... Es würde höchstens für eine replizierte Kleinigkeit reichen, dann mußte er sich auf den Weg zu seinen Leuten machen. Zwanzig Jahre! Eine solche Zeitspanne saß er bereits hier auf diesem Planeten fest und noch immer hatte er keine Aussicht, nach Hause zu kommen. Wer flog auch schon freiwillig in das rihannische Doppelplanetensystem, wenn er nicht rihannischen Ursprungs war? Wenn sich die Zustände nicht geändert hatten, tendierten die Chancen weiterhin gegen Null. Schnell trank er den längst kalt gewordenen Kaffee aus und ließ sich die Menüauswahl am Replikator anzeigen. Drei-Schichten-Kräuteromelette... ach, was würde er dafür geben, eine solche Köstlichkeit mal wieder frisch zubereitet essen zu können! Ganz ohne Technik und Replikator. Doch für einen solchen Luxus reichte sein Einkommen nie. Was übrig war, ging für Bauteile, neue Werkzeuge und Fachliteratur drauf, die er dringend brauchte, die aber schwer zu bekommen war. Und so war er dankbar für eine warme, trockene Unterkunft, seinen Job und alles, was man für ein einfaches Leben brauchte. Wenn er es irgendwann schaffen würde, nach Hause zu gelangen, würde sich das ändern. Dann würde er Verwandte haben, die ihm aus seiner Situation halfen, dann würde er den Hof seiner Eltern wieder zurückfordern. Er starrte auf das Display und versuchte, sich zwischen einem Kräuteromelette oder einem pikanten Gemüseauflauf zu entscheiden. >> Livnas Tanzschule << In diesem Augenblick tauchte die Tanzschule vor ihm auf und er blieb einen Moment vor dem Gebäude stehen, um die eher renovierungsbedürftige Fassade zu mustern. Aus einem offenen Fenster drang Musik, die nur von schrillen Anweisungen übertönt wurde. "Du! Nach vorn! Arme hoch, verdammt! Schneller, schneller!" "Arme hoch, verdammt! Schneller, schneller!" rief der Tanzlehrer, und Livna, Jessina und die anderen Mädchen rissen die Arme hoch und drehten sich im Kreis, während ihre Partner zurückwichen, um dann wieder auf sie zuzutanzen, sich ihr Mädchen zu schnappen, eine letzte Pirouette zu drehen und dann zum Schlussakkord vor einem imaginären Publikum in die Knie zu gehen. "Jetzt war es schon viel besser", lobte der Tanzlehrer, "und wir haben ja auch noch drei Wochen Zeit für das Training. Ihr werdet sehen, bei der Variété-Eröffnung fallen den Gästen die Augen raus. Du machst es also, Livna? Springst für Athia ein?" "Ja, ich mach es", sagte Livna strahlend. Es war ihre erste Chance auf einen größeren Auftritt, bei dem nicht nur die üblichen Leute aus den verschiedenen Tanzschulen herumhängen würden. Ihr eigener Tanzkurs war mit so etwas eigentlich erst in einem Jahr dran, aber jetzt hatte Athia sich den Arm gebrochen, und sie brauchten einen Ersatz. Livna war stolz, dass der Tanzlehrer sie gefragt hatte, und war einfach länger dageblieben, um an dem Training für die Variété-Eröffnung probeweise teilzunehmen. Das würde aufregend werden... Auf dem Weg zur Dusche fiel ihr zum ersten Mal seit heute morgen ihr Vater wieder ein. Mist, sie hätte ihn anrufen sollen. Sie war zwei Stunden zu spät jetzt. Wenn sie Glück hatte, war er so in die Arbeit vertieft, dass er es nicht gemerkt hatte. Und überhaupt musste sie ihm das Ganze ja auch noch irgendwie schonend beibringen... "Stimmt was nicht?" fragte Jessina, als sie mit Livna zusammen die Sporttasche schulterte und zum Ausgang ging, denn Livna war ungewöhnlich still. "Ich hab vergessen, meinen Vater anzurufen", gab Livna zu, "hoffentlich regt er sich nicht auf." Sie traten ins Freie. Draußen warteten schon ein paar von den Jungs. Und entsetzt sah Livna, dass auch noch jemand anderes auf sie wartete: ihr Vater. Oh nein! Schnell versuchte sie, sein Stimmungsbarometer abzuschätzen. Wenn er ihr jetzt eine Szene machte, würde die ganze Tanzschule über sie lachen. Eilig verabschiedete sie sich von Jessina und ging dann zu Rabhan hinüber. "Hallo Papa... ich hab vergessen anzurufen. Ich war bei einem extra Training. Tut mir leid..." Beinahe wirkte Rabhan ruhig. Er stand noch immer dort, wo er auf Livna gewartet hatte, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah nicht einmal sonderlich verärgert aus. "Extra Training, hm? So ganz spontan, ohne daß ich davon etwas weiß, hm? Livna, kann ich mir sicher sein, daß es tanzen war, was Du die überfällige Zeit betrieben hast? Seit über zwei Stunden warte ich auf Dich!" Er war durchaus bemüht, sie nicht einfach anzuschreien. Das wäre befreiender gewesen, doch hätte es bestimmt nur das Gegenteil von dem bewirkt, was er beabsichtigte. Er wußte wirklich nicht, was er von dieser Verspätung halten sollte.Vielleicht hatte sie wirklich die ganze Zeit in der Tanzschule verbracht. Vielleicht aber auch nicht und Rabhan war zwar streng in diesen Dingen, doch er wollte nicht riskieren, daß Livna ihm etwas aus Trotz verschwieg. Von ihren Befürchtungen, daß sein Auftritt sie lächerlich machen könnte, wußte er hingegen nichts. Warum auch? Er machte sich lediglich Sorgen um seine Tochter und deren Lebenswandel - wenn die anderen sorglosere Eltern hatten, war das nicht seine Schuld. Livna war froh, dass ihr Vater äußerlich ruhig blieb, denn ihr war klar, dass die anderen Tanzschüler die Szene beobachteten. Aber was er sagte, gab ihr einen Stich. Was dachte er eigentlich über sie, dass er so wenig Vertrauen zu ihr hatte? "Ich wusste es doch heute morgen selber noch nicht, sonst hätte ich es dir gesagt. Eine Tänzerin ist ausgefallen, und der Tanzlehrer hat mich nach meiner Stunde gefragt, ob ich vielleicht für sie einspringen kann. Ich bin zur Probe dageblieben und hab einfach vergessen anzurufen. Wirklich, Papa." Rabhan wirkte noch immer nicht freundlicher gestimmt. Mißtrauisch ließ er seinen Blick über die noch übrig gebliebenen Tanzschüler schweifen. "Hmm.", brummte er zur Antwort, "Heißt das, daß Du in nächster Zeit öfter länger hier bist? So lange, bis jene Tänzerin wieder zurückkommt?" Er hätte ihr diese Tanzschul-Sache ausreden sollen... Nicht nur dieses verkommene Viertel, hinter dem die Schule lag; nicht nur die Gestalten, die sich in und um die Kneipen herumtrieben. Nein, all das führte nur dazu, daß seine Tochter vor irgendwelchen Leuten auf der Bühne herumhüpfte, sich zur Schau stellte und sich letztlich genau in jenen leichtlebigen Bahnen bewegte, die er eigentlich von ihr fernzuhalten gedachte. "Es wär doch nur für einen einzigen Auftritt, Papa", sagte Livna fast flehentlich. "Aber es ist etwas Besonderes. In drei Wochen wird doch am Platz der Musen das neue Variété-Theater eingeweiht. Das hast du wahrscheinlich in der Zeitung gelesen. Am Eröffnungsabend hat unsere Tanzschule einen Auftritt. Es ist ein Formationstanz, also nix schlimmes. Eigentlich ist es von dem Kurs über mir, und Athia sollte tanzen, aber jetzt hat sie sich den Arm gebrochen und kann nicht zu den Proben kommen. Ich würde so gern die Vertretung machen... und es sind ja nur drei Wochen. Bitte Papa... darf ich?" In die Gruppe der wartenden Tanzschüler kam allmählich Unruhe. Offensichtlich wurde ihnen das Zuschauen zu langweilig, und das war Livna auch gerade recht. Sie würden jetzt noch ins Kishou gehen, was trinken, es war Tradition und gehörte dazu, nur Livna war nie dabei. Sie musste nach dem Training ja immer gleich heim und hielt sich auch weitestgehend daran. Hoffentlich hielt ihr Vater ihr das zugute. Rabhan grummelte in seinen nicht existierenden Bart hinein, bevor er sich zu einer Antwort entschloß. "Nun gut... wenn es nur dieses Mal ist... " Er war nicht zufrieden mit sich. Eigentlich hatte er vorgehabt, hart zu bleiben und Livna vor Augen zu führen, was ihr hier alles passieren könnte. Doch sie hatte ihn aus dem Konzept gebracht mit dieser Aufführung. Am Platz der Musen ging es sehr viel gesitteter zu als in diesem zweifelhaften Viertel und Jugendkultur gab es dort so gut wie gar nicht, weil sie die kulturell anspruchsvolleren Veranstaltungen mieden, wo es nur ging. Es konnte nicht schaden, wenn Livna sich mal in anderen Kreisen bewegte als ihrer üblichen Clique. Vielleicht konnte sie dort ja neue Kontakte knüpfen. "Aber sonst wird sich nichts ändern, damit mir das geklärt ist. Ich will wissen, wann Du nach Hause kommst und wo Du bist. Und jetzt komm, Du wirst Hunger haben, hm?" Er griff nach ihrer Tasche, um sie für Livna zu tragen. In ihm sträubte sich alles, das im Beisein seiner Tochter zuzugeben, doch eigentlich war er stolz auf sie und ihre Fähigkeit, unter diesen Umständen einen aktzeptablen Lebenswandel zu führen. Vielleicht sah er das ja wirklich zu eng, wie Aina ihm mehr als einmal vorgeworfen hatte. ------------------------------------------------------------------------ Sternzeit 52980,4 - 23.12.2375 , abends ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Irgendwo in Eejathnin (Eine große Stadt auf ch'Athann) << Caileac saß spät Abends noch immer in seiner kleinen Praxis. Er nannte sie noch immer so, obwohl nicht einmal die ersten 10 Jahre lang Patienten gekommen waren. Er hatte die Praxis von einem ansässigen Arzt übernommen und einige Jahre erfolgreich weitergeführt. Und dann war es irgendwie anders gekommen. Er hatte, wie sooft, nur einem Freund geholfen. Spielschulden häuften sich hier nur zu leicht auf, und es fand sich immer jemand der einem zunächst unter die Arme griff und ehe man sich's versah hatte man den Kopf in der Schlinge. Und dieser Freund, einer seiner alten Kollegen hatte von seiner zweiten Ausbildung gewusst... Er war nicht ausgekommen... Er hatte auch nicht gewußt was genau ihn davon hätte abhalten sollen... Es waren keine Skrupel oder ein Gewissen, mehr das Gefühl, daß es unpassend sei. Doch er hatte es getan, in der Annahme, daß es nur ein einziges Mal gewesen sei. Doch es kamen andere... und irgendwann hatte er bemerkt, daß nur noch wenige Patienten kamen, mehr andere Klienten... Und sie fanden Hilfe bei ihm. Er war gut, er hatte die beste Ausbildung erhalten... Und es wurde toleriert, weil sich auch die Probleme, die er beseitigte nicht an die Gesetze hielten, die ohnehin kaum geschützt wurden. Er verdiente gut, und aus der Praxis wurde ein Büro. Die Instrumente änderten sich geringfügig, und die Patienten... ...nur an diesem Abend fragte er sich wie so oft, ob er der gleiche geblieben war. Caileac packte seine Ausrüstung zusammen für den aktuellen Auftrag. Dieses Mal war es etwas schwieriger, denn die Zielperson befürchtete einen Anschlag und hatte sich abgesichert. Gift kam nicht infrage, denn er ließ vorkosten... und zwar wirklich alles. Ein klassischer Scharfschütze konnte auch kaum etwas ausrichten, er umgab sich ständig mit einer halben Kohorte an Schutzpersonal und man hätte den Täter sofort lokalisieren können... Und dann hatte der Klient auch noch einen besonderen Wunsch... Caileac fragte nie nach den Gründen, auch wenn er er sich in den meisten Fällen denken konnte. Hätte er nach dem Warum gefragt, hätte er nicht mehr vorbehaltlos handeln können und er sah sich als Dienstleister, er nahm den Auftrag an wenn er die Zeit hatte und die nötige Ausrüstung, nicht weil ihn die Geschichte des Klienten überzeugte. Caileac verließ seine Praxis, schloß sorgfältig ab, grüßte die alte Hausmeisterin, die ihn immer noch für einen netten Jungen und guten Arzt hielt... sie gehörte zu den wenigen, die er auch noch behandelte... Allerdings hatte er die Tarnung nicht wirklich nötig. In diesem Fall allerdings drängte sich die Erklärung sozusagen auf. Die Zielperson war ein Stadtbekannter Zuhälter, und es gab sicher noch mehr Männer und Frauen außer seinem Klienten, die ihn tot sehen wollten... Doch dieser Klient war bis jetzt der einzige, die die Summe hatte aufbringen können, die der Kopf des Zuhälters wert war. Der Einzige, von den konkurrierenden Bossen des Milieus einmal abgesehen, aber die eine Prinzipe behielt Ceileac immer bei, denn sie schütze in erster Linie sein Leben: Niemals Partei beziehen. Er nahm nie Aufträge von Organisationen an, die sich gegen die gegnerische Organisation richtete. Die Gefahr war zu groß, daß er eines Tages selbst das Opfer eines Racheaktes wurde. ...Schließlich war er kein Waffenhändler, er war die Waffe. Er erreichte seine Wohnung... Wobei 'seine' relativ zu sehen war. Er hatte mehrere Behausungen, und war in keiner wirklich Zuhause, aber das war sicherer so. Er benutzte bei Bedarf auch einige leerstehende Wohnungen, diesmal brauchte er jedoch mehr Sicherheit. Aber das Honorar war hoch genug, daß er im Notfall eine Wohnung abstossen und eine neue suchen konnte. Er wußte daß er Zeit hatte, denn er kannte den Tagesablauf der Zielperson. In aller Ruhe begann er das Stativ für das Gewehr aufzubauen. Ein ganz besonderes Stück, zu schade nur, daß er es nach der Benutzung sofort vernichten mußte. Er hatte es speziell für solche Aufträge bei einer guten Gelegenheit besorgt, ohne zu Ahnen, daß etwas ähnliches weit entfernt noch einmal erfunden und verboten worden war, der besonderen Heimtücke dieser Waffe wegen. ...doch auch wenn er es nur geahnt hätte wäre es ihm gleichgültig gewesen. Das Comhdhe-raidh, wie er es nannte, das heimtückische Gewehr, ermöglichte es auf grosse Distanzen und ohne direkte Ziellinie aktiv zu werden, durch Abschirmungen hindurch. Zwar erforderte dieses komplexe Gerät eine gute Kenntnis der Umgebung und technisches Können, denn der Kurs musste sorgfältig und von Hand eingegeben werden, doch die Mühe lohnte sich. Er legte die Kugel ein, die sein Klient eigens für die Zielperson hatte anfertigen lassen. Sie enthielt wohl einen letzten Gruß, der dem Opfer sagen sollte wer der Auftraggeber war... Oder so ähnlich. Auch das interessierte Ceileac nicht. Er setzte das Gewehr auf das Stativ, und sich das Visier auf und begann die Flugbahn zu programmieren. Meist ließ man die Kugel zumindest einige Schritte vor dem Opfer materialisieren, aber in diesem Fall war das zuviel. Er mußte die Kugel schon vorher beschleunigen und dann erst transportieren, und zwar im Grunde erst kurz vor dem Zielorgan. Er wählte nicht das Herz, daran würde er sofort sterben und man würde sofort nach dem Täter suchen... Er visierte die Milz an, die Zielperson würde die Schmerzen fühlen, zumindest wenn er nicht soviel von der eigenen Ware selbst konsumieren würde, und der Tod würde in einigen Stunden eintreten. Er drückte ab und genoss das Schauspiel. Die Kugel beschleunigte im Lauf, und verschwand, um präzise in der Milz der Zielperson wieder aufzutauchen. Diese zuckte kurz zusammen, winkte aber ab als besorgtes Schutzpersonal ihm helfen wollte... Sein Fehler. Als der Zuhälter sich dann weniger als zwei Stunde später in sein Hotelzimmer zurückzog, weil ihm nicht wohl war und er Bauchschmerzen hatte, war Ceileac bereits in seiner offiziellen Wohnung, hatte längst alle Spuren beseitigt und Zuhause die Beine auf den Tisch gelegt und verfolgte gerade das Abendprogramm bei einem kühlen Klaren. Und als der Zuhälter dann an den Inneren Blutungen starb war Ceileac bereits eingeschlafen. >> Die Strassen von Eejathnin (Eine große Stadt auf ch'Athann) << Yetan wanderte wie so oft Nachts durch die Strassen. Ihr Vermieter hatte sie zwar oft gewarnt, doch sie hatte noch nie darauf gehört. Und bisher hatte die Realität ihr recht gegeben. Keiner der Flegel, die sich auf den Strasse herumtrieben wagte es ihr etwas anzutun. Einmal hatte es einen Zusammenstoss gegeben, der Taschendieb der versucht hatte der alten Dame die Wertsachen abzunehmen war danach so froh noch alle Hände zu besitzen, dass er in Zukunft einen großen Bogen um sie machte, ebenso alle seine Freunde. Und sie genoss es ignoriert zu werden. Sie machte sich ihre Gedanken über ihre Situation hier, und dass einige von ihnen es bis heute nicht geschafft hatten sich zu integrieren, andere dafür mehr als gut war. Dass noch jemand nach ihnen suchte hielt sie für ausgeschlossen, dennoch wollte auch sie das Andenken bewahren... schließlich war das Leben hier so anders, daß es schwer fiel hier eine Heimat zu sehen... Dennoch war es ein Planet wie ch'Rihan, eine ursprünglich Zivilisation, von Abkömmlingen der Vulkanier an den Rand gedrängt... Aber die vielen Casinos störten den Eindruck der Ähnlichkeit enorm... die viele Leuchtschrift, die Tags wie Nachts leuchtete und sich gegenseitig zu überstrahlen versuchte. Sie hatte sich schon bald eine Wohnung ein gutes Stück ausserhalb gesucht und hier hatte sie ihr Ruhe und konnte den Planeten erforschen... und vielleicht bekam sie ja doch noch eine Gelegenheit ihre Ergebnisse irgendwann auf ch'Rihan vorzulegen... Viel Zeit für Forschung blieb ihr ohenhin nicht. Vor irgendetwas mußte auch sie leben, und hier wurde man für die Wissenschaft nicht bezahlt, es sei denn es handelte sich um Statistik oder Zählsysteme, alles, was sich beim Spiel lohnte. Derzeit arbeitete sie in der Verwaltung einer Nachtclubkette, betrieb ein wenig Marktforschung und wann immer sie Zeit hatte untersuchte sie den Planeten, nahm Bodenproben und versuchte die unterschiedlichen Bodentypen zu erfassen um eine Schichtenabfolge zu erstellen. Diesen Abend wanderte sie in Richtung Stadtrand, ohne ein konkretes Ziel, nur um sich ihre Heimat anzusehen... Am Jahrestag ihrer Bruchlandung wurde sie immer etwas nostalgisch. Am nächsten Morgen würde sie wie die meisten ihrer Crew den Riov besuchen, traurig daran denken wie ihr Leben verlaufen wäre wenn sie nicht hier gestrandet wäre, sie würde an ihren Mann denken und dann wieder dem Leben hier zuwenden, denn Alternativen gab es keine, und solange sie der Vergangenheit hinterhertrauerte vergeudete sie ihre Zeit in der Gegenwart. Aber diesen einen Abend lang gönnte sie sich ein wenig Melancholie. ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52981,7 - 24.12.2375 , 08:00 Uhr --- ---[ Auf der ChR Drolae ]--- >> Quartier Sovek / Deck 2 << Sovek war beim Zähneputzen im Bad, als er einen mündlichen Eintag ins Computerlogbuch machte. "Computer. Eintrag ins Schiffslogbuch. Arrain Sovek Gal´Mor tr´Cara. Amtierender Kommandant der ChR Drolae. Galaktische Sternzeit 52981,7. Wir haben alle Reparaturen in der Nacht abgeschlossen. Riov Rhuissa il- Faeoh t'Ainama wäre stolz auf mich. Ich habe sie bis jetzt sehr gut vertreten. Von mir aus kann sie noch lange auf der Krankenstation im Koma liegen. Wo ich schon bei Krankenstation bin. Es gab in der letzten Nacht noch ein paar Verletzte. Die einzigen die sich bei der Arbeit nicht verletzt haben sind Yaros und Nutala. Easgéan Rippenverletzung, Aidoann bewußtlos aufgefunden, Melvis Hand verstaucht, Mirha Schulterverletzung und ich habe mich ebenfalls beim Bremsmanöver an der Schulterverletzt. Der Dienstplan für heute habe ich schon ausgehängt. Er beginnt mit Körperertüchtigung auf dem Holodeck. Ich habe Nutala gebeten ein entsprechendes Programm zu entwickeln. Computer. Eintag pause." >> Quartier Nutala / Deck 2 << Der Wecker klingelte, was sein Todesurteil bedeute. Er landete mit lauten scheppern an der Wand und Nutala drehte sich noch mal um. Das grummeln verklang und ein leises schnurren, schnarchen erklang wieder. >> Krankenstation / Deck 2 << Yaros ließ das Wecksignal abstellen, bevor er die Augen öffnete. Diffuse Beleuchtung tauchte die Krankenstation in ein dämmriges Licht, das ihm gerade eben die Orientierung in der kleinen Krankenstation erlaubte. Als er sich aufgesetzt hatte, fiel sein erster Blick auf die zweite Liege und damit auf Rhuissa. Sie hatte das Wecksignal nicht gestört, sie schlief weiterhin. Ein bitteres Lächeln huschte über seine Züge. Wie sehr hatte er sich dies gewünscht - aufwachen und Rhuissa zusehen, wie sie die letzten Minuten Schlaf auskostete, bevor sie gemeinsam frühstückten. Der erste Teil seines Wunsches war in Erfüllung gegangen... Ein leises Fiepsen riß ihn aus seinen Gedanken. Als er sich zum Sumpf umdrehte, sah er den Wombat kopfüber an seinem Seil schaukeln. Wenn er wach war, konnte es nicht lange dauern, bis das Fiepsen zu einer lautstarken Forderung nach Frühstück heranwuchs. Yaros erhob sich und trollte sich ins Bad. Als er wieder auftauchte, entschied er sich dagegen, sich erst anzuziehen - mittlerweile war auch der Dracosaurier erwacht und fauchend in den Protest seines Mitbewohners eingefallen. Und so replizierte er zwei Portionen Frühstück für die beiden, wechselte die Näpfe und Wasserschüsseln aus und strich dem Saurier sanft über die aufgefalteten Flügel, während er die ersten Brocken verschlang. Das Tier kommentierte es mit einem Zischen, ließ Yaros jedoch gewähren. Es wußte mittlerweile, daß der Zweibeiner kein Futterkonkurrent war und duldete Berührungen, solange sie nicht zu fordernd waren. Für sie war das Leben so schlicht... beinahe beneidenswert. Nichts ahnend von den Ereignissen vor der Tür der Krankenstation, ließ sich Yaros Zeit mit den beiden Tieren. Die beiden störten sich nicht daran, daß er mit zerstrubbelten Haaren und nur mit seiner Schlafhose zwischen ihnen saß und sich die Gelegenheit zum Aufwachen gab. Er hatte sich mit Hilfe des Replikators eine Handvoll getrockneter Käferlarven und Nüsse organisiert und verteilte sie an seine beiden Gefährten - dem Saurier die Larven, dem Wombat die Nüsse. Er hielt sie manchmal hoch in die Luft, nahm sie im letzten Moment weg und überließ ihnen ihre Leckereien nur nach kleineren Balgereien darum. Gerade noch hatte er eine Nuß an seinem ausgestreckten Arm hochgehalten, schon kletterte der Wombat geschickt und mit einer Geschwindigkeit daran hoch, die seiner sonst üblichen Behäbigkeit Lügen strafte. >> Quartier Easgéan / Deck 2 << Easgéan hatte versucht zu schlafen, aber zu viele Dinge gingen ihm durch den Kopf. Er hatte sich von einer Seite zur anderen gerollt, war dann aufgestanden und hatte überlegt wo er etwas zu trinken oder Rauchen herbekam... Dieses verfluchte Schiff hatte ja nicht einmal Tapeten... Irgendwann hatte er es dann aufgegeben, und sich den stärksten Alkohol replizieren lassen, den der Replikator hergab. Das half für eine Weile und er hatte einige Stunden Schlaf gefunden... Halbwegs wach und sogar frisch geduscht verließ Easgéan am nächsten Morgen sein Quartier um sich nach etwas wirkungsvollerem als Alkohol umzusehen. Die Mhuraine Pflanzen... und all das, was vielleicht schon in seinem improvisierten Arboretum wuchs... Doch soweit kam er nicht. >> Maschinenraum -> Korridor vor der Krankenstation / Deck 2 << Irgendwann kam Aidoann wieder zu sich. Wieviel Zeit vergangen war, wusste sie nicht. Sie wurde nur von dem Gedanken beherrscht, dass sie Hilfe brauchte... dringend... Nur dieses Wissen ließ sie die letzten Kräfte mobilisieren. Bei jeder Bewegung wurde ihr vor Schmerzen schwarz vor Augen, aber sie kämpfte dagegen an... Krankenstation... ich muss zur Krankenstation... Wie sie es geschafft hat, überhaupt bis in die Nähe zu kommen, würde sie später nicht mehr wissen - ihr Körper bewegte sich automatisch - wie ein programmierter Roboter. Auf dem Korridor vor der Krankenstation verlor sie den Kampf gegen die Dunkelheit in ihrem Kopf und sackte einfach in sich zusammen... Als Easgéan im Korridor um die Ecke bog sah er sie bereits liegen. "Vrflucht, Kleine, was machst denn..." Er kniete neben ihr, fühlte den schwachen Puls und sah daß Blut auf ihrer Kleidung war, bereits eingetrocknet aber auch frisches... Ohne darüber nachzudenken ob er damit irgendwelche Verletzungen verschlimmern konnte hob er sie hoch und eilte mit ihr zur Krankenstation. >> Krankenstation / Deck 2 << Easgéan achtete beim Eintreten icht daruf wen er stören konnte oder in welcher Verfassung Yaros war, er registrierte nur, daß er anwesend war und legte Aidoann auf eine noch freie Liege. "Se lag scho ne Weile im Korridor schätz ich... da war scho getrocknet's Blut... kei Ahnung wie lang se da scho lag..." Yaros fühlte sich zwar durchaus nicht ungestört, doch die Beschreibung zu Aidoanns Zustand sorgte dafür, daß er sich schnell erhob. Der Dracosaurier, der gerade noch versucht hatte, einen Leckerbissen zu erobern, rutschte mit seinen kurzen, aber nadelspitzen Krallen von Yaros' Arm ab, auf dem er sich abgestützt hatte. Es war nicht seine erste Verletzung dieser Art und er sah sie als harmlos an - es waren auch nur vier kurze, parallele dünne Linien, auf denen sich winzige Blutströpfchen wie auf einer Perlenkette reihten - nichts im Vergleich zu den bereits verblassenden Spuren auf seinen Oberarmen. Da lag die neue Kheinsa, die er gestern noch zu diversen Arbeiten geschickt hatte. Sie war sich sicher gewesen, sie durchführen zu können - hatte ihr jetziger Zustand etwas damit zu tun oder war ihr noch etwas anderes passiert? Routiniert machte er sich auf seine Spurensuche, während er sich die letzten Minuten ihrer Begegnung noch einmal ins Gedächtnis rief. Da war nichts verdächtiges gewesen... Er war in der Nacht zur Krankenstation gekommen, um hier zu schlafen, da hatte sie noch nicht im Korridor gelegen, er hätte über sie stolpern müssen. Also irgendwann zwischen spät abends und jetzt... Er warf einen Blick auf die Messungen. "Nun, jedenfalls nichts dramatisches. Das Blut stammt aus ihrer Kopfwunde; sieht wahrscheinlich schlimmer aus, als es ist. Sehe ich mir gleich genauer an. Sie scheint mit irgend etwas kollidiert zu sein." In diesem Moment war ihm klar, was er gerade noch übersehen hatte. "Das Schiff! Es kam gestern ins Schlingern, ziemlich heftig. Uns ist nichts passiert, aber sie war genauso unvorbereitet darauf. Möglich, daß sie sich nicht abfangen konnte. Zumindest... hat das dann ihr Kopf erledigt." Er fuhr mit seiner Untersuchung fort, um eventuell weitere Verletzungen aufzuspüren. Yaros würde sich um sie kümmern... Eine Weile sah Easgéan den beiden zu. Er dachte darüber nach, ob er befürchtete, daß Yaros sich an Aidoann heranmachte, und konnte den Gedanken nicht ganz beiseite schieben. Aber er war sich auch so nicht ganz sicher, ob Aidoann es überhaupt in Betracht zog... und wenn ja, ob er dann der richtige war. Auf jeden Fall war er es leid um irgendetwas zu kämpfen. Um nicht weiter diesen Gedanken nachzuhängen und um Yaros Kratzer nicht zu sehen wanderte er in der Krankenstation umher... und entdeckte die Tiere im Sumpf... "Du has dr Haustiere zuglegt?" Aidoann kam es vor, als würde sie von der zähen Dunkelheit festgehalten. Sie spürte, dass irgendjemand oder irgendetwas ihren Körper berührte und dass es ihr Schmerzen bereitete - ebenso wie das Atmen. Sie glaubte, die Stimme von Easgéan zu hören... Er würde ihr helfen können... bestimmt... sie musste nur laut seinen Namen rufen, dann... Dennoch war ihr "Easgéan" nur ein Flüstern... aber das bekam sie schon wieder kaum noch mit... "Ich würde eher sagen, die Tiere haben sich mit mir einen Fütterer zugelegt." Yaros antwortete, ohne sich von seinen Untersuchungen abzuwenden. "Unsere junge Sicherheitlerin hat sie versehentlich mitgebracht, sie sind irgendwie auf dem Frachter, mit dem sie gekommen ist, mit in ihr Gepäck gekommen. Ich habe..." Yaros unterbrach sich selbst, als kurz Leben in Aidoann kam. Leise, aber für Yaros deutlich, fragte sie nach Easgéan. Easgéan? Der schien ja einen sehr prägenden Eindruck hinterlassen zu haben... dafür, daß Aidoann gerade mal einen Tag an Bord war. Allerdings war sie längst wieder in ihre Bewußtlosigkeit geglitten, was Yaros allmählich Sorgen bereitete. Er überwand die kurze Distanz zu einem Schrank, in dem ein Hypoinjektor lag und suchte kurz nach dem passenden Medikament, um es aufzuladen. "Ich habe die beiden erst mal bei mir aufgenommen und ihnen den Sumpf überlassen, allerdings ist der noch nicht wirklich passend eingerichtet. Es fehlt noch eine Menge." Schon war er wieder bei Aidoann, mit einem dezenten Zischen entlud sich das Medikament, das den Kreislauf anregen und Aidoann wieder zu Bewußtsein bringen sollte. Es gab noch eine weitere Baustelle - die zweite gebrochene Rippe innerhalb der letzten zwei Tage. Alles andere - Abschürfungen, ein paar grüne Flecken - war harmlos und würde von allein heilen, doch hier bestand Handlungsbedarf. Noch einmal holte er den Regenerator hervor, um die Knochenstrukturen wieder zusammen zu fügen - glücklicherweise waren sie glatt gebrochen und hatten keine Organe in Mitleidenschaft gezogen. Zuvor öffnete er jedoch die Uniformjacke und schob das Hemd soweit hoch, daß er die betroffene Stelle vor sich hatte und ohne das dicke Textilgewebe besser und zielgenauer arbeiten konnte. Es würde nicht lange dauern, den Knochen zu richten. Yaros behielt dabei ihre Vitalanzeigen im Blick - sie hatten sich leicht gehoben. Easgéan hatte bemerkt, daß Yaros eine Pause gemacht hatte. Mehr hatte er jedoch nciht mitbekommen und er konnte nur spekulieren. "Hat se ebn was gsagt? Oder geht's ihr gut?" Er beobachtete weiterhin die Tiere, die seiner Anwesenheit wegen unruhig durch ihren Käfig kletterten. "Hat sie. Sie hat nach Dir gefragt. Gibt's dafür einen Grund? Habt ihr euch gestern noch getroffen?" Yaros formulierte seine Sätze ruhig, ohne Unterton. Was zwischen Easgéan und der Kheinsa passiert sein mochte, interessierte ihn wenig. Nein, das war es nicht. Die Antwort auf seine Frage interessierte ihn schon, doch wie immer sie ausfallen mochte, er würde es lediglich zur Kenntnis nehmen. Aidoann war nicht sein Fall, zu jung für seinen Geschmack und er hatte durchaus bemerkt, daß sie ihm gegenüber reserviert gewesen war. Nun, wenn es etwas gab, war es eine Sache zwischen ihr und Easgéan. Es sei denn, er wäre für den Zustand Aidoanns verantwortlich. Mit einem Aufschrei kam Aidoann zu Bewusstsein: "NEIN...." Der Rest war eher ein fast unverständliches Murmeln, weil die Schmerzen noch immer stark waren und sie kaum Luft bekam: "Gravi.. tonen... Gene... rator... explodiert... Eas... warnen... kein... Warp..." Aidoann versuchte sich trotz der Schmerzen aufzurichten. "Getan hab ch nix... und getroffn auch nimmer..." Da erst registrierte er, dass Aidoann wach war. "Was für'n Ding? Was ist hin?" ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52981,7 - 24.12.2375 , 08:00 Uhr --- ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Strandpromenade der Hotelinsel Thimnat << Ein erster zartblauer Streifen am Horizont trennte Himmel und Meer. Giellun saß auf einer Holzbank am Ufer der Hotelinsel Thimnat, schaute auf die unzähligen Lichter der Stadt, die sich in der schwarzen Wasseroberfläche spiegelten, und fütterte scheinbar gedankenverloren die Leithi. Aus den Augenwinkeln sah er aber hinüber zu dem Mann, der etwa 50m die Strandpromenade hinunter in einer öffentlichen Kom-Zelle stand und telefonierte. Ein Pärchen ging Hand in Hand vorbei, ein Betrunkener, der ins Meer gepinkelt hatte, war fertig und torkelte davon. Jetzt war niemand Fremdes mehr hier. Der Mann in der Kom-Zelle, er war ein Kyreniker, beendete die Verbindung und ging zu Gielluns Bank. Er setzte sich neben ihn. "Du kannst die Relays also besorgen?" riet Giellun, denn nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, brachte der Mann gute Nachrichten. Dieser nickte. "Es sind drei weniger als sie gesagt haben, aber dafür funktionieren alle. Sie sind schon in der Stadt, ich hab sie getestet. Morgen bring ich dich hin. Warte um 19.00 vor dem Holokino auf mich." "Gute Arbeit", sagte Giellun zufrieden. Und wieder war er dem Bau des Senders ein winziges Stück näher gekommen. Heute war schon der 20. Jahrestag ihrer Bruchlandung auf ch'Athann. Er konnte nicht abschätzen, wie viele Jahre er noch brauchen würde, aber er gab nicht auf, und der Riov würde sich freuen, das zu hören. Giellun zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner Westentasche und hielt sie dem Mann hin, als wollte er ihm eine anbieten. Der Kyreniker nahm die einzige Kippe, die darin war, heraus und zündete sie an. Dann steckte er die Schachtel ein. Sie enthielt die vereinbarte Anzahlung. Giellun fürchtete sich nicht vor einer Falle. Der Kyreniker wäre nicht so dumm, einen zuverlässigen Kunden zu vergraulen. Ebenso wenig würde es Giellun einfallen, bei der Bezahlung zu schummeln. Ein gutes Geschäftverhältnis gefährdete man nicht mit solchem Quatsch. "Wir sehen uns morgen", sagte Giellun und stand auf. Er warf den Leithi die letzten Krümel hin und ging die Promenade hinunter. Der Kyreniker blieb auf der Bank sitzen und rauchte seine Zigarette zu Ende. Giellun beschloss, im Hotel zu duschen und zu frühstücken. Dann würde er den Riov zum Jahrestag besuchen. >> Wohnhaus von Keras << Der romulanische Kommandant, des vor 20 Jahren abgestürzten Science-Ship, mit 89 Crewmitgliedern, stand am Fenster seines zwei Etagen-Wohnhauses und sah hinunter auf die mit Personen belebte Straße. Er hat sich immer noch nicht an das Treiben der Gesellschaft auf ch'Athann gewöhnen können. Noch hat er nicht die Hoffnung aufgegen, den Planeten verlassen zu können und zurück in die Heimat zu fliegen. Diese Welt war nicht seine Welt. Die Werte dieser Gesellschaft war auf Vergnügen aufgebaut. Ihre Straßen und Städte glichen den Vergnügungsparks auf dem Föderationsplaneten Risa. Karussells und Spiel-Casinos sah man an jeder Straßenecke und zwischendrin ein paar Bars aus denen laute Musik schalte. "Sternzeit 52981,7," sprach Keras in ein Aufzeichnungsgerät. "Nun sind es genau 20 Jahre..." Er stoppte die Aufzeichnung. Jemand ging auf seine Wohnungstür zu. >> Unterkunft Faolchu -> Vor dem Wohnhaus von Keras << Faolchu wachte mit einem Schädel auf, der zu zerspringen drohte. Ein unwilliges Knurren kam aus seiner Kehle, was den Schmerz aber eher noch verstärkte. Er tappste unter die Dusche und ließ kaltes Wasser über seinen Körper laufen - wenn schon Schmerz, dann richtig. Verdammt, warum fand er in letzter Zeit immer wieder kein Ende. Oder sollte die Frage eher lauten: warum tat er sich mit dem Nachtleben auf Ch'Athann so schwer - immerhin gehörte das früher mal zu seinem Alltag bis... An dieser Stelle fiel ihm sein Freund und Riov Keras ein. Er sollte ihn wohl mal wieder besuchen. Nach der Dusche zog er sich an und machte sich auf den Weg zu Keras Wohnhaus. Da es zum Glück nicht weit weg von seiner Unterkunft lag, stand er schon kurz darauf vor Keras' Wohnungstür... >> unterwegs -> Vor dem Wohnhaus von Keras << Giellun verließ das Hotel und setzte sich ins nächste Fährschiff, das von Thimnat aus ans Festland fuhr. Zum Glück hatte er die Sonne im Rücken, aber schon die Reflexion des hellen Lichts im Wasser tat ihm in den Augen weh. Er war immer noch zu früh dran und stieg deshalb am Hafen in den langsamen Zug um, der auf dem Weg in die Stadt quasi an jeder Haustür hielt. So konnte er eine 3/4 Tarim die Augen zumachen und vor sich hin dösen. Im Halbschlaf registrierte er die Ansagen der Haltestellen, und um 7.52 stieg er aus, um die letzten Meter zum Haus des Riov zu laufen. Die Bewegung zusammen mit der Vorfreude brachte ihn wieder ein wenig in Schwung. Da die Straße belebt war, sah er erst relativ spät, dass schon jemand anderes vor der Haustür des Riov wartete: Faolchu. Gielluns Grinsen geriet ein wenig schief. An sich hatte er nicht das geringste gegen den haarigen Kerl, aber Faolchu kitzelte ihn nun mal in der Nase und wusste das wahrscheinlich auch. "Morgen", sagte er einfach, und fragte dann: "Auch zum Jahrestag gekommen?" Faolchu war noch immer nicht ganz wach und das letzte, was er wollte, war seichte Konversation mit diesem bleichen Typen, der ihn scheinbar nicht "riechen" konnte. Er wollte mit seinem Riov und Kumpel Männergespräche führen, sich von seinem Schädeldröhnen ablenken (welches durch den Knurrlaut, der als Begrüßung dienen sollte, noch verstärkt wurde) und keine Taschentücher zureichen. Davon mal abgesehen: "Jahrestag???" Die Fragezeichen hingen Faolchu förmlich im Gesicht und er starrte Giellun völlig verständnislos an. Faolchu knurrte lediglich zur Antwort und fragte dann entgeistert: "Jahrestag???" Wie verpeilt kann man eigentlich sein, fragte sich Giellun und merkte, dass er sich ärgerte. Dann sah er Faolchu genauer an. Der hatte offenbar eine fast so lange Nacht hinter sich wie er selbst, aber von einer ganz anderen Sorte. "Heute sind wir 20 Jahre hier", entgegnete er knapp und wandte sich wieder ab. "Und was willste nu hier? Dem Riov eine runterhauen, weil Du noch nich wieder nach Hause konntest?" knurrte Faolchu voller Ironie und sah Giellun an, wie ein ekliges Insekt, welches er am liebsten zertreten hätte... Sein Schädel summte immer noch fröhlich vor sich hin, was seine Laune nicht unbedingt verbesserte. Er hämmerte noch einmal ungeduldig gegen die Tür... Giellun wünschte sich plötzlich, er wäre auf seiner Bank sitzen geblieben und niemals diesem übel aufgelegten Streithammel in die Arme gelaufen. "Weißt du was, Faolchu?" sagte er, "du kannst mich mal." In diesem Moment ging die Haustür auf. Keras blickte Giellun an und fragte ihm: "Meinen Sie mich?" "Nö, die nette Bemerkung ging an mich. Der Kleine fährt grad den Ch'Rihan-Blues", grinste Faolchu und zeigte mit einer Kopfbewegung in Gielluns Richtung. Dadurch dröhnte sein Schädel gleich noch ein wenig mehr und er stöhnte leise. "Khhe'tcha!... Du hast nicht zufällt was im Haus, um meinen Schädel zu beruhigen?" Faolchu war heute morgen wirklich gut darin, ihm auf die Nerven zu gehen, stellte Giellun fest. Kaum war der Riov da, konnte er plötzlich grinsen, und Giellun wusste nicht, was ihn mehr ankotzte, das oder die Sticheleien. Wenigstens hatte Faolchu ihm die Mühe abgenommen, die Situation zu erklären. "Ich wollte Sie zum Jahrestag besuchen, Riov", sagte er, "und Faolchu und ich haben gerade die Formalitäten geklärt." Der Riov war nicht bekannt für viele Worte. Mit einen Handzeichen bat er sie in sein Haus einzutreten. Kurz sah er sich in sein eigenes Heim um. Wann passierte es, das er dieses Haus seine Zuhause nannte? Im Wohnzimmer hingen viele Gegenstände aus der ChR Mhi'Fhortain. Das romulanische Symbol des Imperium hing an der Hauptwand, was vorher am Ausgang der Brücke hing. In einer Ecke war sein Riov-Stuhl, wo er sich hin und wieder nachdenklich zurück zog und ein Buch laß. Ein romulanisches Buch, das er in den letzten 20 Jahren schon über 100 mal durchgelesen hat. "Sind sie gekommen um mich zu deprimieren oder aufzuheitern?" Fragte Keras die beiden und suchte in einen Schrank nach etwas flüssigen für die Kehle. Der romulanische Ale war ihm schon seit 5 Jahren ausgegangen. Jetzt war nur noch das Zeug in seinem Schrank da, was die Einheimischen des Planeten produzierten. ............ Ende der Chronik ............ ------------------------------------------------------------------------