ChR Drolae
das "stolzeste" Schiff der Galae



Die Chronik vom 16.11.2004

>>> Zweifel <<<




Ort der Handlung:
Calanam'Coupaer, in der Schleife
Zeit der Handlung:
22.12.2375
Bordzeit: 8.40 Uhr bis 9.00 Uhr



>> Brücke <<

Mirha überging die Bemerkung des Koches. Ihr Gesichtsausdruck wurde immer ärgerlicher und es bildete sich eine steile Falte zwischen ihren wütend funkelnden Augen.
"Was heißt hier feige sich zu stellen oder die Verantwortung abwälzen? Sagte ich, dass wir uns in die Quartiere legen sollen und weinen?", knurrte sie gereizt. "Wenn ich feige wäre, hätte ich nicht die Steuerzentrale gesucht, sondern mich irgendwo in den Röhren in ein stilles Eckchen verkrochen. Und erniedrigen? Was bitte hat das mit erniedrigen zu tun? Ich äußerte meine Theorie, ja. Das sollte hier noch erlaubt sein. Aber, wie Sie vielleicht aus meinen Äußerungen auch herausgehört haben, will ich etwas dagegen tun." Feige… Das war etwas, was sie nicht war, das wusste sie. Und es war auch völlig unangebracht.
Mirha merkte, wie sehr sie dieses Wort angriff, aber sie merkte auch, dass es so nicht ging, das Problem zu lösen.
Sachlich fuhr sie fort: "Nun, Sie müssen sich nicht mit meiner Theorie anfreunden. Tatsache ist, dass wir nicht wissen, wer wir sind. Identitätssuche schön und gut, aber wir sollten darüber die Sicherheit nicht vernachlässigen. Wer weiß, was bei dem Defekt noch alles passiert ist. Deshalb mein Vorschlag: 'Prüfen, ob das Schiff ok ist'.
Sie zum Beispiel sagten, Sie wären in der Sicherheit gewesen. Vielleicht können Sie sich, wenn sie an der taktischen Station stehen, wieder daran erinnern, was alles zu tun ist." Ohne es zu bemerken überging Mirha den Begriff 'taktische Station' und fuhr fort: "Und wir sollten auch nachsehen, wer in diesem Raum ist und was mit ihm los ist."

Rhuissa spürte sofort, das die Situation auf der Brücke kritisch wurde. Obwohl sie äußerlich ruhig blieb sprühten die Augen der Kommandantin Feuer und Eis zugleich und die junge Frau schien nichts davon zu merken. Rhuissa ahnte, das die Jüngere sich in Gefahr begab.
"Lassen Sie mich das machen", schlug sie eilig, aber in ruhigem Ton vor. Dann wandte sie sich an Mirha und sprach sie so ruhig und zugleich eindringlich an, wie es ihr möglich war.
"Bitte verstehen Sie, dass ich versuche Ihr Leben zu retten und hören Sie mir zu. Wir haben alle unsere Erinnerung verloren und vergessen, was wir gelernt haben. Sie sind noch sehr jung. Erfahrungen können sich in ihrem Geist noch nicht so sehr verankert haben das sie zur Intuition geworden sind. Ich hoffe, das Riov t`Riltha Ihnen das nachsieht. Dieses eine Mal. Doch im Prinzip kann sie nicht durchgehen lassen, dass sie so mit ihr reden. Sie ist die Kommandantin. Sie sind ihr unterstellt. Sie sind weder zu Kritik noch zu Widerspruch berechtigt. Fragen Sie mich nicht, woher ich das weiß. Tief in mir weiß ich es.
Zu dem, was Sie gesagt haben. Nur in der Jugend erscheint es so, als habe Feigheit etwas mit 'in Röhren verkriechen' zu tun. Das ist nicht wahr. Jeder Feigling kann zur Waffe greifen, wenn er keine andere Wahl sieht oder Kommandozentren suchen, wenn die Ungewissheit bedrohlicher erschient. Es ist eine viel tiefere Feigheit, wenn man sich dem Leben nicht stellt. Die Schuld für schwere oder ungewisse Dinge auf anderen abschiebt. Notfalls auf Unbekannte. Die deutlichste Art von Feigheit ist der Glaube an Verschwörungstheorien. Weil jemand der daran glaubt, sich vollständig von der Realität abwendet und die Schuld für alles bei allen anderen sucht. Sogar die Schuld daran, das man ihm sein krankes Gedankengebäude nicht glaubt. Verantwortung bedeutet, sich dem Leben zu stellen, so schwer oder beängstigend es auch sein mag."
Rhuissa beschlich ein äußerst ungutes Gefühl bei dem letzten Satz. Ihr war, als habe sie das was sie sagte selbst auf äußerst schmerzliche Weise lernen müssen. Irgendwann musste sie selbst vor dem Leben und der Verantwortung geflohen sein und sich mühsam zu der Erkenntnis durchgekämpft haben, das sie auf einem fatalen Weg in die eigene persönliche Katastrophe gewesen war. Doch wieder gelang es ihr nicht, auch nur einen einzigen Gedanken zu fassen. Eine einzige Erinnerung. Nur wage Ahnungen, das ihr etwas bekannt vorkam. Weniger und unklarer als Déjà-vu. Vielleicht irrte sie sich. Vielleicht waren es keine Ahnungen ihres eigenen Lebens sondern nur Dinge, die sie gelernt oder gehört hatte. Zu unklar war alles, zu wenig greifbar.
"Es hat etwas mit erniedrigen zu tun, wenn man sich selbst in die Rolle des hilflosen Opfers drängt."
Wieder dieses scheußliche Gefühl schon einmal so empfunden zu haben. Rhuissa nahm sich zusammen und verdrängte es. "Sie haben doch auch gehört, das die Riov drei Aufgaben erwähnt hat, die zu erledigen sind. Die Analyse der Schäden war eine davon. Es besteht kein Grund, sie mehrfach dazu zu drängen, das Schiff zu prüfen. Sie weiß es doch längst und berücksichtigt es. Doch wer soll welche Aufgabe erledigen, wenn wir uns nicht ein paar Siuren Zeit nehmen, darüber nachzudenken, was wir können, und wer sich welche Aufgabe zutraut?
Und zuletzt. Die Riov mag früher in der Sicherheit gewesen sein. Jetzt ist sie Riov. Wenn Sie überleben wollen, versuchen Sie NIE wieder einer Vorgesetzten Anweisungen zu geben. Versuchen Sie schon gar nicht ihr Anweisungen zu geben, die in den Aufgabenbereich einer Untergebenen liegen." Rhuissa atmete tief durch, dann fuhr sie fort:
"Die Riov hat eine Anweisung gegeben, die wir alle zu beachten haben. Herauszufinden, wer für welche Aufgabe geeignet ist. Wer ist Arzt, wer ist Wissenschaftler, wer ist Computerexperte? Wir sollen zusammentragen, was wir wissen oder zumindest ahnen. Nun bitte ich sie darum drei mal tief durchzuatmen, sich zu beruhigen und dann dieser Anweisung Folge zu leisten."
Rhuissa sah Mirha ehrlich besorgt an.

Ehe Kria sich versah, waren noch zwei Frauen zu der kleinen Gruppe auf der Brücke - denn das war dieser Raum wohl, der Kontrollraum eines Raumschiffes - hinzugestoßen; eine von ihnen schien aus einer Art Wartungsröhre herausgekrochen zu sein (woher sie wusste, dass es sich um einen Wartungsschacht handelte, wusste sie nicht; der Gedanke kam und ging, ohne einen Hinweis auf andere vergessene Einzelheiten zu geben). So einiges schien sich in den letzten Minuten herausgestellt zu haben; offenbar war Verena in Wirklichkeit eine Frau namens Veremnur und bekleidete den Rang einer Riov, was wohl bedeutete, dass sie auf diesem Schiff das Sagen hatte.
Obwohl Kria froh war, dass zumindest eine Person herausgefunden hatte, wer sie wirklich war, fragte sie sich immer noch, ob sie wirklich auf diesem Schiff gearbeitet hatte, wenn sie doch nicht verstand, was die Schriftzeichen auf Anzeigetafeln und Konsolen bedeuteten. Zudem schien sich Verena (oder Veremnur), seitdem sie erfahren hatte, wer sie war, verändert zu haben. Die geflügelte Frau nahm an, dass es mit ihrer Verantwortung, die sie für dieses Schiff ('Drolae, es heißt Drolae!') hatte, zu tun hatte.
Und dann kam die eine Frage wieder auf, dieses Mal als Befehl, dem sie Folge leisten musste. Was war ihre Aufgabe? Wie konnte sie sich nützlich machen, um den Auftrag der Drolae zu erfüllen, worin auch immer er bestand?
Sie rang mit sich, ein wenig ängstlich, dass sie sich den Zorn der Riov zuziehen würde, wenn sie nicht mit einer kompletten Antwort aufwarten konnte, entschied sich dann aber letztendlich doch dafür, ihre Gedanken laut auszusprechen.
"Ich erinnere mich an Krankheitssymptome und Organstrukturen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich Ärztin bin - zumal ich nicht das Gefühl habe, mit dem inneren Aufbau eines Rihannsu vertraut zu sein, obwohl ich mich bei einigen der anderen Leute auf Deck 2 erinnern konnte, wie sie von innen aussehen. Ich erinnere mich auch daran, verschiedene Tiere und andere fremde Lebensformen studiert zu haben, obwohl ich mich nicht mehr an ihre Namen erinnere...
Ich glaube, ich bin entweder eine Krankenschwester, eine Biologin oder eine Veterinärin mit etwas Erfahrung in der Medizin intelligenter Lebensformen. Ich weiß leider immer noch nicht, warum ich die Schriftzeichen nicht lesen kann - vielleicht hat dieser Gedächtnisverlust mein Gehirn stärker beeinflusst, so dass ich sie vergessen habe. Aber ich bin mir relativ sicher, dass ich mit und an Lebewesen gearbeitet habe."

Sovek trat noch mal in Richtung Brückenmitte vor und meinte: "Das kann möglich sein, dass ihr Gehirn mehr Schaden genommen hat. Schließlich sehen sie ja nicht gerade aus wie die meisten Personen hier auf der Brücke."
Zu Mirha gewandt: "Hören Sie auf die Kommandantin oder ich werde dafür sorgen das Sie ohne ein letztes Essen die Luftschleuse passieren." Sovek drehte sich zu den anderen. "Mir fällt noch was ein. Nun, ich bin Koch mit etwas Technikkenntnissen. Aber da ist noch was. Nur ich komme nicht darauf. Ich war oder bin noch etwas. Ein Händler?" Worauf Sovek in Moment nicht kam, war, dass er mal ein kleiner Gauner war. Ein Trickbetrüger und Taschendieb. Dass er für die Drolae Sachen besorgte, die entweder keiner an Bord benötigte oder an die schwer heranzukommen war.
"Mh, als Koch muss ich schon Lebensmittel einkaufen. Ja, das ist es. Koch- und Versorgungsoffizier mit etwas Technikkenntnissen. Ja, das muss die Erklärung sein."

Mirha wandte sich Rhuissa zu.
"Nun, ich habe und hatte nicht vor, irgendjemandem Anweisungen zu geben. Ich habe lediglich Vorschläge unterbreitet. Die meines Erachtens das kollektive Erinnerungsproblem lösen, die Datenbanken des Computers analysieren und vollständig wieder herstellen und die Mission aufnehmen, nicht abdeckten. Die Sicherheit des Schiffes und der Besatzung geht vor." Mirha wusste, dass sie das schon mindestens einmal gehört hatte und es hatte sich in ihr Hirn gebrannt. "Und da wir jemanden aus der Sicherheit hier haben, war die Unversehrtheit der Schutzhülle und des Schiffes festzustellen für mich das Naheliegendste." Mirha sprach ruhig und respektvoll, ohne etwas Herausforderndes in ihrem Ton.
Ihr fiel es leichter Belehrungen von Rhuissa anzuhören, als von dieser Verenmur.
"Sie haben Recht mit ihrer Aussage, dass man einer Kommandantin keine Anweisungen geben sollte und auf Befehle gehorchen, Lhhei. Anderenfalls würde das ganze System nicht funktionieren." 'Welches System überhaupt?', schoss es ihr plötzlich durch den Kopf.
"Aber zum einen hatte ich - wie gesagt - nicht vor irgendwelche Anweisungen zu geben und außerdem kann man weder mit Sicherheit sagen, dass sie die Riov ist noch dass ich ihr unterstellt bin."
Mirha sah Veremnur noch einmal aufmerksam an. Etwas in ihr sträubte sich dagegen, diese Person als Riov zu akzeptieren. Etwas war anders an dieser Person, etwas war falsch. Das wusste sie, sie konnte es nicht benennen. Aber sie war überzeugt, dass sie nicht die Riov war. Etwas störte an dem Bild. "Nein, sie kann nicht die Riov sein.", sagte sie überzeugt.

Kria warf dem Koch, den sie innerlich nur noch als "Giftzwerg" bezeichnete, einen Blick voller geschärfter Dolche zu. Sie konnte sich zwar nicht an den Namen ihrer Spezies erinnern, aber auf rassistische Weise von dem Rihannsu beleidigt zu werden, musste sie sich nicht bieten lassen!
Nun, derzeit schien sich Ärger aufzubauen, da die eine Frau sich weigerte, die Autorität von Veremnur anzuzweifeln. Sie würde keinen Unwillen auf sich lenken, indem sie Sovek vor versammelter Mannschaft die Leviten las. Aber früher oder später würde sie ihm schon sagen, was sie von seiner Attitüde hielt...

Rhuissa unterdrückte es zu seufzen. Sie sah Mirha ernst an und sprach klar und deutlich, diesmal zu allen Personen auf der Brücke: "Doch sie kann die Riov sein.
Alles, was wir wissen ist, das die Riov eine Frau ist. Es ist wahr, das wir zwar starke Hinweise, aber keine Beweise haben, das sie es ist. Doch das ist irrelevant. Besonders in einer Krise muss jemand zügig das Kommando übernehmen. Wir können endlos lange herum stehen und diskutieren wer das sein soll, aber das bringt uns rein gar nichts.
Veremnur i'rhunn t`Riltha hat das intuitiv begriffen und das Kommando übernommen. Sie ist offensichtlich dazu fähig. Sie hat begonnen die Situation zu ergründen, Aufgaben festzulegen ist ist jetzt dabei, die geeigneten Crewmitglieder zu finden. Deshalb IST sie die Riov. SIE ist jetzt der Aufgabe verpflichtet, das Schiff und die Crew aus der Krise heraus zu führen. Damit SIND wir alle ihr unterstellt. Es steht niemanden zu, das anzuzweifeln. Denn es ist völlig gleichgültig, ob sie laut Crewliste Riov ist. Sie ist es JETZT, und wir leben im 'Jetzt'."
Rhuissa sah sich kurz um. Sie sah zu Sovek, zu Janii, zu Veremnur und zuletzt zu Mirha.
"Gleichgültig, was wir laut der verschollenen Crewliste sind. Jetzt fordern die Elemente von uns, das jeder seinen möglichen Fähigkeiten entsprechend sein Bestes gibt."
Rhuissa schwieg. Sie hielt es für möglich, das sie selbst in der Wissenschaft arbeitete, aber sicher war sie nicht. Woran lag es, das ihr die Kommandostrukturen so vertraut waren?
Der Koch schien genau so zu denken, wie sie. Es lag nahe, das sie und der Koch schon viele Jahre im Dienst waren, die junge Frau aber noch nicht.

"Das genügt!" entschied Veremnur streng. "Ich stimme zu. Was wir früher getan haben könnten ist bedeutungslos, solange wir uns nicht daran erinnern. Wichtig sind ausschließlich die vor uns liegenden Aufgaben."
Sie sah Sovek an: "Ich halte fest, dass Sie Koch und Versorgungsoffizier sind. Das erscheint mir glaubwürdig. Die Versorgung auf Langzeitflügen ist eine wichtige Aufgabe. Ob Sie ihre Technikkenntnisse genutzt haben, um ihr eigenes Gerät zu reparieren und zu warten oder ob es sich um eine Zusatzausbildung handelt ist unwichtig. Ihre primäre Aufgabe ist die Versorgung der Crew und des Schiffes. Zusätzlich können Sie bei Bedarf bei technischen Problemen aushelfen."
Sie wandte sich an Kria: "Kria, Sie sind Medizinerin irgendeiner Art. Ich möchte, das Sie sich dem Problem des Gedächtnisverlustes annehmen. Suchen sie nach einer medizinischen Lösung. Sammeln sie alle Anhaltspunkte. Ich sehe auch, das die Crewmitglieder unterschiedlich stark betroffen sind. Bleiben Sie offen dafür, woran das liegen kann."
Sie sah Rhuissa an: "Wissenschaft möglicherweise. Finden sie heraus, was sie können, womit sie vertraut sind. Und noch etwas - Sie scheinen die ältere weise Beraterin zu sein. Lange im Dienst, rangniedrig, ohne eigene Karriereambitionen aber unentbehrlich für Crew und Kommandantin. Die Crew und ich, wir werden uns auf sie verlassen müssen."
Veremnur nickte Rhuissa zu und sah zuletzt Mirha an: "Während sie die junge Querulantin sind. Undiszipliniert, rechthaberisch und ständig mit einem Bein im Militärgefängnis. Ausgerechnet Sie sind der Meinung, dass die Sicherheit des Schiffes und der Crew Vorrang haben? Vorrang vor was? Denken sie nach, bevor sie reden, und bilden sie sich nicht ein, alle anderen wären Idioten! So jemand wie sie ist oft ein Frontkämpfer. Überlegen Sie, ob Sie das sein könnten."
Veremnur sah in die Runde:
"Wir sind nicht die einzigen auf dem Schiff. Kria, der Koch und ich haben im Quartierbereich 4 weitere Personen gesehen. Zwei humanoide Männer, eine weibliche Katze und eine Formwandlerin, deren Ursprungsgestalt wahrscheinlich echsenartig ist. Die Beraterin hat zwei weitere Männer gesehen. Die Frontkämpferin berichtet von einer isolierten Person auf der Krankenstation. Wir müssen bald die gesamte Besatzung sammeln, damit wir unsere Fähigkeiten bündeln und sinnvoll einsetzen können. Aber zuerst bringen wir uns selbst und die Brücke unter Kontrolle.
Noch Fragen?"
Sie sah in die Runde. Ihr Blick hatte etwas aufmerksames, sehr waches.


>> Khall'iannen Röhren, Deck 2 <<

Warten...immer nur Warten. Staska machte es nervös. Wollte sie ewig hier bleiben? Siuren schlichen dahin und schienen immer länger zu werden. Jetzt war der ideale Zeitpunkt, um nachzudenken... Denken über das was sie ist und war... denken darüber, was sie tun musste. Immer noch hielt sie das Kaleh in ihrer Hand, ihre wachsamen Augen betrachteten jede Veränderung. Wenn es eine Veränderung gegeben hätte... Aber sie wartete weiter - umsonst. Vielleicht sollte sie froh sein, doch tief in ihrem Innersten wusste sie, dass sie nicht länger hier warten sollte. Sie hatte sich vielleicht mal verstecken müssen, aber etwas sagte ihr, dass sie gebraucht wurde. Staska schüttelte sich. Der merkwürdige Gedanke von vorhin kam wieder... Verstecken, Beobachten, Aufmerksam sein... Machte es denn Sinn? Nein, darüber hatte sie ja schon nachgedacht. Es machte keinen Sinn, aber warum fraß sich dieser Gedanke immer wieder in ihren Geist ein? Vor allem, einen Gegner angreifen zu müssen und es dann doch nicht zu wollen? Es war komisch...
Wieder wartete Staska. Wieder ohne Veränderung. Sie hatte gerade mal 10 Siuren in dieser Wartungsröhre verbracht, doch erschien es ihr wie Tarim. Staska musste irgendetwas tun. Sie konnte hier nicht bleiben. Früher oder später musste sie sowieso von hier weg um sich Nahrung zu beschaffen. Und vielleicht drang sie dann der Einfluss des Bedürfnisses zur Unvorsicht. Sie musste sich in Bewegung setzen. Staska schaute raffte sich auf, und krabbelte den Wartungsschacht bis zu der Kreuzung entlang. Sie kletterte in den kleinen Zwischenraum und stand wieder einmal vor einer Überlegung. In welche Richtung mochte die andere Person wohl gekrochen sein? Sie wollte ihr nicht über den Weg laufen, aber andernfalls wollte sie es doch gerne. War sie nun auf oder ab geklettert? Staska wusste es nicht, doch sie vermutete ganz wage, dass sie aufwärts geklettert war. Sie musste es riskieren. Wieder einmal. Sie entschied sich, abwärts zu klettern...


>> Vareks Quartier <<

"In Ordnung, Varek. Dann lassen Sie uns das Gebäude mal erkunden." Janna fragte sich, warum er sich an seinen Namen erinnern konnte, sie aber nicht. Welchen Grund konnte es dafür wohl geben? Waren sie unterschiedlich stark von dem Gedächtnisverlust betroffen? Möglicherweise lag die Erklärung in ihrer unterschiedlichen Physiologie. Für den Fall, dass sie hier einen Arzt fanden, hoffte Janna, dass er es herausfand. Sollten sie jedoch alle gleichermaßen von dieser eigenartigen Amnesie betroffen sein, machte sie sich wenig Illusionen, was dessen Fähigkeiten anging.


>> Korridor vor Vareks Quartier <<

Gefolgt von Varek trat sie hinaus auf den Flur. Jetzt, da sie sozusagen einen Verbündeten hatte, und mit einer weniger paranoiden Sicht der Geschehnisse, fühlte sie sich wesentlich besser. Wie war sie nur zu der Überzeugung gelangt, dass die anderen ihr etwas böses wollten? Irgendetwas in ihrem Unterbewusstsein, vielleicht eine verschüttete Erinnerung, musste sie dazu veranlasst haben. Aber objektiv gesehen gab es keinen Grund. Vielleicht hatte sie hier gewohnt oder gearbeitet und war glücklich dabei gewesen.
Janna nahm sie vor alles was sie sehen und erfahren würde möglichst unbewertet aufzunehmen. Das durfte doch nicht so schwer sein, wenn man sich so gut wie an nichts erinnerte. Im Grunde war doch alles möglich. Sie konnte ihr bisheriges Leben, das nicht mehr als ein Schatten war, praktisch von ganz vorn beginnen. Sie konnte alles umkrempeln und wäre eine ganz neue Janna.
Seltsamerweise fand sie diese Vorstellung plötzlich richtig verlockend. Sie würde sich selbst neu kennen lernen müssen. Wie würde sie wohl sein? Welche Rolle würde ihr gefallen. Sie wäre davon lediglich eine Entscheidung weit entfernt. "Links, oder rechts?", wandte sie sich an Varek.

Er schaute zuerst nach links, dann nach rechts: in beiden Richtungen war niemand zu sehen, allerdings konnte er von links ein leises Gespräch vernehmen. Er zeigte daher nach links und antwortete: "In dieser Richtung scheint jemand zu sein. Wir sollten dort mit der Suche anfangen." Er ging einen Schritt vor und wartete, dass Janna ihm folgen würde.

Und Janna folgte ihm. Sie wusste was sie erwartete; sie war eben diesen Leuten vor wenigen Minuten aus dem Weg gegangen. Doch nun verspürte sie keine Angst mehr vor ihnen. Sie würde einfach hingehen und sie ansprechen, Fragen stellen um mehr über ihre Situation zu erfahren. Jede Antwort würde ihnen nützen. Selbst "Ich weiß auch nichts." würde ihnen zumindest Aufschluss darüber geben, dass sie nicht allein waren mit ihrem Gedächtnisverlust.
Ein klares Ziel vor Augen stellte Janna fest, wie gut sich kühle Logik anfühlte. Neben Varek trat sie um die Ecke und sah die drei Humanoiden, die noch immer auf dem Gang standen und sich unterhielten. Sie trat ihnen entgegen und fragte: "Entschuldigen Sie bitte, aber können Sie uns sagen, wo wir hier sind?"


>> O'Learys Quartier <<

Langsam wurde er wach. Verdammt, hatte er gut geschlafen. Gestern Abend musste es wohl sehr spät geworden sein. Er konnte sich an gar nichts mehr erinnern. Langsam streckte er sich. Musste er schon aufstehen? Er versuchte, sich zu erinnern, ob er irgendeinen Termin hatte. Er konnte sich nicht erinnern. Vielleicht war er einfach noch zu müde. Langsam setzt er sich auf die Bettkante und rieb seine müden Augen. Er hatte keinen Kater, also hatte er wohl nicht zu viel getrunken. Aber wo war er gestern Abend gewesen? Und sollte er heute morgen irgendwo sein? Es fiel ihm nicht ein.
Zu sich selbst sagte er: "Na los! Erinnere dich,...."
Sogar sein eigener Name fiel ihm im Augenblick nicht ein. "Licht!" sagte er und der Raum erhellte sich. Das Licht bereitete ihm Kopfschmerzen, aber nur für einen Moment. Er sah sich um. Dieses Zimmer war nicht seines. Es kam ihm hier nichts bekannt vor.
Er ging zur Tür, die sich öffnete. Als er auf den Gang hinaus trat, wurde ihm erst bewusst, dass er nackt war. Sofort zog er sich in sein Zimmer zurück. Über einem Stuhl lagen ordentlich zusammengelegte Kleidungsstücke. Er zog sie an und ihm fiel ein Schild in der Innenseite der Jacke auf. Darauf stand: "Jack Baker, London"
War das sein Name? Oder war dies der Name des Schneiders? Oder der Name des Mannes, dem diese Jacke gehörte?
In den Taschen konnte er einige Gegenstände ertasten. Er wühlte in der Tasche und zog eine Pfeife und eine Tabakdose hervor. Gehörten sie ihm? Er konnte sich nicht erinnern, je geraucht zu haben.
Er verstaute sie wieder in den Taschen und trat auf den Korridor hinaus.


>> Korridor, Deck 2 <<

Er irrte ein wenig umher, bis er eine Gruppe von Menschen traf. "Verzeihen Sie", sagte er, "können Sie mir sagen, wo ich hier bin? Ich glaube, ich habe gestern Abend zu viel getrunken. Ich werde einfach zu alt für diese Partys."

Andrew hatte noch in der offenen Tür der Krankenstation gestanden, als er die Frage hörte. Er drehte sich um. Inzwischen waren 2 weitere Personen aufgetaucht. Eine Frau, die seiner Spezies glich, und ein Mann, der vertraut und doch fremd wirkte.
"Es tut mir leid. Wir hier leiden alle unter einem starken Gedächtnisverlust. Derzeit sind wir auf der Suche nach Informationen, wo und wer wir sind."
Mit einem verlegenen Grinsen fügte er hinzu: "Ich hoffe, sie sehen es mir nach, wenn ich mich daher nicht vorstelle. Ich wüsste meinen Namen selbst gerne."
Erst jetzt fiel ihm auf, warum der Mann so fremd wirkte: seine Ohren... "Was ist denn mit ihren Ohren passiert?" fragte er neugierig.

Varek bemerkte erst gar nicht, dass er angesprochen war.
Verwundert hob er eine Hand zu seinem Ohr. Blutete er? Wurde ihm ein Ohr abgeschnitten während er geschlafen hatte? Nein, die Ohrmuschel war noch dort, kein Blut, ganz normal. "Was soll daran sein? Sie sind doch ganz normal?"
Ohne näher darauf einzugehen fragte er zurück: "Sind alle von dieser Amnesie betroffen? Uns geht es ebenso." Er spürte einerseits Verzweiflung und andererseits Neugier. Verzweiflung, weil hier anscheinend auch niemand helfen konnte. Und Neugier, was das nun eigentlich alles zu bedeuten hatte. Ein Teil seines Denkens drängte nach der Lösung, ein anderer wimmerte verzweifelt um Hilfe. Varek versuchte, nicht in diesem inneren Zwiespalt zu versinken.


>> Brücke <<

Nachdem Kria sich angestrengt hatte, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern, begannen andere Einzelheiten damit, ihre Erinnerungen zu komplettieren. Sie wusste noch immer nicht, welcher Spezies sie entstammte und was genau sie hier tat, aber sie erinnerte sich an Technik, an Raumschiffe, Konsolen, Sensoren und Hyposprays... Nun hob sie die Hand; jetzt war Effizienz gefragt, also musste sie einige Dinge klarstellen.
"Ma'am, ich bitte darum, mit der Wissenschaftlerin zusammenarbeiten zu dürfen, da ich derzeit nichts mit den Konsolen anfangen kann. Sobald ich wieder weiß, welche Sensorflächen ich benutzen muss, um zu einem Ergebnis zu kommen, kann ich versuchen, alle Personen auf diesem Schiff mit den internen Sensoren ausfindig zu machen. Zudem werde ich am Anfang Hilfe benötigen, die medizinischen Diagnostikinstrumente zu bedienen, um eventuelle Krankheitssymptome festzustellen."
Nachdem sie ihre Bitte ausgesprochen hatte, begann sie, sich nach und nach wieder etwas selbstsicherer zu fühlen. Egal, was vorher war - sie hatte nun wieder eine Aufgabe, und sie war fest entschlossen, sie zu erfüllen.

Sovek trat noch ein Schritt vor. Mit der rechten Hand machte er eine Faust und haute sich fest auf die linke Brust. "Keuch, hust...," ein wenig zu fest auf die Brust gehauen und er ächzte heiser weiter: "Keihne weihtehren Fhagen meihne Kohmmandahntinh. Ruhhm dehm Impehium. keuch..." Sovek massierte sich seine Brust. "Autsch... darf ich wegtreten, Riov?"

Veremnur lächelte. Sie hätte beinahe gesagt: 'Ja, auch die Arbeit in der Küche kann dem Imperium Ruhm bringen.' Sie verzichtete darauf, um zu verhindern, das man ihr Ironie vorhielt. Statt dessen nickte sie und antwortete Sovek: "Ja, sie dürfen wegtreten."
Dann sah sie Kria an. Etwas an der Anrede 'Ma'am' war seltsam. Es schien richtig und falsch zugleich zu sein. Veremnur wusste nicht, wie sie dieses diffuse Gefühl einordnen sollte. Deshalb lies sie es vorläufig auf sich beruhen.
"Gut. Ihr Vorschlag ist sehr sinnvoll. Arbeiten sie zusammen", sagte sie.

"Ich werde jetzt mal gehen," wiederholte sich Sovek, drehte sich um und verließ die Brücke.

Rhuissa nickte und sah von Veremnur zu Kria. "Ich bin bereit", sagte sie.
Rhuissa zweifelte nicht daran, das sie in der Lage war, Sensorflächen zu lesen und zu bedienen. Mit den Konsolen konnte sie arbeiten, das wusste sie ... woher auch immer. Aber sie traute sich nicht zu, mit medizinischen Diagnosegeräten umgehen zu können. Nun, das war Krias Aufgabe, ... hoffentlich.

Kria lächelte der Rihannsu-Frau zu und schlug vor:
"Nun gut, fangen wir an. Ich schlage vor, wir machen zunächst einmal die Kontrollen der internen Sensoren ausfindig. Sobald wir sie gefunden haben, werden wir sehen, wie weit wir sie konfigurieren können. Danach sollten wir versuchen, die Krankenstation auf einem Schiffsplan zu finden, um Zugang zum medizinischen Instrumentarium zu finden. Was denken Sie?"
Rhuissa stimmte zu.
"Gut, fangen wir an."
Sie sah sich um. Wo waren die Kontrollen der internen Sensoren? Mit schlafwandlerischer Sicherheit ging Rhuissa zur richtigen Konsole. Sie las die Aufschrift der Sensorflächen und grinste.
"Volltreffer. Hier sind die Sensoren. Ich weiß, wie man sie bedient ... und wie man sie konfiguriert."
Ihre Hände glitten über die Konsole. Das hatte sie oft getan. Sie musste es oft getan haben. Es war ihr vertraut. Sie brauchte nicht zu überlegen, was sie wusste oder nicht. Das Wissen war abrufbereit da.

Kria lächelte ihrer Mitarbeiterin zu. Sie fragte sich immer noch, ob sie die medizinischen Instrumente mit der gleichen Leichtigkeit bedienen können würde, wie die rihannische Frau die Sensoren, oder ob sie sich doch geirrt hatte und gar nichts von Medizin verstand...
"Lassen Sie uns einfach nach Lebenszeichen scannen", sagte sie laut. "Ich habe bisher keine Lebensform an Bord getroffen, die nicht intelligent war, also schätze ich einmal, dass wir nicht auf allzuviele treffen werden, wenn wir es ohne Scan für höhere Hirnfunktionen oder Gewichtsbeschränkungen versuchen."

Rhuissa nickte. Intuitiv wusste sie, was zu tun war. Sekunden später erschien das Ergebnis auf ihrer Konsole. Rhuissa sah auf zu Kria und dann wieder auf ihre Konsole:
"Deck 1: 4 Personen auf der Brücke, 1 Person in einem Lagerraum
Deck 2: 7 Personen auf den Korridoren im Quartierbereich, 4 Personen in Quartieren, 2 ... nein, nicht eindeutig als Person erkannte Lebensformen in der Krankenstation
Deck 3: 1 Person im Maschinenraum
Deck 4: ist leer.
Das ist alles.
Insgesamt sind das ... 17 Personen und 2 Nicht-Person-Lebensformen. Was auch immer."
Rhuissa sah wieder zu Kria.


>> Korridor / Deck 1 <<

Sovek trat auf dem Korridor und überlegte kurz ob er noch mal, und das ganz alleine, einzeln die Türen öffnet.
Er strafte seine Uniform und schritt mutig voran, dorthin wo die Küche sein sollte. Die ersten Türen an die er vorbei kam, waren die Türen der beiden Turbolifte, dann kamen zwei Wartungsschachtzugänge und darauf folgten zwei weitere Türen.
Sovek las die rihannische Beschriftung an der rechten Tür [NRPG: wenn man von der Brücke kommt]: 'Nicht genutzter Raum.'
"Was nicht genutzt wird, in dem kann nichts sein," war die Logik von Sovek und drehte sich zur anderen Tür. 'Lagerraum,' stand an der Tür und Sovek konnte sich die Neugier nicht verkneifen, auch wenn er immer wieder auf böse Überraschungen traf. Er betätigte eine Sensortaste und die Tür zischte beidseitig auf.
Wieder ein dunkler Raum. Langsam sah er hinein. "Computer, Licht," befahl er instinktiv und das Licht ging in den Raum an.


>> Lagerraum (ehemalige Kombüse) / Deck 1 <<

Der Raum entpuppte sich als ein Raum für alles und jedes. Sovek sah einen Mikrowellenherd, auf dem eine kleine Kiste abgestellt war. Der Kühlschank war auf und nicht in Betrieb. Aus ihm ragten ein paar Elektrokabelrollen die dort gelagert wurden.
Sovek blicke schweifte langsam durch den Raum. Das war die Küche, aber irgendwie auch nicht.
Auf dem Arbeitstisch des Koches lagen diverse Wollknäuel. "Ich kann doch gar nicht stricken?" und er kratzte sich am Hinterkopf. "Oder doch?"
Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht. "Das kann doch nicht sein. Das glaube ich nicht. Das soll mein Arbeitsbereich sein?"


>> Maschinenraum <<

Mittlerweile hatte Staska Deck 3 erreicht. Sie entdeckte am Ende der Röhre eine weitere Klappe und entschied sich, dorthin zu gelangen.
Wie gerne hätte sie nun irgend ein Messgerät bei sich- vielleicht etwas, womit sie andere Personen aufspüren konnte. Warum hatte sie so etwas nicht? Wenn sie wirklich das war, was sie schon die ganze Zeit im Gefühl hatte, dann musste sie es doch haben? Aber vielleicht irrte sie sich auch, doch war sie ziemlich sicher, es nicht zu tun.
Nun, wie dem auch war - kein Gerät, was blieb, waren nur der Instinkt und das Kaleh. Staska öffnete die Klappe nur leicht. Sie schaute durch den Spalt und stellte zufrieden fest, dass niemand zu sehen war.
Dann kletterte sie hinaus, auf den Korridor, der sie in den Maschinenraum brachte. Staska erinnerte sich nicht, wo sie war, doch kam ihr die Umgebung sehr angenehm vertraut vor. Interessiert schaute sie sich um. Ihr Blick fiel als erstes auf die zentral gelegenen Kontrollen, die rundlich mitten im Raum platziert waren. Terminals waren darauf angebracht, genau wie auch sonst im Raum an den Seiten und Ecken platziert. Eine etwas dickere Wand, mit einem großen, oben etwas abgerundeten Einlass, trennte den Raum, ließ aber den Blick auf einen großen, dahintergelegenen Wandschirm frei. Staska erkannte, dass in der Wandaussparung dicke Metalltüren eingelassen waren, am Boden befanden sich anscheinend manuelle Steuerungen dafür. Staska hatte das Gefühl, als hätte sie dieses alles schon einmal gesehen, und wusste, wie man es nutzte. Sie konnte sich aber keinen Reim darauf machen, wann und wo. Es ergab schon wieder keinen Sinn!
Staska verwarf den 'Frust' über die Erinnerungslosigkeit fürs erste wieder, und widmete sich weiterhin der Einrichtung. Sie schritt durch die Türen zum Wandschirm und betrachtete sie eingehend. Auch hier überkam sie das Gefühl, es zu kennen. Die Symbole und Zeichen mussten der Überwachung dienen. Der Überwachung von Maschinen und der Systeme dieses Ortes. Doch eines war Staska so gut wie sicher. Sie befand sich auf einem Schiff. Ein Terminal zeigte ihr den Status des Schiffes an. Die Silhouette war ihr vertraut. Raumstationen sahen anders aus. Nur wusste sie nicht, was für ein Schiff es war, doch hatte sie hier ihren Auftrag. Das Puzzle ergänzte sich wieder, doch immer noch fehlten etliche Teile um ein Bild erkennen zu können. Und Vermutungen befriedigten nicht unbedingt.


>> Yaros Quartier <<

"Fassen wir also zusammen. Du kannst mir nichts über die Leute sagen, die hier herumlaufen, Du kannst mir nicht erklären, wo ich eigentlich zu Hause bin, Du kannst mir nicht sagen, warum ich hier bin oder was ich hier tue und Du kannst nicht bestätigen, ob ich zur Zeit meinen richtigen Namen trage, hm?"
"Positiv."
Yaros massierte seine Schläfen. Allmählich bekam er Kopfschmerzen davon, ständig im Kreis herumzufragen. Was gab das alles für einen Sinn? Eine bestimmte Anzahl von Leuten kreiste in einem ihm unbekannten Raumsektor durch die Gegend, besaß kein Langzeitgedächtnis und nicht einmal der Computer wusste Bescheid über irgend etwas - oder er war nicht bereit, darüber zu reden. Konnten Computer das überhaupt? Vielleicht hatte es eine Fehlfunktion gegeben, die sowohl die Leute als auch den Computer betrafen. Waren Gehirne wie Computer? Irgendwie schon....
Yaros seufzte und ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Ein paar Minuten brachte er damit zu, an die hellgraue Decke zu starren. Es war überhaupt viel grau. Und grün. Grau und grün. Mit Sicherheit wären auch noch andere Farbkombinationen denkbar, aber vielleicht hatte das eine bestimmte Bedeutung. Symbolisierten Farben in ihrer Kultur Erfolg? Macht? Überlegenheit? Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, warum sie hier waren. Vielleicht waren das die Farben von... Forschern. Oder Eroberern. Oder einer Art... Diplomatengruppe, die Kontakt aufbaute zu anderen Völkern? Planeten? "Wir kommen in Frieden und wir bringen euch die Farbe Grau.", murmelte er vor sich hin und kicherte.
Er hatte die Lust an diesem Spielchen längst verloren. Es war sinnlos, stets dieselben Antworten zu bekommen, die ohnehin keinen Sinn ergaben. Wenn er nicht so herausfinden konnte, wer sich alles so an Bord herumtrieb, blieb ihm wohl nur die eine, aber dafür umso angenehmere Alternative: Er musste sie selbst suchen. Vielleicht diese Frau ohne Namen, die vorhin noch hier gewesen war. Oder diese Jaeih. Egal, irgendwen würde er schon auftreiben. Er sprang schnell auf und schaute fasziniert zu, wie sich die Tür zu diesem zweiten kleinen Raum vor ihm öffnete. Ein toller Effekt, wirklich. Vor allem, wenn man beide Hände dazu benutzen musste, um.... für was? Gerade war ihm noch klar gewesen, wie er diesen Gedanken beenden wollte, jetzt war es wieder weg. Wie ein Bild, das man nur so lang sehen konnte, bis sich Konturen und Farben erahnen ließen. Noch einmal seufzte er und betrachtete sein Spiegelbild. Kurz fuhr er sich mit den Fingern durch den Haarschopf und traf eine Entscheidung. Er hatte diese Uniform - oder was immer diese Kleidungsstücke darstellten - angezogen, weil er es wahrscheinlich jeden Tag vorher getan hatte. Doch wenn er nicht einmal wusste, was sie symbolisierte oder welchen Zweck sie erfüllte, war es eigentlich nicht richtig, dass er sie trug, oder? Spontan zog er sich das Oberteil wieder aus und stellte das Quartier so lange auf den Kopf, bis er ein schlichtes, grünes (schon wieder grün!) Hemd gefunden hatte. Diesmal grinste er sein Spiegelbild zufrieden an. Viel besser.
Entschlossen, irgend jemanden aufzustöbern, verließ er sein Quartier und lief aufs Geratewohl auf den Korridor hinaus.


>> Korridor, Deck 2 <<

Easgéan hatte noch nach einer Erwiderung gesucht, aber keine gefunden... Dann war sie gegangen und irgendwie war ihm klar geworden, dass er eine Chance verpasst hatte, für immer. Nur welche, das war ihm nicht klar.
Wenn doch nur noch ein paar mehr Erinnerungen da gewesen wären...
Er hatte einen Namen, das war schon viel im Vergleich zu den anderen, aber was hatte es zu bedeuten dass er ihn in die Haut eingeprägt trug? Und das war nicht alles... Hände und Arme waren übersäht von Narben, überwiegend waren es glatte Schnitte, aber auch hässliche Brandwunden hatten ihre Spuren hinterlassen.
Was sagte das über ihn aus? Einfach nur eine bewegte Vergangenheit? Vielleicht, aber er hielt es für besser sich gleich darauf einzustellen, dass da noch mehr war...
Und die Flasche in seinem Quartier? Trank er?
Nun, wenn er in den nächsten Stunden zu zittern begann und sich mies fühlte würde er es wissen...
Und warum der Gedanke er könnte der Kommandant sein? War das Wunschdenken oder eine Erinnerung? Aber es gab einen Beweis dass eine Frau Kommandantin war... Eine Fälschung? Wenn es kein Unfall war dass die Erinnerungen fehlten sondern jemand Fremdes das Kommando ergriffen hatte... Das klang durchaus sinnvoll... Aber es stand nur sein persönlicher Eindruck gegen einen schriftlichen. Und das löste etwas in ihm aus. Jemand anderem mehr zu vertrauen als sich selbst, das hatte ihn einst in Schwierigkeiten gebracht, dessen war er sicher...
Es musste etwas passieren...
"Computr, wo isses Kommandozentrum?"
Er bekam die Antwort und machte sich auf den Weg...


>> Brücke <<

Easgéan erreichte die Brücke und sah eine Frau im Kommandothron sitzen...Ohne länger darüber nachzudenken baute er sich vor ihr auf. Er war davon überzeugt, dass sie dort nicht hingehörte. "Wer sin se?"

"Ich bin Riov Veremnur i'rhunn t`Riltha, Kommandierende Offizierin der ChR Drolae. Wer sind Sie?" fragte Veremnur.

Kria dachte kurz nach.
"Nun gut, dann können wir jetzt auf fröhliche Suche gehen. Zunächst einmal sollten wir alle Personen zusammentrommeln und zur Brücke geleiten, damit die Riov ihnen Aufgaben zuteilen kann. Danach schauen wir uns die Krankenstation und die Lebensformen darin an. Frage ist: Auf welchem Deck beginnen wir? Auf Deck 3 scheint nur eine Person zu sein, es ist aber recht wahrscheinlich, dass diese sich schneller wegbewegen wird, als die Personen auf Deck 2. Was denken Sie?"

"Wir müssen zuerst runter auf Deck 3. Dort ist der Schaden am größten." sagte Rhuissa spontan und ohne nachzudenken. Dann sah sie Kria verblüfft an. "Was rede ich denn da! Warum habe ich das gesagt? Wir haben doch keinen Schaden auf Deck 3! Oder doch?"

Veremnur drehte sich zu Rhuissa: "Ich prüfe das!" Ähnlich wie Rhuissa bediente sie die Konsole intuitiv. Eine verborgene Erinnerung in ihr schien genau zu wissen, was sie tat. "Kein Schaden. Kein Hüllenbruch, kein Versagen der Lebenserhaltung. Sie hatten vielleicht ... eine Erinnerung?"

Rhuissa nickte irritiert: "Ja vielleicht. An einen früheren Notfall. Allerdings erinnere ich mich an gar nichts."

Veremnur nickte und sah wieder Easgéan an.

Rhuissa wandte sich an Kria. "Deck 2. Dort sind die meisten Personen. Die Person auf Deck 3 können wir später vor Ort lokalisieren."



......................... Ende der Chronik .........................





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